03.04.2022
Europapokal

Fiesta auf Hessisch

Die Eintracht trifft erstmals in einem Pflichtspiel auf den FC Barcelona. Der Respekt ist immens, die Aufgabe noch größer – aber der Glaube ungebrochen.

Präsident Peter Fischer vergleicht die Aufeinandertreffen mit dem FC Barcelona mit dem Finale des Europapokals der Landesmeister 1960 gegen Real Madrid, Vorstandssprecher Axel Hellmann spricht von der „größten Spielpaarung“ seines Lebens als Eintracht-Fan und -Funktionär und sagt: „Der sportliche Wert dieses Spiels ist für Eintracht Frankfurt nahezu einzigartig. Seit fast 62 Jahren sind wir auf keinen renommierteren und erfolgreicheren Gegner in einem Pflichtspiel getroffen.“ Und der Aufsichtsratsvorsitzende Philip Holzer betitelt die Paarung unumwunden als „Jahrhundertspiel. Ich bekomme schon Gänsehaut, wenn ich darüber rede“. Keine Frage, zumindest die vergangenen drei Generationen haben kein vergleichbares Szenario bewusst erlebt. Auch Altmeister Makoto Hasebe nicht, der für seine Verhältnisse fast euphorisch kundtat: „Eine top Mannschaft, ich habe persönlich noch nicht gegen Barcelona gespielt. Ich freue mich riesig auf das Spiel.“

Ausnahmen sind auch hier die Regel, wie zum Beispiel Kevin Trapp, der einst für Paris Saint-Germain gegen Barca auf dem Rasen stand. Der Keeper geht voran: „Es wird ein Spiel sein, in dem wir zwei Mal über 90 Minuten an unsere Grenzen gehen müssen. In solchen Spielen entscheiden Details. Mit der Qualität unseres Kaders haben wir die Möglichkeit, zu gewinnen.“ Oliver Glasner unterstrich dies nach dem Weiterkommen gegen Real Betis Balompié und der Auslosung: „Wer gegen den Fünften aus Spanien weiterkommt, kann das auch gegen den Dritten schaffen. Natürlich werden wir eine überragende Leistung brauchen, um gegen Barcelona eine Chance zu haben. Aber wir werden nichts unversucht lassen, um ins Halbfinale einzuziehen. Erst am Samstag wiederholte der Cheftrainer: „Wir gehen da rein, um zu gewinnen.“

Unterlegenheit als Chance

Gleichwohl ist die Favoritenrolle allein historisch geklärt. Fünf Champions-League-Titel, drei Klubweltmeisterschaften, 26 spanische Meisterschaften und 31 nationale Pokalsiege treffen am Donnerstagabend auf einen internationalen und sechs nationale Titel. Dass sich daraus nicht automatisch Prognosen für den Ausgang ergeben, bewiesen die Hessen erst in dieser Saison mit dem 2:1-Sieg beim FC Bayern und erst recht während der Europa-League-Saison 2018/19, als nacheinander die Königsklassenabsteiger Shakhtar Donetsk, FC Internazionale Milano und SL Benfica die Segel strichen und auch der Chelsea FC ins Elfmeterschießen musste.

Die nächste Generation: Barca-Legende Xavi erklärt Nachwuchshoffnung Gavi, was er von ihm erwartet.

Die zu erwartende dominante Spielweise des Gegners könnte der Eintracht jedenfalls wieder in die Karten spielen. „Wir werden anders als gegen Fürth sicherlich keine 70 Prozent Ballbesitz bekommen“, vermutet Glasner und schlussfolgert: „Uns erwartet mehr Raum, womit wir uns leichter tun.“ Nach einem freien Montag, der zur Regeneration auf der einen und zum Sammeln physischer Kräfte auf der anderen Seite dienen soll, geht es für das Team ab Dienstag an die Gegneranalyse. Und die könnte es in sich haben, weil der FC Barcelona im Laufe dieser Spielzeit zwei grundverschiedene Gesichter gezeigt hat. Die erste Saisonhälfte war mit dem Aus in der UEFA Champions League, zwischenzeitlich Rang neun in La Liga und dem Trainerwechsel von Ronald Koeman zu Xavier Hernández Creus, kurz Xavi, noch überwiegend geprägt von Krisen und Rückschlägen. Seit Wochen aber präsentiert sich der aktuelle Tabellendritte der spanischen Liga enorm formstark. Xavi, der für die Katalanen selbst fast 800 Pflichtspiele bestritt, hat aus seinem Ensemble auch dank der Wintertransfers Ferran Torres, Adama Traoré und Pierre-Emerick Aubameyang wieder eine Einheit entwickelt. Seit zwölf Spielen ist der FCB wettbewerbsübergreifend mittlerweile ungeschlagen, hat davon neun gewonnen und in sechs Partien mindestens vier Treffer erzielt. Den vorläufigen Höhepunkt der katalanischen Renaissance bildete der 4:0-Auswärtssieg im Clásico gegen Real Madrid vor gut drei Wochen.

Zurück zu den Wurzeln

Die Symbolbilder des Erfolgs: Aubameyang und Ousmane Dembélé – beide im DFB-Pokalfinale 2017 gegen die Eintracht erfolgreich und mit dafür verantwortlich, dass die SGE in Berlin leer ausging. Wie damals bei Borussia Dortmund scheinen sich die beiden auch im Dress der Blaugrana wieder nahezu blind zu verstehen. Dembélé kommt in den jüngsten fünf Partien auf einen Treffer und sieben Vorlagen, Aubameyang in elf Spielen auf neun Buden und einen Assist. Gerade Letzterer weiß, wie man gegen die Eintracht trifft: Gegen keinen anderen Gegner netzte der Gabuner in seiner Karriere häufiger: zehn Mal in 13 Pflichtspielen. Es sind aber wahrlich nicht nur die beiden Tempostürmer, die herausstechen. Geradezu traditionell gilt das Mittelfeld als wirkliches Herzstück. Neben dem 33-jährigen Routinier Sergio Busquets, der sich sowohl Welt- und Europameister als auch dreifacher Champions-League-Sieger nennen darf, spielen sich die jungen Pedri (19), Gavi (17) und Nico González (20) immer öfter in den Vordergrund. Ganz zu schweigen von Frenkie de Jong (24), der neben den Eigengewächsen mit fast 130 Einsätzen bereits zu den erfahreneren Akteuren des Aufgebots zählt. Nicht zuletzt zu nennen wären die Defensivsäulen Jorid Alba, Winterrückkehrer Dani Alves, Gerard Piqué und Marc-André ter Stegen.

Historische Mutmacher

Auch wenn die Zahlen zugegebenermaßen schier erdrückend scheinen, muss den Hausherren speziell in der Mainmetropole nicht bange sein. Spanische Mannschaften sind im Herzen von Europa gerne gesehen. Fünf der vergangenen acht Partien gegen Vertreter von der iberischen Halbinsel entschied die Eintracht für sich, zwei Partien endeten unentschieden und zu Hause haben die Hessen gegen spanische Teams noch nie verloren. Wie übrigens ab dem Viertelfinale dieses Wettbewerbs im Allgemeinen. Neben der Eintracht gibt es keine andere Mannschaft, die so viele Heimspiele ab einem europäischen Viertelfinale bestritt, ohne dabei eine Niederlage zu kassieren (16). Barca hingegen hat nur drei der vergangenen 20 Europapokalpartien verloren, wobei sie alle Niederlagen auf fremdem Geläuf einstecken musste. Zudem haben sind die Katalanen seit dem Champions-League-Titel 2015 aus vier von fünf europäischen Viertelfinals ausgeschieden. Die Wahrheit liegt letztlich bekanntlich auf dem Platz. Am 7. und 14. April. Erinnerungen sind dann etwas für die Zukunft.

Zum Spiel

Anstoß: Donnerstag, 7. April, 21 Uhr, Viertelfinale, Hinspiel, UEFA Europa League, 2021/22.
Stadion: Frankfurt Stadion, Frankfurt.
Hörtipp: EintrachtFM sendet ab 20.50 Uhr live. Als Co-Kommentator zu Gast ist Etienne Gardé.
TV-Hinweis: RTL überträgt live ab 20.15 Uhr.

Europapokal medial

Am Donnerstag läuft ab 19.30 Uhr die Matchday Show „Eintracht International“ auf EintrachtTV, mainaqila, YouTube und Facebook. Außerdem sei euch die Watch Party #SGEuropa ans Herz gelegt, die ab 20.45 Uhr auf Twitch zu sehen ist.

Die Pressekonferenz vor dem Spiel

Die letzten Informationen vor dem Spiel erhaltet ihr auf der Pressekonferenz am Mittwoch, 13.30 Uhr, mit Cheftrainer Oliver Glasner und Kapitän Sebastian Rode. Live zu sehen auf EintrachtTVmainaqilaYouTube und Facebook.

Abschlusstraining live

Die ersten 15 Minuten des Abschlusstrainings im Deutsche Bank Park laufen am Mittwoch ab 11 Uhr live auf EintrachtTV, mainaqila, YouTube, Facebook und Instagram.