Läuft bei Vehs zu Hause denn Tag täglich Fußball? Oder geht es dahingehend inzwischen auch mal etwas ruhiger zu?
Klar, Fußball ist meine Leidenschaft. Von klein auf gespielt, dann lange im Fußball gearbeitet. Fußball schaue ich immer, aber zugegebenermaßen auch nicht mehr jedes Spiel.
Sprich, Sie sind immer noch nah dran an der Bundesliga?
Natürlich, das gehört dazu.
Mit knapp 200 Spielen als Trainer standen Sie in ihrer langen Laufbahn nur beim FC Augsburg häufiger an der Seitenlinie als bei der Eintracht. Besondere Momente, wenn Sie an die Zeit in Hessen zurückdenken?
Da gibt es viele. Zum einen als verantwortlicher Trainer, aber auch im zwischenmenschlichen Bereich. Wenn man so lange da ist, lernt man auch Freunde kennen – Freundschaften entstehen. Es ist sehr schön, wenn man wo hinkommt, Menschen kennenlernt und Jahre später noch immer mit ihnen befreundet bist.
Armin Veh ...
- ... trainierte zwischen 2011 und 2014 sowie in der Saison 2015/16 die Eintracht und stand bei 146 Spielen an der Seitenlinie.
- ... war in 138 Partien als Cheftrainer beim VfB Stuttgart und holte mit den Schwaben 2007 die Deutsche Meisterschaft.
- ... arbeitete als Trainer zudem für den FC Augsburg, VfL Wolfsburg, Hamburger SV, SSV Reutlingen, Hansa Rostock sowie die SpVgg Greuther Fürth.
- ... bestritt als Spieler 65 Bundesliga-, 53 Zweitliga-, 18 DFB-Pokal- und fünf Europapokalspiele.
Ihren größten Erfolg als Trainer feierten Sie 2007 aber mit Stuttgart. Die Meisterschaft kam etwas wie Kai aus der Kiste. Wie besonders war dieser Erfolg?
Das war sehr besonders. Wir waren zu dieser Zeit die jüngste Mannschaft und hatten vor der Saison einen großen Umbruch. Wir sind sicherlich nicht einmal ansatzweise als Favorit auf den Titel in die Runde gegangen. Dann Deutscher Meister zu werden, ist natürlich etwas Besonderes.
Kurzum, schlagen zwei Herzen in ihrer Brust, wenn diese beiden Klubs aufeinandertreffen?
Ja, absolut. Bis auf das letzte Jahr [Rückkehr nach Frankfurt als Trainer 2015/2016; Anm. d. Red.] – in dem ich ursprünglich gar kein Trainer mehr machen wollte, sondern eigentlich andere Pläne hatte, mich dann aufgrund der Umstände aber bereiterklärt hatte – hatte ich eine wunderbare Zeit in Frankfurt. Nicht nur beruflich, sondern auch zwischenmenschlich. In Stuttgart genauso. Diese beiden Vereine sind tief in mir drin.
Sprich, immer Wunschergebnis unentschieden?
Am liebsten sind beide erfolgreich. Es sind zwei Vereine, die ich liebe. Beide Klubs haben eine wahnsinnige Fanbasis, die Fans lieben ihren Klub. Zudem sind es zwei tolle Städte.
Beide Mannschaften können richtig gut Fußball spielen.
Armin Veh über das Spiel der Eintracht in Stuttgart
Beide Klubs haben in den vergangenen Jahren eine besondere Entwicklung hingelegt: Wie nehmen Sie diese wahr?
Der VfB war zwischenzeitlich mal etwas von der Bildfläche verschwunden und hat sich nun durch sehr gute Personalpolitik – und es kommt immer auf die Personalpolitik an – wieder dahingebracht, wo sie mal waren. Die Eintracht hat längere Zeit in der Bundesliga eher eine untergeordnete Rolle gespielt und ist inzwischen, nachdem sie – egal in welchem Bereich – sehr gute Entscheidungen getroffen hat, in der Lage, oben mitzuspielen. Das haben sich beide Klubs geschaffen, es ist immer hausgemacht und von Personen abhängig.
An der Seitenlinie beider Klubs stehen mit Dino Toppmöller und Sebastian Hoeneß zwei junge Trainer. Soweit es aus der Ferne möglich: Wie betrachten Sie die Arbeit von Dino Toppmöller?
Im ersten Jahr war es etwas rappelig, nun ist er in seinem zweiten Jahr als Cheftrainer. Bei beiden fällt mir auf, dass sie sich selbst nicht so wichtig nehmen, nicht ständig von sich, sondern von der Mannschaft sprechen. Das gefällt mir gut, es stellt sich keiner in den Vordergrund. Es ist nun das zweite Jahr für Dino und es sieht richtig gut aus – und ein Trainer, wenn er noch jung ist, wird jedes Jahr besser. Es ist ja gar nicht auszudenken, wo die Eintracht noch hinkommt (lacht). Beides sind sehr angenehme Trainerkollegen, die ich mir sehr gerne anhöre und anschaue.
Nach neun Spieltagen liegt die obere Hälfte der Tabelle noch eng beisammen. Die Eintracht ist aktuell Dritter, Stuttgart mit vier Punkten weniger Achter. Was erwarten Sie vom Spiel am Sonntag?
Ich erwarte ein Spiel, dass den Zuschauern Spaß machen wird. Beide Mannschaften können richtig gut Fußball spielen. Was bei der Eintracht auffällt, und das war auch in den vergangenen Jahren so, ist, dass sie in der Offensive Spieler haben, die den Unterschied machen können – inzwischen mit Omar Marmoush und Hugo Ekitiké. Die Stuttgarter sind vorne ebenfalls sehr gut. Das wird ein interessantes Spiel.
Schauen Sie das Spiel im Stadion oder in Ruhe auf der Couch?
Ich werde mir das Spiel zu Hause anschauen. Nun ist es sowieso sonntags, aber auch wenn es am Samstagnachmittag gewesen wäre, hätte ich mir nur diese Partie angeschaut. Es ist auf jeden Fall mein Topspiel.
Auf was wird es für die Eintracht ankommen, um drei Punkte in Stuttgart mitzunehmen?
Stuttgart ist für mich besser, als es der Tabellenplatz aktuell sagt. Sie haben ein paar Punkte liegenlassen. Wichtig wird sein, dass sie in der Defensive gut stehen – der VfB ist technisch richtig gut und spielt zudem zu Hause. Dann können sie vorne mit ihren gefährlichen Stürmern natürlich immer Tore machen.
Welche Spieler stechen für Sie aus der Stuttgarter Mannschaft heraus?
Wichtig in der Bewertung ist, dass Stuttgart vor der Saison mit Anton, Ito und Guirassy drei ganz wichtige Spieler verloren hat, und trotzdem spielen sie fast den gleichen Fußball wie vergangenes Jahr. Sie haben eine gute Achse: Mit Nübel einen guten Torwart, mit Chabot einen guten Innenverteidiger geholt, mit Stiller und Karazor zwei gute Sechser, die sich unheimlich gut verstehen, mit Millot einen überragenden Fußballer und vorne mit Undav einen Stürmer, der seit zwei Jahren richtig gut performt. Auch Leweling, der zwar verletzt fehlen wird, hat sich auf den Außen unter Sebastian Hoeneß – wie viele Spieler – sehr verbessert.
Was ist der Eintracht dieses Jahr zuzutrauen?
Vor der Saison habe ich gesagt, dass die ersten Fünf aus der vergangenen Saison auch diesmal die ersten fünf Plätze unter sich ausmachen werden – ungewiss, in welcher Reihenfolge. Wenn eine Mannschaft da reinstoßen kann, dann die Eintracht. Wie gesagt, das war meine Einschätzung vor der Saison. Die ersten Sechs stehen für mich relativ fest.