30.08.2019
UEFA Europa League

Es kann beginnen

Der Anhang kam komplett in Schwarz gehüllt, doch von Endzeitstimmung war keine Spur. Frankfurt feiert sich nach Europa.

Seit Donnerstag ist der Eintracht der nächste Rekord schon sicher: Wenn die Eintracht am 12. Dezember ihr letztes Gruppenspiel in der UEFA Europa League bestreitet, werden die Hessen 2019 20 Europapokalspiele absolviert haben – Höchstwert aller deutschen Vereine aller Zeiten! Oder um mit den Worten vom heutigen Geburtstagskind Dragoslav Stepanovic – Alles Gude an dieser Stelle! – zu sprechen: Europa geht weiter!Wofür es viele Gründe gibt, die Adi Hütter im Nachgang treffend zusammenfasste: „Die Einheit zwischen den Fans, dem Trainerteam und den Spielern hat uns das Weiterkommen beschert.“ Und auch der Umstand, dass die Hausherren mit dem kochenden Hexenkessel effektiver umzugehen wussten als die Elsässer. „Die Zuschauer haben uns gepusht, es war unglaublich laut. Es kam uns zugute, dass wir deswegen nicht überdreht haben“, bestätigte Sebastian Rode die Erfolgsformel à la „Mit heißen Herz und kühlem Kopf“. Der Mittelfeldmotor betätigte wie bereits in Leipzig an der Seite von Dominik Kohr den Maschinenraum in der Frankfurter Zentrale, die keine Pause kannte, den Rhythmus von der ersten Sekunde an hochhielt und gnadenlose Impulse in Richtung gegnerisches Gehäuse setzte. Dass am Ende die Flügelzange in Persona Filip Kostic und Danny da Costa gegen Strasbourg die Siegerstraße pflasterte, machte das Gesamtkunstwerk perfekt. „Den Freistoß habe ich schon zuvor ein paar Mal geübt“, verriet der Serbe hinterher, wie es zum ersten „sauberen“ Frankfurter Freistoßtreffer seit Bastian Oczipkas Führungstor im Mai 2015 gegen Hoffenheim kam. Der Serbe hat auch das 1:0 gegen Hoffenheim im März diesen Jahres zugesprochen bekommen, allerdings gab Rebics Kopf dem Ball eine entscheidende Richtungsänderung.

Diva in Black

Eingeleitet hatte die Europokalparty Mitte der ersten Halbzeit der wiedergenesene Ante Rebic, der mit seiner strammen Hereingabe Stefan Mitrovic gewissermaßen keine andere Wahl ließ, als das Leder in das eigene Gehäuse zu bugsieren. Mindestens genauso große Aufmerksamkeit erhielt kurz vor der Pause Rebics zweiter ungewollter Wirkungstreffer, als er beim Kampf um den Ball mit Matz Sels zusammenrasselte, die fragwürdigen Folgen sind bekannt. Dass dem Platzverweis gegen die Frankfurter Nummer Vier tags darauf die Präsentation des vierten Trikots, eigens für die UEFA Europa League entworfen, folgte, lag nicht zuletzt daran, dass sich der Gastgeber alles andere als unterzählig präsentierte, getreu der Devise: Dann jetzt anstatt zwölf gegen elf eben elf gegen elf…Weil sich Kohr & Co. auch nach dem Seitenwechsel von der veränderten Situation unbeirrt ins Getümmel stürzten, war bald Strasbourg nach einem Affekt Dmitri Liénhards dezimiert. Auch wenn Kostic befand, „wir hätten es auch ohne den zweiten Platzverweis gepackt“, gereichte die rasche Gleichzahl sicher nicht zum Nachteil. Ebenso darf die gestrige „Diva in Black“ von sich behaupten, mit der zweiten Europapokalteilnahme in Folge, was letztmals 1995 gelang (damals allerdings mit dem Aus im UI-Cup-Achtelfinale), eine eindeutige Bereicherung für den Wettbewerb darzustellen. Dafür warb allein die einmal mehr beeindruckende Choreographie, die alles auf Schwarz setzte, aber mit Glücksspiel nichts zu tun hatte.So hieß es denn nach über 90 schweißtreibenden Minuten anstatt „rien ne va plus“ (nichts geht mehr), „Adieu Strasbourg“ und „Gude Europa“. Sebastian Rode schwärmte: „Es war einer dieser Donnerstage, wie wir sie im vergangenen Jahr erlebt haben.“ Und vermutlich noch erleben werden. Es kann beginnen.