08.11.2024
Europapokal

Geschichte des Spiels: Geschafft hoch drei

Widerstandsfähig, abgekämpft, stabil in der Verteidigung, ein feiner Fuß aus Kairo und die Eintracht auf Rekordjagd: Der Heimsieg gegen Slavia Praha in der Nachbetrachtung.

„Wir sind gerade erst am Anfang“, sagte Dino Toppmöller und meinte damit nach dem Heimsieg in der UEFA Europa League gegen SK Slavia Praha nicht etwa die laufende Saison, die noch in ihrem Anfangsdrittel steckt. Der 43-Jährige sprach von der Entwicklung seines Teams. „Diese sehr junge Mannschaft entwickelt sich prächtig, das Spiel gegen Prag war ein guter Schritt in die richtige Richtung. Auch die vergangene Saison hat uns sehr dabei geholfen, uns dorthin zu entwickeln. Im Moment ist es eine runde Sache, wir wollen und müssen aber weitermachen und hungrig bleiben“, so der Cheftrainer.

Zehn Punkte aus den ersten vier Partien in der UEL-Ligaphase, Tabellenplatz vier im 36er-Klassement, seit 17 Spielen in der Europa League über die volle Spielzeit ungeschlagen und damit nur eine weitere Partie vom bisherigen Rekordhalter Chelsea FC (18) entfernt, wettbewerbsübergreifend der vierte Heimsieg in Folge: runde Sache. Apropos runde Sache: Kurz nach der Halbzeitpause senkte sich der Ball unwiderstehlich schön ins Prager Gehäuse, Omar Marmoushs Freistoßtreffer in der 52. Minute sicherte das 1:0 (0:0) gegen eine „international erfahrene Mannschaft, die absoluten Männerfußball spielt“, wie Toppmöller im Nachgang beschrieb.

Die Eintracht hat (es) geschafft – und das in dreifacher Hinsicht.

  • Geschafft = geglückt, abgearbeitet. „Am Ende stehen wir hier mit drei Punkten“, so Hugo Larsson. Das Team hat es geschafft.
  • Geschafft = abgekämpft, entkräftet und matt nach 90 garstigen Minuten. Die Umschreibung „hartes Stück Arbeit“ fiel bei den meisten Protagonisten aus dem Adlerlager. „Ich habe selten gegen eine Mannschaft gespielt, die so intensiv auftritt“, betonte Kevin Trapp.
  • Geschafft = gearbeitet, gekämpft. Die Adlerträger mussten ordentlich schaffe‘, um zum dritten Sieg in der Europa League in Folge zu gelangen. Widerstandsfähig. „Wir haben über 90 Minuten sehr gut verteidigt und wenig zugelassen – gerade bei dieser Physis des Gegners“, lobt Sportdirektor Timmo Hardung.

Sattelfest in der Verteidigung

Die Gäste aus Tschechien, in der heimischen Liga unangefochten auf Platz eins, lieferten wie bestellt: viele Flanken, mit Nachdruck auf zweite Bälle sowie eine sehr mannorientierte, laufstarke und bissige Gangart gegen den Ball – sogar noch etwas intensiver, als vorab angenommen: „Wir hatten sie einen Tick anders erwartet und nicht, dass sie uns Mann gegen Mann permanent unter Druck setzen“, sagte Toppmöller und lobte zugleich die defensive Vorstellung seiner Mannschaft: „Das Team ist sich beim Verteidigen für nichts zu schade, auch das zeichnet uns aus.“

Robin Koch beglückwünscht Kevin Trapp nach dessen Monsterparade in der Schlussphase.

20:10 Torschüsse, 33:9 Flanken, 7:4 Ecken – zugunsten von Prag. Chronistenpflicht: Nur vier der 20 Schüsse kamen auf das Tor. Frankfurt schmiss sich in die Bälle, stellte meist ein Bein dazwischen, ackerte und rackerte – Déjà-vu zu Anfang Oktober beim 3:1 gegen Besiktas.

„Wenn doch mal einer durchrutscht, dann haben wir einen Top-Torwart hinten dran“, blickt der SGE-Coach speziell auf die 89. Minute, als Trapp blitzschnell gegen Matej Jurasek parierte. „Saves sind immer schön, ist aber auch Teil meiner Arbeit. Wenn es so kurz vor Schluss ist, ist es nochmal etwas schöner. Zu Null zu spielen ist immer ein gutes Gefühl; es bedeutet, dass wir als Mannschaft zusammen viel richtig gemacht haben – jeder hat seinen Teil dazu beigetragen“, so der Kapitän, der den Sieg damit festhielt, jedoch vor allem das Kollektiv hervorhob. Individuell erreichte Trapp einen Meilenstein: Es war seine 25. internationale weiße Weste!

Feiner Fuß aus Kairo

Das 1:0, das die Eintracht über die Ziellinie hievte, entstammte aus dem feinen rechten Fuß von Omar Marmoush. Der Ball dein bester Freund. „Kein Blatt Papier dazwischen“, waren sich die Kommentatoren im Klubradio EintrachtFM sowie später Dino Toppmöller einig. In Europas fünf großen Ligen ist 2024/25 bislang nur Münchens Harry Kane (24) an mehr Pflichtspieltoren direkt beteiligt als Frankfurts Ägypter (22).

Obwohl Toppmöller zunächst ein ungutes Gefühl hatte: „Ich dachte zunächst: ‚Mist, der geht an die Latte‘“, so der Coach – aber dann: „Es gibt keinen besseren Freistoß, perfekt. Die Jungs trainieren das nach den Einheiten. Jeder, der Fußball gespielt hat, weiß, dass es Bock macht, Freistöße zu schießen.“ Funkioniert: erst Bochum, nun Prag. Ein Kunstwerk erwies sich als der passende Bohrer, um das erwartet dicke tschechische Brett zu durchbohren. „Der Ball war unhaltbar, man hätte höchstens zwei Torhüter ins Tor stellen können“, gab Jindrich Trpisovsky, Cheftrainer von Slavia Praha, anerkennend zu Protokoll.    

Ausblick: Letzter Akt in Bad Cannstatt

Das Bundesligaprotokoll sieht für die Eintracht Folgendes vor: Am Sonntag wartet am zehnten Spieltag der VfB Stuttgart. Der letzte Akt von etwas mehr als drei Wochen mit sieben Spielen in 23 Tagen. „Wir wollen alles raushauen, was im Tank ist, um mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause zu gehen. Und es ist noch viel drin“, unterstreicht Toppmöller. Los geht es in der MHP Arena um 17.30 Uhr, EintrachtFM und DAZN übertragen live. „Wir kennen den VfB. Er spielt sehr intensiv, eine spielstarke Mannschaft, die in ihrem Stadion sehr stark ist. Wir haben uns inzwischen mit unserer Qualität sowie der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, Respekt erarbeitet. Ich denke, es wird ein sehr, sehr interessantes Spiel“, sagt Trapp vor dem Duell mit dem Tabellenachten aus dem Stadtbezirk Bad Cannstatt.

Rückblick auf Prag und Vorschau auf Stuttgart sind auch die Themen im Guten-Morgen-Podcast „Aufstehen mit der Eintracht“. Direkt reinhören.