10.11.2022
Bundesliga

Fußball 3000

Die Eintracht ist nach dem 4:2 gegen Hoffenheim in drei Bereichen stark wie seit rund drei Jahrzehnten nicht, Kolo Muani jagt Lionel Messi und Götze ist Topspieler in einer vernachlässigten Statistik.

Das letzte Heimspiel des Jahres hatte nicht nur auf den Rängen, sondern auch auf dem Rasen Partycharakter. Alle Beteiligten waren von Anfang bis Ende mit reichlich Enthusiasmus bei der Sache. Zwei einzelne Blackouts schienen die Feierlichkeiten kurzzeitig zu gefährden, doch am Ende gingen alle Anwesenden erschöpft, aber zufrieden nach Hause.

„Es war ein extrem anstrengendes Jahr, in dem wir unsere Ziele erreicht haben und das auf eine überzeugende Art und Weise. Trotzdem haben wir weiter Spielraum nach oben“, bekundete Sportvorstand Markus Krösche nach dem 4:2 gegen die TSG Hoffenheim, dem siebten Sieg in den vergangenen acht Pflichtspielen.

Oliver Glasner schloss sich dem an: „Die Spieler sind in einer super Verfassung, aber irgendwann ist der Akku leer. Riesenrespekt davor, was sie abreißen. Die Nationalspieler haben ihre zehnte Englische Woche am Stück und die Mannschaft läuft wieder 122 Kilometer – unfassbar!“ Schwer zu greifen sind auch die B-Noten, die mit Platz vier nach 14 Spieltagen einhergehen.

Geschichte des Spiels: Eine Art Jahrtausendwende

Auch wenn Chefcoach Glasner nicht über die zwei individuellen Nachlässigkeiten, die das zwischenzeitliche 3:2 nach 3:0-Führung nicht unerwähnt lassen möchte, überwog am Mittwochabend vor allem die Begeisterung über die genommene fußballerische Entwicklung, die für Djibril Sow auch mit „immer reiferen Leistungen“ einher gehe.

Wie abgezockt die Adler teilweise vor dem gegnerischen Gehäuse wirken, verdeutlicht eine Reihe an Marken. Die nun 31 Ligatore sind nach 14 Spielen so viele wie zuletzt 1991/92 zu diesem Zeitpunkt, damals 34. Die daraus resultierende Ausbeute von acht Siegen sucht ebenso in diesem Jahrtausend ihresgleichen. So viele waren es letztmals vor 29 Jahren, 1993/94 gar neun. Und die zu Buche stehenden 26 Punkte sind so viele wie 2016/17, mehr waren es zuvor 1993/94.

Zahl des Spiels: 0  6 – 9

Weil Frankfurt in der deutschen Beletage weiterhin für die zweitmeisten Treffer steht, schlägt es auch kaum ins Gewicht, dass die letzte Begegnung ohne Gegentor vom 1. Oktober, dem 2:0 gegen Union Berlin, datiert. Danach gelang dies nur noch im DFB-Pokal und der Champions League jeweils ein Mal.

Mannschaftsdienlicher Torjäger: Randal Kolo Muani.

Wesentlichen Anteil an der eleganten Wucht hat nicht erst seit heute Randal Kolo Muani. Doch diesmal übertraf sich der Sommerneuzugang aus Nantes nochmal selbst. Drei Torbeteiligungen gelangen ihm seit seinem Wechsel bisher nicht. Neben dem Volley zum 2:0 steuerte der Stürmer seine Vorlagen acht und neun bei. Es sind nicht nur die meisten Assists in der Bundesliga, die meisten in Europas Top-Fünf-Ligen hinter Lionel Messi, sondern nach 13 Scorerpunkten gemeinsam mit Bayerns Jamal Musiala auch die meisten direkten Torbeteiligungen.

Mit 23 Jahren zählt die Nummer neun damit zu den fünf Akteuren, die in Europa jünger als 25 Jahre sind und 17 oder mehr Torbeteiligungen verbuchen: Einzig Christopher Nkunku, Musiala, Landsmann Kylian Mbappé und Erling Haaland stehen in dieser Hinsicht vor ihm.

Prägend fürs Frankfurter Offensivspiel: Mario Götze.

Wenn also Kolo Muani als der Experte für den letzten Pass gilt, darf sich Mario Götze als Spezialist für den vorletzten Pass bezeichnen. Sechs solcher Zuspiele führten in der Liga bisher zu einem Treffer – Ligaspitze. „Mario Götze ist aktuell in überragender Form und hilft uns sehr. Er hat schon unheimlich viel erreicht und ist einer der besten Mittelfeldspieler der Bundesliga“, lobte Sportvorstand Krösche hinterher.

Das schreiben die Medien

  • Bild: „Hacke, Spitze, Frankfurt-Show!“
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Eintracht Frankfurt bleibt dank einer offensiven Galavorstellung auf der Überholspur.“
  • Frankfurter Rundschau: „Vermutlich war das die beste erste Halbzeit in dieser Saison“

Das sagt das Netz

  • „Was immer die Spieler heute zum Frühstück bekommen haben... ich will es auch!“ (@EtienneToGo)
  • „Chapeau Oliver #Glasner. Das ist aktuell - seitdem ich die #Eintracht bewusst verfolge (1998) - der schönste Fußball. Begeisternd, mitreißend, technisch hochwertig, zielstrebig, schön, einfach hochattraktiv.“ (@CMoffiziell)
  • „Die Büffelherde kam mit dem Säbel.. Diese Mannschaft kommt mit dem Florett. Unglaublich wie schnell und präzise die spielen. Manchmal glaube ich ich sitz vor der Playstation“ (@UliHaase)

Ausblick: Zwischen Rhein-Main und Japan

Ein letztes Mal in diesem Kalenderjahr werden diese Fähigkeiten nochmal am Sonntagmittag im Rhein-Main-Duell beim 1. FSV Mainz 05 gefragt sein. Mit Blick auf das 24. Spiel in 2022/23 möchte Glasner nicht lamentieren, sondern ein letztes Mal ans Maximum kommen: „Es ist wie es ist. Wir möchten noch vier Tage dieses Level hochhalten und dann nochmal mit dieser Leidenschaft und Spielfreude ins Spiel gehen.“

Am Montag darauf begeben sich die Hessen bis einschließlich Sonntag, 20. November, zur Japan Tour, die am Dienstag in Tokio startet.