07.06.2023
Team

Eine Kante in der Abwehrkette

Frühes Debüt, ein finaler Angriff mit nur einem Schuh, 100 kämpferische Minuten von Sevilla und ein Türöffner nach Berlin: Nach fünf Jahren verlässt Evan Ndicka Eintracht Frankfurt.

Es ist der 4. November 2021. UEFA Europa League, Gruppenphase, im Georgios Karaiskakis Stadion von Piräus steht es nach 17 Minuten bereits 1:1. In der griechischen Hafenstadt hofft die Eintracht auf einen Sieg, um das Überwintern in diesem Wettbewerb perfekt zu machen. Sie will die drei Punkte. Und sie bekommt die drei Punkte. In der Nachspielzeit erobert Evan Ndicka den Ball, spielt zu Jesper Lindström und leitet damit den entscheidenden Angriff ein – und das mit nur noch einem Schuh, der linke orangefarbene Treter liegt auf dem Rasen. Lindström findet Jens Petter Hauge, und der Youngster vollstreckt aus kurzer Distanz zum 2:1 gegen Olympiacos FC – hinter dem Torschützen läuft Ndicka in schwarzen Stutzen und leuchtendem Schuh jubelnd durch den Strafraum.

Evan Ndicka und sein Schuh nach dem erfolgreichen Spiel beim Olympiacos FC.

Es war einer von vielen Schritten der Adlerträger auf dem Weg zum historischen Triumph von Sevilla einige Monate später. 100 Minuten stand der 23-jährige Innverteidiger gegen den Rangers FC in der spanischen Hitze auf dem Platz und warf sich mit seinen Kollegen in die Angriffe der Schotten – zweifelsohne der sportliche Höhepunkt in seiner bisherigen Karriere. Und in seiner Zeit im Herzen von Europa.

Mit 18 Jahren aus Auxerre nach Frankfurt

Diese endet nun, mit Ablauf der Saison 2022/23 verlässt der Franzose die Eintracht. Im Sommer 2018, damals 18 Jahre jung und kurz vor seinem 19. Geburtstag, wechselte Ndicka von AJ Auxerre aus der französischen Ligue 2 nach Hessen. Zu seinem Pflichtspieldebüt im Eintracht-Dress kommt der 1,92 Meter große Defensivmann beim Bundesligasaisonauftakt 2018/19 gegen den SC Freiburg. Und der verlief erfolgreich, mit 2:0 setzte sich die SGE damals im Breisgau durch. Auf sein erstes Bundesligator musste Ndicka nicht all zu lange warten, am sechsten Spieltag seiner Premierensaison traf er gegen Hannover. 

Evan Ndicka markiert gegen Hannover sein erstes Bundesligator.

Nach fünf Jahren unter dem Adlerdach stehen für Ndicka insgesamt 183 Pflichtspiele zu Buche, zusammengenommen 15.820 Einsatzminuten mit dem Adler auf der Brust – zwölf Tore und zehn Assists steuerte er bei.

Jede Champions-League-Minute auf dem Platz

720 Minuten trug Ndicka dabei das Logo der UEFA Champions League auf dem Trikotärmel. Durch den Europapokalsieg erstmals in ihrer Vereinsgeschichte für die Königsklasse qualifiziert, überstand die Eintracht 2022/23 als Debütant direkt im ersten Anlauf die Gruppenphase und musste sich erst im Achtelfinale verabschieden. Acht Spiele, acht Mal stand Ndicka die gesamte Spielzeit auf dem Platz – stets gemeinsam mit Kevin Trapp und Djibril Sow, die ebenfalls immer durchspielten.

In allen acht Partien in der Königsklasse stand Evan Ndicka für die Eintracht über die gesamte Spielzeit auf dem Feld.

Im zweiten Pokalwettbewerb der abgelaufenen Spielzeit war in der Runde der letzten 16 für Ndicka und seine Teamkollegen indes noch lange nicht Schluss. Fünf Jahre nach dem Gewinn des DFB-Pokals 2018, wenige Wochen vor Ndickas Ankunft am Main, zogen die Hessen 2023 wieder ins Cup-Finale von Berlin ein – und daran, dass es so weit kam, hatte Frankfurts Nummer zwei großen Anteil. Mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 im Halbfinale gegen den VfB Stuttgart läutete er die hessische Aufholjagd ein und stieß die Tür zum Endspiel wieder auf.

Evan Ndicka dreht nach seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 im DFB-Pokalhalbfinale gegen Stuttgart jubelnd ab.

Das 80. DFB-Pokalfinale war nun gleichzeitig das letzte Spiel des 23-Jährigen für die Frankfurter Eintracht. „Niederlagen sind Teil des Spiels und des Lebens, wir sind dennoch stolz auf das, was wir in dieser Saison als Gruppe geschafft haben. Danke an alle Eintracht-Fans für die Energie während des Spiels und der gesamten Saison“, schrieb Ndicka, in der vergangenen Bundesligasaison mit 55 Prozent gewonnener Duelle Frankfurts bester Zweikämpfer, nach dem Pokalendspiel auf Instagram.

An dieser Stelle bleibt nur noch zu sagen: Merci beaucoup, Evan Ndicka!