01.10.2021
Europapokal

Glaube an die eigene Stärke

Das 1:0 gegen den Royal Antwerp FC war auch ein Sieg des Willens. Das macht Mut für kommende Aufgaben, wenn auch noch nicht alles perfekt funktioniert.

Einordnung des Spiels: Kampfgeist belohnt

Lange hatte es danach ausgesehen, dass die Eintracht zum siebten Mal in Folge mit einem Remis den Rasen verlassen würde. Nach einer überzeugenden Anfangsphase, in der die Eintracht gefällig nach vorne kombinierte und den Führungstreffer des Öfteren auf dem Fuß hatte, entwickelte sich vor allem in der zweiten Halbzeit ein zerfahrenes Spiel. Defensiv standen die Frankfurter bis auf wenige Ausnahmen sicher, doch nach vorne fehlte neben der nötigen Durchschlagskraft die Feinabstimmung im Passspiel. „Wir müssen die vielen guten Situationen, die wir uns geduldig erarbeiten, besser zu Ende spielen. Im letzten Drittel waren wir nicht gut genug“, erklärte Kapitän Makoto Hasebe. Als der Japaner aufgrund von Krämpfen schon gar nicht mehr auf dem Feld stand, setzte die Eintracht zur Schlussoffensive an.

Makoto Hasebe spielte im Zentrum der Dreierkette von Beginn an und dirigierte als Kapitän gewohnt souverän seine Mannschaftskollegen.

Wechsel des Spiels

In den Hauptrollen der filmreifen letzten acht Minuten des Spiels: Goncalo Paciencia und Jesper Lindström. Cheftrainer Oliver Glasner traute seinen beiden eingewechselten Offensivkräften zu, den nötigen frischen Wind in der Offensive zu entfachen. Er sollte recht behalten. Lindström setzte im Sechzehner gegen Almeida zum Dribbling an, der Innenverteidiger konnte sich nur mit einem Foul behelfen. Den Ball zum fälligen Strafstoß schnappte sich der nur drei Minuten zuvor eingewechselte Paciencia. „Ich habe Jesper gefragt, ob er schießen möchte. Er hat gesagt, dass ich schießen darf“, verriet der Portugiese nach dem Spiel mit einem Lächeln.

Szene des Spiels

Der Ausgang ist bekannt: Paciencia verwandelte sicher und rannte – von seinen jubelnden Mitspielern gefolgt – in Richtung der mitgereisten Eintracht-Fans. „Goncalo hatte eine schwere Zeit in der vergangenen Saison, hat jetzt den Charakter, diesen Elfmeter zu schießen. Das zeugt von menschlicher und fußballerischer Qualität“, lobte Glasner seinen Schützling ausdrücklich. Dass Paciencia trotz wenig Spielzeit in den vergangenen Wochen für diesen entscheidenden Moment aus elf Metern Entfernung parat stand, war für ihn selbstverständlich: „Eine Minute, zwei Minuten, in der Startelf – ich bin immer bereit. Heute war meine Zeit gekommen.“

Debütanten des Spiels

Über Monate kämpfte sich Almamy Toure Stück für Stück zurück in die Mannschaft. Gegen den Royal Antwerp FC feierte er nun sein Saisondebüt. Und das aufgrund der Ausfälle von Evan Ndicka, Erik Durm und Christopher Lenz sogar direkt von Beginn an. Als rechter Innenverteidiger in der Dreierkette aufgestellt, erledigte Toure über die gesamten 90 Minuten seine Aufgabe unaufgeregt und abgeklärt. Entsprechend fiel das Lob des Trainers aus: „Almamy hat nach dieser langen Pause stark gespielt. Ich hätte nicht gedacht, dass er 90 Minuten durchhält.“

Ein weiterer Debütant hat mit seinem ganz persönlichen Meilenstein zeitgleich eine Klub-Rekordmarke geknackt. Ajdin Hrustic lief nicht nur erstmals in einer Europapokalpartie auf, sondern darf sich seit Donnerstagabend zudem 200. Europapokalspieler der Eintracht in einem UEFA-Wettbewerb nennen. Mit Tuta kam in der Schlussphase der Partie ein weiterer Debütant hinzu, fast auf den Tag genau ein Jahr nach seinem ersten Pflichtspiel für die Adlerträger am 3. Oktober 2020 gegen Hoffenheim. Auch Jesper Lindström spielte erstmals für die Eintracht international, mit Bröndby IF hat er vor zwei Jahren schon mal an der Qualifikation zur Europa League teilgenommen und in vier Spielen zwei Tore erzielt.

Ausblick

Naturgemäß bleibt den Adlerträgern nach der Europa League nur wenig Zeit zum Durchschnaufen. Schon am Sonntag geht es in der Bundesliga weiter. Dass mit dem FC Bayern München eine Herkulesaufgabe auf die Frankfurter wartet, ist allen bewusst. Mit dem dazugewonnenen Selbstvertrauen möchte man sich vor dem Ligaprimus aber gewiss nicht verstecken. Paciencia gab kurz nach Spielende schon die Marschrichtung vor: „Wir fahren nach München und wollen ein gutes Spiel machen. Wir glauben an uns, das musst du im Fußball immer.“