Den DFL-Supercup eingerechnet bedeutete das Nachbarschaftsduell am Rhein bereits das 24. Pflichtspiel in dieser Saison. Gleich sieben Akteure haben nach gestern mindestens 20 Einsätze auf dem Buckel, alle standen von Beginn an auf dem Rasen. Danny Da Costa und Sébastien Haller verpassten gar noch keine Begegnung 2018/19. Unter diesen Gesichtspunkten ist es umso bemerkenswerter, dass diese und weitere Akteure noch am Sonntag gegen Bayer Leverkusen einen neuen ligaweiten Topwert aufgestellt hatten, als sie insgesamt 298 Sprints angezogen haben.
Drei Tage später und drei Tage vor dem Jahresfinale gegen die Bayern blieb eine vergleichbare Energieleistung zunächst aus. Der oftmals wie auf der Überholspur vorpreschende Eintracht-Korso kam am kalten Mittwochabend nicht recht auf Touren und sah sich zugleich einem enorm robusten, aggressiven und obendrein geschickten Kontrahenten gegenüber. Mit der Mittelfeldraute verdichteten die Hausherren gekonnt das Zentrum und erstickten dadurch das flache Frankfurter Umschaltspiel im Keim. Situativ schob sich bei Frankfurter Ballbesitz auch der nominelle Zehner Jean-Paul Boetius zwischen die Mittelstürmer und spiegelte dadurch die dreiköpfige Innenverteidigung der Hessen, denen mangels eines eigenen Strategen oftmals nur der lange Schlag blieb. Ausgerechnet als derjenige, der einem Spielmacher am nächsten kommt, Mijat Gacinovic, sich einmal den Ball in der eigenen Hälfte abholen wollte, klingelte es wenige Augenblicke später im eigenen Gehäuse.
Augenhöhe auf der letzten Felge
Doch während ein Rückstand in der Bundesliga in der Regel unweigerlich mit einer Niederlage verbunden war, rauften sich die Adler in der Folge zusammen und suchten ihr Heil über die Flügel. Erste Kopfballchancen ließen nicht lange auf sich warten. Und als sich nach einer halben Stunde doch mal eine Lücke im eng gestaffelten Mainzer Pressingnetz auftat, vollendete Luka Jovic einen lehrbuchreifen Konter, den Sébastien Haller mit einem einzigartigen Drehmoment erst richtig ins Rollen gebracht hatte. „Luka ist ein absoluter Torjäger. Das 1:1 haben wir überragend herausgespielt“, zeigte sich Adi Hütter im Anschluss nur bedingt überrascht von den Qualitäten seines serbischen Goalgetters, den er zuletzt zweimal von der Bank gebracht hatte. Der einwöchige Boxenstopp hatte dem Youngster sichtbar gut getan, wie seine wieder gewachsene Effizienz zeigt. So war es auch der 20-jährige Mittelstürmer, der mit dem Pausenpfiff zum 2:2-Schlusspunkt einer vogelwilden ersten Halbzeit einköpfte.
„Der Trainer hat uns in der Halbzeit mit auf den Weg gegeben, dass wir mehr Zweikämpfe und zweite Bälle gewinnen müssen“, berichtete Gelson Fernandes von der Halbzeitansprache. Und so fiel die Eintracht am Ende zwar in keiner Statistik wirklich ab, hatte aber in jedem Wert hauchzart das Nachsehen gegenüber den Landeshauptstädtern: Ballbesitz und gewonnene Zweikämpfe – jeweils 49 Prozent. Passquote – 77 zu 79 Prozent. Fouls – 15 zu 13. Torschüsse – 12 zu 17. Gerade in letzterer Rubrik hatten in der zweiten Halbzeit beide Luft nach oben und in der Schlussphase jeweils den goldenen Schuss auf dem Fuß. Weshalb auch Hütter und sein Trainerkollege Sandro Schwarz unisono von einer gerechten Punkteteilung sprachen.