29.06.2009
Historie

Frankfurt feiert seine Eintracht

Am Montag, den 29. Juni um 14 Uhr startet in Berlin ein Flugzeug, das kurzerhand auf den Namen „Eintracht“ umgetauft wurde und knapp 11 Kilo schwerer ist als auf dem Hinflug.

Denn neben der Mannschaft und den Betreuern ist auch die begehrte Meisterschale mit an Bord. Nach knapp drei Stunden landet der Flieger und bereits am Frankfurter Flughafen wird die Mannschaft von mehreren hundert Fans begeistert empfangen.

Vom Flughafen aus geht es noch einmal kurz in die Bundessportschule, um 18.30 Uhr startet dann der Jubelmarathon. Mit dem Zug geht es an den Hauptbahnhof, wo den Spielern erst richtig bewusst wird, was seit gestern in Frankfurt los ist. Die ganze Stadt ist auf den Beinen um ihre Sieger zu feiern. „Dann treten die Spieler hinaus auf den Bahnhofsvorplatz, und alle Vorstellungen, die sie seit Berlin mit sich trugen, stürzten zusammen. Dort auf dem Riesenplatz wartete eine Menge, man konnte nicht sagen, wie viele Tausende es wohl gewesen sein mögen.

Sie brachen in Jubel aus, riefen „Sztani, Feigenspan, Alfred“ im Chor und wollten alle in der Nähe der Spieler sein. Die Ketten der Polizei rissen, für Minuten drohten Spieler und Begleiter in diesem Strom der Begeisterung umgerissen zu werden“, berichtet die Frankfurter Neue Presse über den Empfang am Hauptbahnhof.
Die Helden verteilen sich auf zwei sechsspännige Brauereifahrzeuge, die sie vom Hauptbahnhof bis zum Römer bringen. „Als wir durch Frankfurt gefahren sind und diese vielen Leute gesehen haben, wurde uns die Bedeutung dieser Deutschen Meisterschaft eigentlich erst richtig bewußt“, erinnert sich Hansi Weilbächer fünfzig Jahre nach dem Triumph. „Wir dachten ja, wir kommen nach Frankfurt, und da sind vielleicht 20.000 oder 30.000 Menschen, die uns willkommen heißen. Aber es kam ja viel toller.“

Gegen 20.00 Uhr erreicht der Festzug den proppevollen Römer. Nach begrüßenden Worten von Oberbürgermeister Bockelmann tragen sich die Eintracht-Spieler in das Goldene Buch der Stadt Frankfurt ein und danach treten die glücklichen Helden als erste Fußballer auf den Balkon. Hier werden sie von mehr als 50.000 Fans bejubelt. Die Spieler werfen die ihnen geschenkten Nelkensträuße in die Menge und abwechselnd zeigen sie die Meisterschale.

Kurz nach 21.00 Uhr geht es erneut auf die Brauereiwagen und die ganze Festgesellschaft fährt zum Zoo-Gesellschaftshaus. Im proppevollen Saal haben sich zahlreiche Eintrachtler versammelt. Der Spielausschussvorsitzende Ernst Berger ergreift noch einmal das Mikrophon und dankt vor allem auch allen Spielern, die im Endspiel nicht zum Zuge gekommen sind. Der bekannte Spaßvogel Otto Höpfner trägt ein Gedicht vor, dass er in aller Eile nach dem Sieg von Berlin geschrieben hat. Der Höhepunkt des Abends ist gekommen, als zur Überraschung aller die Mainzer Hofsänger die Bühne betreten.

Der Chor, dessen Hit seit Monaten nach Spielende in der Mannschaftskabine geschmettert wurde, singt gemeinsam mit der Mannschaft das Lied, dass im Jahr des 60. Bestehens der Sportgemeinde Eintracht zu einer Art Vereinshymne wird. „So ein Tag, so wunderschön wie heute.“ Nicht nur „Don Alfredo“ Pfaff hat in diesem Moment Tränen in den Augen.