21.05.2017
DFB-Pokal

Finale 1974: Grabi im falschen Trikot

Adler im Anflug! Im DFB-Pokalfinale ist Eintracht Frankfurt zum siebten Mal dabei. Vier Triumphe gab es bislang zu feiern. In einer vierteiligen Serie schauen wir auf die erfolgreichen Jahre 1974, 1975, 1981 und 1988 zurück. Teil 1: 1974.

Dinger gibt’s. Der erste Frankfurter Pokalfinalist war natürlich wieder der FSV Frankfurt. 1939 spielten die Bornheimer im Finale des damals noch „Tschammer-Pokal“ genannten Wettbewerbs im Olympiastadion in Berlin gegen SK Rapid Wien und unterlagen mit 1:3. Die Fans witterten in finsteren Zeiten eine politische Einflussnahme kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich und skandierten nach einigen umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen im Stadion trotzig „Von Tschammer und Osten, Dein Pokal soll verrosten“. Der Pokal war im Nationalsozialismus nämlich nach dem Reichssportführer benannt. In den Anfangsjahren des Pokals überzeugte die Eintracht nicht durch tolle Ergebnisse, 1936 sind wir am Riederwald sogar gegen den FC Flörsheim rausgeflogen. In den 1970er Jahren sind wir dann aber richtig durchgestartet – und heute ist die Eintracht mit vier Titeln eine der erfolgreichsten deutschen Pokalmannschaften.

Finale erst nach der Sommerpause

Auf dem Weg ins Finale hatte die Eintracht kräftig die Tormaschine angeworfen. Acht Tore bei TeBe Berlin, dann Thomas Parits’s 3:2-Siegtreffer kurz vor Schluss in Kassel. Es folgte das dramatische 4:3 nach Verlängerung gegen die Kölner um Wolfgang Overath, als Bernd Hölzenbein beide Tore in der Verlängerung schoss. Im Halbfinale gab’s das erste Pokalduell mit den Bayern. Maier, Schwarzenbeck, Beckenbauer, Breitner, Uli Hoeneß und Gerd Müller waren auf dem Weg zur dritten Deutschen Meisterschaft in Serie. Doch im Frankfurter Waldstadion war Endstation. Uli Hoeneß und Paul Breitner per Elfmeter hatten binnen zwei Minuten die Partie gedreht, ehe Thomas Rohrbach ausglich. In der 90. Minute verwandelte Jürgen Kalb einen Elfmeter – die Entscheidung. Bei den Bayern war man fuchsteufelswild aufgrund des Strafstoßes, und Trainer Udo Lattek polterte: „Wir haben das Spiel durch den Schiedsrichter verloren.“ Der Eintracht war’s egal, das Ticket für das Finale im Düsseldorfer Rheinstadion war gesichert, Gegner sollte der Hamburger SV sein.

Aufgrund der Weltmeisterschaft in der Bundesrepublik konnte das DFB-Pokalfinale aus Terminnot erst nach der Sommerpause und zu Beginn der neuen Saison ausgetragen werden. Das Kontingent von 20.000-Tickets, das der Eintracht zugeteilt wurde, erhöhte die Anhängerschaft der SGE über verschiedene Kanäle auf rund 30.000. Weil die Eintracht und der HSV erstmals im Endspiel mit Werbung auf dem Trikot aufliefen und auch im Düsseldorfer Rheinstadion Werbung platziert wurde, entschied das ZDF aus Protest zunächst, auf eine Live-Übertragung zu verzichten, lenkte schließlich jedoch ein. Das 1:0 durch Trinklein (40.) egalisierte der HSV durch Björnmose (75.). In der Verlängerung sorgten Hölzenbein (96.) und Kraus (115.) für den ersten Pokalsieg der Eintracht. Für Irritationen beim Sponsor sorgte der frischgebackene Weltmeister Grabowski: Etwas voreilig hatte Grabi sein Trikot mit dem seines Gegenspielers getauscht und nahm nun den Pokal im "falschen" Trikot entgegen. Für den Werbepartner der Unterlegenen sicher ein Glücksfall, nicht aber für den Sponsor der Eintracht. Nach einer Intervention kehrte Grabi noch einmal mit dem "richtigen" Shirt vor die Kameras der TV-Sender und Fotoreporter zurück. Vor einigen Jahren hat Grabi übrigens schmunzelnd berichtet, dass die Firma Campari ihm zum Dank ein Paket mit einigen Flaschen hat zukommen lassen. Zitiert wurde Grabi nach Spielende übrigens mit den Worten: "Der Pokalsieg ist für mich genauso wichtig wie der Gewinn der Weltmeisterschaft!"