21.12.2019
Bundesliga

Ganz oft nah dran

Der SC Paderborn hat viele respektable Ergebnisse erzielt – aber erst neun Punkte geholt. Am Sonntag ist die Eintracht in der Benteler-Arena zu Gast.

Situation

Dass der SC Paderborn nach dem sensationellen Aufstieg nicht um die Meisterschaft mitspielen würde, war klar. Auch ein Platz im Mittelfeld des Tableaus war von Anfang an eher unrealistisch. Für die Ostwestfalen heißt es seit Beginn der Saison, gegen den Abstieg zu kämpfen. Das haben Mannschaft und Verein angenommen. Das sind sie in Paderborn aber schon seit längerem gewohnt. Seit der Saison 2013/14 hielten sich die Paderborner bis auf eine Ausnahme nie länger als eine Spielzeit in derselben Liga auf. Zunächst stiegen sie unter Trainer André Breitenreiter von der Zweiten Liga in die Bundesliga auf. Dann ging der Fahrstuhl wieder in die andere Richtung. Sie wurden 18. in der ersten Liga, darauf 18. in der Zweiten Liga und auch noch 18. in der dritten Spielklasse. Durch einen Lizenzentzug für Zweitligaabsteiger 1860 München durfte Paderborn allerdings in der Dritten Liga bleiben und landeten prompt auf dem zweiten Platz, wodurch sie wieder in die Zweite Bundesliga aufstiegen. In der vergangenen Saison konnte Steffen Baumgart dann sensationell den zweiten Platz mit seiner Mannschaft erreichen und somit den Fahrstuhl wieder bis in das oberste Stockwerk manövrieren.

Formkurve

Kaum in der Beletage angekommen, finden sich die Paderborner wieder auf dem letzten Tabellenplatz. Angesichts des Kaders, der Infrastruktur und der Größe des Vereins ist dies nicht unbedingt verwunderlich. Dementsprechend ist die aktuelle Situation der Paderborner alles andere als unerklärlich. Neun Punkte konnte der SCP erst sammeln (zwei Siege, drei Remis) und steht damit am Tabellenende. In ihrem ersten Bundesliga-Jahr 2014/15 waren es nach 16 Spieltagen bereits doppelt so viele. Beachtlich sind allerdings die Auftritte der Paderborner gegen die großen Teams. Gegen Bayer 04 Leverkusen verloren sie knapp mit 2:3,  ebenso wie gegen die Bayern. Gegen den BVB holten sie gar mit einem 3:3 nach 3:0-Führung einen Punkt, und auch der aktuelle Tabellenführer aus Leipzig tat sich gegen den SCP schwer und konnte ebenso nur mit 3:2 gewinnen. Zuletzt verloren sie trotz guter Leistung gegen Borussia Mönchengladbach mit 0:2.

Trainer

Steffen Baumgart ist seit der Saison 2016/17 Übungsleiter der Paderborner. Seine Trainerkarriere begonnen hat der gebürtige Rostocker beim brandenburgischen Landesligisten SV Germania Schöneiche, der auch seine letzte Station als Spieler war. Als Co-Trainer war er dort in der Saison 2008/09 tätig. Danach heuerte er beim 1. FC Magdeburg, für den er ebenfalls als Spieler aktiv war, als Cheftrainer an. Ein Jahr lang leitete er die Geschicke des heutigen Drittligisten. Zur Saison 2011/12 übernahm der 47-Jährige den Co-Trainerposten bei Hansa Rostock unter Marc Fascher und später Wolfgang Wolf. Auch bei den Hanseaten spielte Baumgart einst. Von Januar 2014 bis Juni 2015 trainierte er den Bezirksligisten SSV Köpenick-Oberspree und anschließend den Viertligisten Berliner AK, ehe er im April 2017 den SC Paderborn übernahm und diesen bekanntlich von einem Drittligaabstiegskandidaten zum Bundesligisten machte.

Taktiktafel

Baumgart macht in der laufenden Saison keine Experimente. Meist setzt er auf ein klassisches 4-4-2, einige Male ließ er auch ein 4-2-3-1 spielen. Auch auf große Personalrotationen verzichtet der Coach. In der Partie gegen Mönchengladbach zuletzt kam wieder das bewährte 4-4-2 zum Einsatz. Im Tor steht seit dem siebten Spieltag der aus der Jugend des FC Bayern stammende Leopold Zingerle, der Jannik Huth verdrängte. Die beiden Innenverteidiger Sebastian Schonlau und Luca Kilian sind ebenfalls seit dem siebten Spieltag gesetzt. Linksverteidiger in Mönchengladbach war Jamilu Collins, Rechtsverteidiger Laurent Jans, die Doppelsechs besetzten Sebastian Vasiliadis und Kapitän Klaus Gjasula. Im linken Mittelfeld spielte Gerrit Holtmann, über rechts Kai Pröger. Die beiden Stürmer waren Streli Mamba und Sven Michel. Das Spiel der Paderborner ist entsprechend eines Aufsteigers. Die Basis ist die Defensivarbeit, spielerisch können die Ostwestfalen insbesondere gegen die größeren Vereine nicht mithalten. Nach Ballgewinn versuchen sie Nadelstiche mit schnellen Kontern zu setzen. Dafür haben sie auch die passenden Spieler, denn Holtmann, Pröger, Mamba und auch Christopher Antwi-Adjei bringen  enormes Tempo mit. Besonders in der Anfangsviertelstunde sind die Paderborner gefährlich und erzielten bereits sechs Tore in dieser Phase, nur Leipzig (sieben) traf häufiger.

Spieler im Fokus: Klaus Gjasula

Die Nummer acht des SCP ist auf dem Platz immer gut zu erkennen. Klaus Gjasula trägt seit sechs Jahren zum Kopfschutz einen Helm. Seinerzeit erlitt Gjasula in Diensten von Kickers Offenbach einen Bruch des Jochbogens. Seitdem trägt er die eigenwillige Kopfbedeckung. Die Spielweise des Sechsers der Paderborner kann man dennoch getrost als aggressiv bezeichnen. In dieser Bundesliga-Saison hat Gjasula bereits acht Gelbe Karten auf dem Konto, kein anderer Akteur in der Bundesliga hat mehr.Der in Freiburg geborene Albaner begann in der Jugend des Offenburger FV und des Freiburger FC, bei dem er sich bis in die erste Mannschaft spielen konnte. Dann wechselte er 2009 zum aktuellen Viertligisten Bahlinger SC, eine Saison später zog er weiter zu Waldhof Mannheim. 2012 ging es zur zweiten Garde des MSV Duisburg, ein Jahr später zu den Kickers Offenbach. Für die Kickers war er drei Jahre tätig, bevor ihn im Januar 2016 die Kickers aus Stuttgart unter Vertrag nahmen. Ein halbes Jahr später stellte ihn der Hallesche FC in seine Dienste. Seit dem Sommer 2018 ist er für den SC Paderborn aktiv und spielt mit 30 Jahren nun erstmals in der Bundesliga. In dieser Saison stand er in 15 von 16 Spielen in der Startelf, im Durchschnitt läuft er über zwölf Kilometer pro Spiel. Sein einziges Bundesliga-Tor gelang ihm beim 2:3 gegen Leipzig.