10.08.2022
Europapokal

„Es ist traumhaft schön“

Die Adlerträger, die vor 62 Jahren das Jahrhundertspiel gegen Real bestritten, sorgen vor dem Super Cup in der Frankfurter Botschaft für Gänsehaut. Axel Hellmann spricht derweil Bewährtes an.

Nach dem offiziellen Teil am Dienstagabend in der Frankfurter Botschaft gab es unter den am Vorabend des UEFA Super Cup geladenen Gästen nur noch ein Thema: der Bühnenauftritt von den nach Helsinki gereisten Spielern aus der 59er-Meister- beziehungsweise 60er-Endspielmannschaft. Letztere waren Zeitzeugen des „Jahrhundertspiels“ im Glasgower Hampden Park am 18. Mai 1960 gegen Real Madrid. Erwin Stein, Ekko Feigenspan, Istvan Sztani und Dieter Stinka sorgten mit emotionalen Erzählungen für Gänsehautmomente, während Axel Hellmann und Peter Fischer die Gäste auf das Duell mit dem spanischen Rekordmeister einschworen.

Der offizielle Part des Abends, moderiert von Jochen Stutzky, wurde eingeläutet mit den besten Szenen aus der vergangenen Europa-League-Saison. Vorstandssprecher Axel Hellmann betonte im Anschluss, dass „uns niemand diese Bilder, diese Emotionen nehmen kann“. Es gehe am heutigen Mittwoch um die europäische Krone, „auch wenn wir uns nach dem 1:6 gegen die Bayern wie die geprügelten Hunde vorkommen“. Gerade deshalb hob Hellmann wie gewohnt die Bedeutung des energetischen Bandes hervor, dass alle im Klub zusammenhalte und zu den bisherigen Erfolgen geführt habe. „Das brauchen wir wieder, um als Sieger vom Platz zu gehen.“

Hellmann spannte dann den Bogen zum Finale im Landesmeisterpokal 1960 zwischen der Eintracht und Real, das fast 130.000 Zuschauer im Hampden Park vor Ort sahen und das als Jahrhundertspiel in die Geschichte einging. „Es ist das größte Spiel unserer Vereinsgeschichte, weil es über viele Jahrzehnte Spuren hinterließ.“ Besonders stolz mache ihn, dass sich auch Real trotz zahlreicher Pokalgewinne seither der historischen Bedeutung bewusst sei und diesen Respekt in Helsinki allen Frankfurtern bekundet hätte.

Die Überleitung zu den Szenen von 1960, die im Anschluss über die Leinwand liefen, war geschaffen. Die Geschichte dieser Partie ist in den vergangenen Tagen viel erzählt worden. Der Außenseiter aus Frankfurt mit seiner Amateurmannschaft trifft in Glasgow auf die Profis von Real Madrid, die zum fünften Mal hintereinander den Europapokal der Landesmeister gewinnen können. Es war Fußball von einem anderen Stern, das schönste 3:7 der Welt, alle Adlerträger sind seither Helden im Herzen von Europa, haben weltweit Sympathien erhalten und wurden von der Eintracht nach Helsinki eingeladen.

Ekko Feigenspan, der mit seinen Toren 1959 die Meisterschaft und damit die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb ermöglicht hatte, sagte: „Wie unsere Verdienste gewürdigt werden, ist einmalig.“ Seine Frau meinte über die Erlebnisse von Sevilla: „Es war ein Traum, ich habe noch nie so etwas erlebt.“ Helga Stinka stimmte ein: „Es ist traumhaft schön, dass wir eingeladen und von Matthias Thoma und Frauke König wunderbar betreut werden.“

Ich lief alleine auf das Tor zu, und da war er dann doch wieder. Ein harter Hund.

Erwin Stein über 1960-Gegenspieler Santamaria

Es folgte der große Auftritt von Erwin Stein, der für seine zwei Tore gegen Real 1960 seinen verdienten Sonderapplaus erhielt. Immer wieder kam er auf das legendäre Duell mit Real-Verteidiger José Emilio Santamaria zu sprechen. „Ich lief alleine auf das Tor zu, und da war er dann doch wieder. Ein harter Hund“, sagte Stein. Heute sind die beiden befreundet, Santamaria ist der einzige noch lebende Spieler von Reals weißem Ballett der 1950er.

Zum Abschluss des historischen Teils kam auch Helga Grabowski auf die Bühne, Witwe des im März verstorbenen Jürgen Grabowski, unter dessen Motto das Finale in Sevilla stand.

Bevor alle Gäste mit einem Ständchen Dieter Stinka zum 85. Geburtstag gratulierten, forderte Präsident Peter Fischer, dass die Mannschaft am heutigen Mittwoch „Mentalität zeigen“ müsse. „Giftig und bissig müssen wir sein“, forderte er und motivierte wie gewohnt die Fans, volle Unterstützung zu zeigen.