Als Murphy‘s Law bezeichnete Markus Krösche in den Katakomben des Weserstadions die Tatsache, dass ausgerechnet Rafael Borré zum Torschützen gegen die Eintracht avancierte. Aber vielleicht hatte es auch etwas Gutes, dass der Kolumbianer nach einer feinen Flanke von Leonardo Bittencourt per Kopf zur Stelle war. Der kicker titelte in seinem Spielbericht „Borré weckt seine Ex-Kollegen auf“ – und spielte damit darauf an, dass nach dem Bremer 2:0 die Eintracht in die Partie zurückkam.
Letztlich endete die Auseinandersetzung zwischen dem SV Werder Bremen und Eintracht Frankfurt in einer intensiven Sonntagabendpartie vor stimmungsvoller Kulisse 2:2. Und wie es so ist, wenn eine Mannschaft eine 2:0-Führung noch hergibt, letztlich aber auf beiden Seiten noch Chancen zum Siegtreffer entstehen – so richtig zufrieden ist dann niemand. Kein Wunder also, dass sich die beiden Cheftrainer Ole Werner und Dino Toppmöller in ihrer Analyse relativ einig waren, positive Dinge gesehen, aber auch Schwachstellen erkannt hatten.
Wie in Frankfurt gewohnt, ließ niemand dem Begriff „Müdigkeit“ all zu viel Raum, auch wenn Toppmöller Fehler ausgemacht hatte, „die wir in den vorherigen Spielen nicht gesehen haben“ und dies auch auf die drei Englischen Wochen mit zuletzt vier Auswärtsspielen am Stück zurückführte. Die Bild hatte hier „die letzte Rille“ erkannt, auf der sich die Eintracht in die Länderspielpause gerettet habe.
Sei’s drum, denn das Boulevardblatt hatte freilich auch festgestellt, was an den nackten Ergebnissen abzulesen ist. Nämlich dass die „tolle Toppi-Serie“ weitergehe. Saisonübergreifend 14 Bundesligaspiele mit nur einer Niederlage, elf davon unter Toppmöllers Verantwortung, seit fünf Partien im deutschen Oberhaus ungeschlagen, seit der vergangenen Länderspielpause vier von fünf Partien in der Fremde gewonnen, seit der Niederlage in Thessaloniki in jedem Spiel auf Naturrasen zwei oder mehr Tore erzielt. Okay, auch der 1:0-Sieg in Helsinki fand auf Rasen statt – auch wenn es künstliches Grün war.
Die Jungs machen es gut.
Sportvorstand Markus Krösche
Die Erkenntnisse dieses Aufwärtstrends der vergangenen Wochen: Die Entwicklung, von der alle Beteiligten immer sprechen, ist deutlich zu erkennen; die Stürmersuche, nach der Sportvorstand Krösche am Sonntag im Kreise der Journalisten befragt wurde, geht dieser „sehr entspannt“ an, denn „die Jungs machen es gut“. Die Defensive kann auch immer wieder Ausfälle von Leistungsträgern kompensieren. Bis auf Borrés Kopfball ließ die Eintracht im Strafraum wenig Gefährliches zu und konnte sich – wieder Mal – in den entscheidenden Situationen auf Keeper Kevin Trapp verlassen. Bremens Treffer Nummer eins resultierte aus einem Strafstoß, sodass vier von elf Gegentoren in der Bundesliga durch oder unmittelbar nach einem Elfmeter entstanden sind.
Nicht auszuschließen also, dass Murphy’s Law zu Eintrachts Gunsten im nächsten Pflichtspiel gegen den VfB Stuttgart zuschlägt. Omar Marmoush, in der Spielzeit 2021/22 in Diensten der Schwaben, war in jedem der vier vergangenen Bundesligaspiele an einem Eintracht-Treffer beteiligt. Und wenn nicht, gibt’s vielleicht wieder was Neues in Sachen Toreschießen – wie gegen Bremen, als Ellyes Skhiri erstmals aus der Ferne und Smolcic erstmals überhaupt in der Bundesliga für die Eintracht getroffen haben.
Ausblick
Bevor also die Heimspiele gegen Stuttgart am 25. November und PAOK am 30. November folgen, befinden sich zehn Akteure auf Länderspielreisen. Der Rest trainiert nach einem freien Montag zunächst täglich je einmal im Stadtwald, ehe von Samstag bis einschließlich Montag die in Frankfurt verbliebenen Profis ein verlängertes Wochenende vor sich haben. Am kommenden Dienstag startet dann die Vorbereitung auf das Kräftemessen mit dem erstarkten Tabellendritten aus Stuttgart. Betrifft es die Serie von Omar Marmoush, dann gerne mit Murphy’s Law – und drei Punkten.
