Eintracht-Redaktion: Tomi, ihr wolltet mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen, das ist euch gelungen. Geht ihr auch mit einem guten Gefühl aus ihr heraus?
Stipic: Absolut. Wir konnten die gute Stimmung nach dem Derbysieg gegen den FSV Frankfurt auch in die Vorbereitung auf die Rückrunde mitnehmen. Seit wir am 5. Januar das Training wieder aufgenommen haben, konnten wir unser Selbstvertrauen weiter steigern, sind weitestgehend verletzungsfrei geblieben und haben in den Testspielen insgesamt überzeugt.
Zuvor hattet ihr drei Wochen frei. Wie hast du die trainingsfreie Zeit genutzt?
Nach der Weihnachtsfeier mit der Mannschaft habe ich die Zeit über die Feiertage bis Silvester im Kreise der Familie komplett abschalten können. Es war ein tolles Erlebnis, dass all meine sieben Geschwister bei uns waren, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Diese Erfahrungen waren schön, aber jetzt freue ich mich auf die bevorstehenden Herausforderungen!
Wie gefällt dir die Stadt Frankfurt, wie lässt es sich hier leben?
Frankfurt ist eine der schönsten Städte, in denen ich bislang arbeiten durfte. Sie ist sehr multikulturell, so wie in jeder Mannschaft. Das sieht man auch anhand der kulinarischen Möglichkeiten. Ob gutbürgerliche, asiatische oder kroatische Küche – es ist für jeden etwas dabei. Darüber hinaus treten einem die Menschen sehr offen gegenüber. Das ist eine spezielle Kultur, die sich von anderen Teilen Deutschlands unterscheidet. Auch ist die Eintracht sehr präsent in der Stadt und ich bin stolz, einen Teil zum Erfolg des Vereins beitragen zu können.
Mit der DIVA hast du eine kroatische Gaststätte quasi neben dem Trainingsgelände. Im Zweifel: Cevapcici mit Ajvar oder Schnitzel mit grüner Soß‘?
Ich fühle mich als Deutscher, weil ich hier aufgewachsen, mit der deutschen Küche groß geworden bin und so gesehen das Schnitzel öfter auf dem Tisch hatte. Aber auch Cevapcici mag ich sehr gerne, deshalb sage ich 50:50.
Zum Sportlichen: Welche Schlüsse habt ihr aus der Hinrunde ziehen können?
Es liegt eine interessante Hinrunde hinter uns. Wir haben erkannt, dass wir Spieler mit speziellen Fähigkeiten, aber auch speziellen Persönlichkeiten haben. Die Truppe verfügt passend zur Eintracht über eine große Vielfalt. Dennoch haben wir aus allen Charakteren in der Hinrunde ein weitgehend stabiles Gebilde formen können, was sich etwa darin zeigt, dass wir kein Spiel mit mehr als zwei Toren Differenz verloren und einige Rückstände wettgemacht haben. Die Mannschaft hat immer an sich geglaubt, in jedem Spiel. In manchen Situationen waren wir konteranfällig, was auch unserem teilweise noch zu mutigen Spielansatz geschuldet war. Auf der anderen Seite zählen wir zu den Mannschaften mit den meisten Torchancen, jedoch möchten wir dahingehend unsere Trefferquote erhöhen. In diesem Zusammenhang müssen wir berücksichtigen, dass wir zu den jüngsten Mannschaften der Liga zählen. Einige Akteure haben die Hinrunde benötigt, um sich an die A-Junioren-Bundesliga zu gewöhnen. Heute kenne ich die Mannschaft noch besser und umgekehrt sie auch mich, weshalb mittlerweile viele Abläufe instinktiver passieren und von einem größeren Selbstverständnis geprägt sind.
Wie hat sich entsprechend die Vorbereitung auf die Rückrunde gestaltet?
Einen Schwerpunkt haben wir auf das Umschaltverhalten nach eigenem Ballgewinn gelegt: Wir möchten noch vertikaler agieren, den Strafraum mit mehr Spielern besetzen und gleichzeitig die Konteranfälligkeit vermindern. Dazu haben wir an unseren Standardsituationen gefeilt sowie am eigenen Ballbesitzspiel gearbeitet und verschiedene taktische Varianten einstudiert.
Auffällig war die Vielfalt der Einheiten. Was hatte es etwa mit dem Box-Exkurs auf sich?
Aus dem Boxen lassen sich viele, auch für Mannschaftssportarten hilfreiche, Elemente und Werte übertragen, wie Respekt und Toleranz. Man bekämpft den Gegner mit allen erlaubten, aber nie unfairen Mitteln, ein Schlag unter die Gürtellinie ist tabu. Eine entscheidende Fähigkeit von Boxern ist auch die absolute Konzentrationsfähigkeit: Ist man nur einen kleinen Moment unachtsam, erfährt man die Folgen unmittelbar am eigenen Leib. Ein höherer Fokus minimiert die individuelle Fehlerquote.
Schaust du dir auch bei anderen Sportarten Dinge ab? Im Januar lief die Handball-WM…
Schon von anderen Fußballnationen lassen sich Ideen übernehmen. Beispielsweise wenn ich mir anschaue, wie der Fußball in England gespielt und von den Zuschauern wahrgenommen wird: Es gibt keine Zäune, die Unterbrechungen nach Fouls sind kürzer – solange der Fuß noch dran ist, wird weitergespielt (lacht). Aber auch andere Sportarten können als Anschauung dienen, wie Handball hinsichtlich Körperkontakt oder Handlungsschnelligkeit. Grundsätzlich sollte jeder allen Sportarten offen begegnen, um für sein Team und sich persönlich etwas mitzunehmen. Dafür sind wir bei der Eintracht mit über 50 Sportarten genau richtig.
Ihr hattet zuletzt mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Wie gestaltet sich aktuell die Personalsituation?
Aktuell befinden sich fast alle Spieler im Mannschaftstraining oder sind kurz vor der Rückkehr. David Siebert befindet sich seinem Zehenbruch auf einem genauso guten Weg wie Patrice Kabuya nach seiner Knieverletzung. Mit Nils Stendera konnte ein Schlüsselspieler gegen Mönchengladbach und Köln schon wieder spielen. Auch Furkan Türksoy ist wieder zurück. Leider hat sich Max Bell Bell im letzten Testspiel gegen den MSV Duisburg schwerer verletzt. Wir hoffen, dass er möglichst schnell wieder auf die Beine kommt.
Noch gestaltet sich die Tabelle nicht vollends entspannt. Du hast schon in der zweiten und dritten Liga um den Klassenerhalt gekämpft. Was kannst du den Jungs dahingehend mit auf den Weg geben?
In meiner Arbeit geht es immer auch um Visionen. Ich sage meinen Spielen immer: Wenn ihr an den Riederwald kommt, kommt ihr in das Haus der Visionen und Träume. Jedes Training steht für Entwicklung. Es ist wichtig, dass die Jungs dieses Gefühl haben und sich den Aufgaben mit voller Hingabe widmen. Sie müssen sich von äußeren Einflüssen wie der tabellarischen Konstellation lösen und sich komplett auf das sportliche Handeln fokussieren. Das beschleunigt die Entwicklung und erhöht automatisch die Erfolgswahrscheinlichkeit.