20.04.2024
Bundesliga

Für den Holz!

Beim Heimsieg gegen Augsburg erlebt die Eintracht die komplette Klaviatur an Emotionen. Marmoush rennt, Ekitiké trifft und Buta zündet hinten wie vorne. Der Brustlöser in der Nachbetrachtung.

Es war der Siedepunkt. Emotionen am Limit. Als Omar Marmoush in der fünften Minute der Nachspielzeit noch einmal den Turbo zündete, nur noch grünen Rasen und das leere Tor vor sich hatte und im tobenden Deutsche Bank Park für Mijat-Gacinovic-Vibes sorgte, als er zum 3:1 – wie es der Zufall will das Ergebnis vom DFB-Pokalfinale 2018 – gegen den FC Augsburg einschob. „Kein Endspiel“, sagte Kevin Trapp im Nachgang, wenn man die Umstände sehe und was in den vergangenen Wochen los war: „Aber doch ein sehr wichtiges Spiel, was die Stimmung angeht.“ Einen „Sieg, der ein Brustlöser sein kann“, nannte Robin Koch den für Tabelle wie Atmosphäre im Stadtwald so wichtigen Heimerfolg zum Auftakt des 30. Spieltags, mit dem die Eintracht ihren bis dato ärgsten Verfolger wieder auf sechs Punkte Abstand distanzierte. Der erste Erfolg nach zuvor vier sieglosen Bundesligaspielen.

Omar Marmoush auf dem Weg zum 3:1.

Ein denkwürdiger, spezieller Abend im Deutsche Bank Park, der die gesamte Klaviatur an Emotionen bereithielt.

Vor dem Spiel, als die Eintracht-Familie ihrem am vergangenen Montag verstorbenen Ehrenspielführer Bernd Hölzenbein gedachte, Vorstandssprecher Axel Hellmann an der Seite von Hölzenbeins Frau Jutta und den Kindern Sabrina und Sascha emotionale Worte an das Stadion richtete und auf dem Videowürfel viele tolle Momente des besonderen Torjägers, Adlerträgers und Menschen liefen.

Vorstandssprecher Axel Hellmann an der Seite von Bernd Hölzenbeins Frau Jutta und den Kindern Sabrina und Sascha.

Nach dem zwischenzeitlichen 0:1 (13.) durch Ruben Vargas als Folge eines „leichten Fehlers im Spielaufbau“, wie es Cheftrainer Dino Toppmöller später umschrieb, als sich alle erst einmal schütteln mussten, das Team in den ersten 45 Minuten dennoch knapp 70 Prozent Ballbesitz und mehr Chancen auf den Platz brachte. „Die Mannschaft hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und verdient gewonnen“, sagte Matthias Hagner, ehemaliger Adlerträger und am Freitagabend als Experte bei EintrachtFM im Einsatz.

Positive Emotionen, als sich die Eintracht durch den Ausgleichstreffer von Farès Chaibi (55.) endlich für den Aufwand belohnte, die Wende einleitete und der Expected-Goals-Wert in Halbzeit zwei von 0,35 auf 1,85 kletterte. „Das Stadion war sofort da, das hat uns sehr geholfen“, freute sich Toppmöller. Der Treffer stark vorbereitet von Éric Junior Dina Ebimbe im Zusammenspiel mit Aurélio Buta.

Butas sauberes Arbeitszeugnis

Apropos Buta: Der Portugiese startete gegen den FC Augsburg, der nach zuletzt acht ungeschlagenen Freitagabendspielen in der Liga wieder eine Niederlage zum Start ins Wochenende hinnehmen musste, neben Willian Pacho und Robin Koch in der Defensivkette. Der 27-Jährige füllte seine Rolle aus, schaltete sich immer wieder in die Offensive ein und stellte aus der Distanz gleich mehrfach FCA-Torsteher Finn Dahmen auf die Probe. Sein Arbeitszeugnis:

  • Neunmal Ballbesitz erlangt (Bestwert aller Spieler auf dem Platz)
  • 114 Ballaktionen (Höchstwert aller Spieler auf dem Platz)
  • Acht Pässe ins Angriffsdrittel (mit 14 hatte nur Mario Götze mehr)
  • Drei Torschüsse (wie Marmoush, keiner auf dem Platz hatte mehr)

Knoten platzt bei Hugo Ekitiké

Ein Torschuss, der im Stadion in der 61. Minute Ekstase auslöste und den Schützen „einfach nur glücklich und zufrieden“ machte, wie er später sagte, war das Premierentor von Hugo Ekitiké. „Beim 2:1 war es unfassbar laut, das gab es selten so“, sagte Trapp.

In seinem zehnten Bundesligaspiel mit dem Adler auf der Brust netzte der junge Franzose erstmals für die Eintracht. Damit ist er Frankfurts 16. verschiedener Spieler, der in der laufenden Bundesligasaison trifft (bei keinem Team sind es mehr), sowie der 284. Torschütze der Eintracht im Oberhaus insgesamt (Ligarekord). Ein Tor, dass die 2:1-Führung bescherte, die Mannschaft und alles rund herum in einen wahren Flow katapultierte und auch Dino Toppmöller in die Jubeltraube an der Eckfahne sprinten ließ. „Ich habe volles Vertrauen in den Trainer und umgekehrt. Das hat man in diesem Moment gesehen“, beschrieb Ekitiké.

Krösches Vorahnung

„Es hat mich sehr gefreut für ihn, denn er hatte eine schwierige Zeit – nicht nur in der Anfangsphase bei uns, sondern in den vergangenen ein, zwei Jahren“, sagte Toppmöller und verriet: „Genau den Abschluss haben wir gestern noch im Training geübt. Um so schöner, dass es im Spiel geklappt hat.“ Eine Vorahnung hatte Sportvorstand Markus Krösche in der Vorwoche, als er nach dem Auswärtsspiel gegen Stuttgart über Ekitikés Auftritt sagte: „Einmal war es gut verteidigt, aber Hugo kommt schon mal in die Situationen. Gegen Augsburg macht er das Tor.“

So klang das 3:1 bei EintrachtFM

Machte er. Den Schlusspunkt hinter diese Partie und emotionale Achterbahnfahrt setzte Marmoush, als er zu seinem Lauf ins Glück ansetzte. Mit der Sieben auf dem Rücken – wie auf dem Trikot von Bernd Hölzenbein, das Kevin Trapp zur Gedenkminute in den Mittelkreis legte. Für den Holz!

Ausblick: Zu den Bayern

„Wir können uns nicht zurücklehnen. Wir haben ein Spiel gewonnen, das sehr wichtig war, aber es war das erste von fünf. Wir müssen in jedem weiteren Spiel an unsere Leistungsgrenze gehen. Wir haben ein großes Ziel, das war ein Schritt in die richtige Richtung“, so Toppmöller mit Blick auf das Restprogramm. Dieses führt die Eintracht nun nach München. Am Samstag, 27. April, 15.30 Uhr, gastieren die Adlerträger in der Allianz Arena beim FC Bayern.