Es stockte im Maschinenraum. Der Motor, der in den vergangenen Wochen so zuverlässig brummte, wollte an diesem Mittwochabend nicht auf Touren kommen. Zugegebenermaßen zur Unzeit, denn, so betonten die Protagonisten mit dem Adler auf der Brust nach dem Aus im DFB-Pokalachtelfinale gegen Leipzig unisono: Nach K.-o.-Spielen gibt es keine zweite Chance. Vertan.
„Es war ein Systemausfall von allen. Das passiert, ist aber ärgerlich, wenn das im Pokal passiert“, sagte Sportvorstand Markus Krösche. „Es fühlt sich schlecht an“, brachte es Dino Toppmöller auf den Punkt, was vielen Adlerträgern durch Kopf und Fußballseele gegangen sein dürfte. „Wir müssen die Gier und Leidenschaft auf weitere Siege haben. Keiner von uns hat das Niveau erreicht, das wir zuletzt gezeigt haben“, so der Eintracht-Cheftrainer in aller Deutlichkeit.
Dass die 0:3-Niederlage gefühlt stärker als gewöhnlich schmerzte, war auch Folge der vergangenen Wochen, in denen der Adler in teils große Höhen aufgestiegen waren. Denn …
- … es war die erste Niederlage nach zuletzt neun ungeschlagenen Pflichtspielen inklusive jüngst sieben Siegen in Serie.
- … nach 17 Partien mit Torerfolg stand erstmals für die Eintracht eine Null auf der Anzeigetafel. Das ereignete sich letztmals am ersten Bundesligaspieltag in Dortmund.
- … zum ersten Mal überhaupt 2024/25 ging Frankfurt im 20. Saisonspiel mit einem Rückstand in die Halbzeitpause.
Die Klaviatur an Gefühlen einer inzwischen im zweiten Drittel angekommenen Saison, im übertragenen Sinn trafen die Hessen erstmals seit längerer Zeit durchweg nicht den richtigen Ton. „Unser Weg ist gepflastert mit tollen Momenten und Siegen, aber auch mit bitteren Momenten, Enttäuschungen und Rückschlagen. Wir wussten die Siegesserie richtig einzuordnen und wir wissen auch, dieses Spiel gegen eine Topmannschaft einzuordnen“, so Toppmöller.
Mit Ball, ohne Lösung
Dass Frankfurt über das gesamte Spiel gesehen knapp 65 Prozent Ballbesitz verzeichnete – in der Anfangsviertelstunde der zweiten Halbzeit gar 73,6 Prozent – wirkte im Nachgang mit Blick auf die eigentliche Gemengelage auf dem Rasen trügerisch. So fielen etwa zwischen der 46. und 60. Minute, sprich der besagten Anfangsviertelstunde nach der Pause, zwei der drei Gegentore. Die Ballbesitzstatistik – hinzu gesellten sich 605 zu 340 gespielte Pässe – als Spiegelbild der Leipziger Ausrichtung an diesem Pokalabend. Im Nachgang fiel an den Mikrofonen im Bauch der Arena das Wort „Basics“. Das Fundament, um im Drei-Tages-Rhythmus die Chance auf Erfolg zu haben.
Gute Energie, Entschlossenheit im Zweikampf und bei zweiten Bällen, Kompaktheit bei etwas tieferer Ausrichtung auf der einen Seite – der gegnerischen. „Viele Fehler, unfassbare Ballverluste, gefühlt nicht in den Zweikämpfen, zu spät dran und insgesamt zu langsam“, wie es Kapitän Kevin Trapp zusammenfasste, auf der anderen Seite. Die nackten Zahlen, die daraus resultierten:
- Expected Goals – 1,85:0,29
- Schüsse – 15:7
- Schüsse aufs Tor – 6:1
- Abgefangene Bälle – 16:9
- Ballgewinne im Angriffsdrittel – 8:4
Teil der Entwicklung
„Es war ein verdienter Sieg, da gibt es keine zwei Meinungen. Man hat nur eine Mannschaft gesehen, die auf einem richtig guten Level agiert hat, und ich hätte das Spiel gerne gesehen, wenn uns das auch gelungen wäre“, sagte Toppmöller. Der Entwicklungsprozess der jungen Frankfurter Mannschaft hat – so lässt sich die Niederlage ebenfalls kategorisieren – eine neue Stufe erreicht: Schmerzhafte Niederlagen wegstecken, den Schmerz spüren und das zweifelsohne große Ärgernis als Learning begreifen.
„Es geht darum, bei sich und bei uns zu bleiben – Woche für Woche müssen wir uns alles hart erarbeiten. Wenn wir in so einem Spiel gegen einen top Gegner nicht auf einem Top Level agieren, dann haben wir keine Chance.“
Ausblick: Reaktion zeigen
Sich über einen Abend wie diesen ärgern und gewaltig die zu Haare raufen, ist richtig und wichtig, doch allein der Spielplan erfordert schnelles Umschalten im Kopf und damit einhergehend eine direkte Neujustierung. „Reset und wieder hochfahren“, wie es Markus Krösche am Mittwochabend formulierte. Schütteln, weiter geht’s im Takt des Mammutmonats Dezember. Der 13. Bundesligaspieltag hält für die Eintracht am Samstag, 7. Dezember, 15.30 Uhr, das Heimspiel gegen den FC Augsburg bereit.
„Wir wollen eine Reaktion zeigen. Und ich bin mir sicher, dass wir eine Reaktion zeigen werden“, so Dino Toppmöller. Das Gefühl, wie sich Siege anfühlen, kennt das Team nur zu gut – und „daran müssen wir uns wieder erinnern“, sagt Sportdirektor Timmo Hardung.