Sein Wunsch war keine große Feier, keine Laudatio, keine Kameras - gemeinsam mit seiner Familie feiert Bernd Hölzenbein seinen Geburtstag im kleinen Kreis in Miami (Florida).
Wir möchten uns aber nicht nehmen lassen, Bernd Hölzenbein zu seinem runden Geburtstag alles Gute zu wünschen. 1966, also ebenfalls rund vor 50 Jahren, wechselte er vom TuS Dehrn an den Riederwald, zunächst kickte er für die Amateure. Sein erstes Tor für die Profis machte er an Weihnachten 1966 beim Freundschaftsspiel in Hongkong unter falschem Namen (er musste mit dem Spielerpass von Helmut Kraus kicken, da der Amateurausweis nicht für die erste Mannschaft galt), seinen ersten Bundesligaeinsatz absolvierte er beim 1:1 gegen den HSV am 4. November 1967. Bis zu seinem Abschied 1981 absolvierte Bernd Hölzenbein in 420 Bundesligaspielen 160 Treffer für unsere Eintracht. Seine toremäßig erfolgreichste Saison war die Spielzeit 1976/77, in der er 26 Treffer erzielte. Für die Torjägerkanone reichte das trotzdem nicht, denn ein gewisser Müller machte 34 Treffer. Übrigens nicht Gerd Müller sondern Dieter. Dieter Müller, damals für den 1. FC Köln am Ball, wurde Torschützenkönig 1977.
Aber auch ohne Torjägerkanone sammelte Bernd Hölzenbein zahlreiche Titel: 1974 feierte der 40-fache Nationalspieler in München den Weltmeistertitel, dreimal (1974, 1975 und 1981) wurde er mit der Eintracht DFB-Pokalsieger und 1980 gewann er den Uefa-Cup. Den hat er am Abend des Triumphs übrigens direkt von der Feier im Hotel geklaut. Bernd hatte sich nämlich geärgert, als er erfuhr, dass Trainer Rausch ihn (den Mannschaftskapitän) kurz vor Spielende hatte auswechseln wollen. Kurzerhand schnappte er im Hotel den mächtigen Uefa-Cup, auf den in diesem Moment keiner achtete, und nahm ihn mit nach Hause. Am nächsten Tag war die Aufregung bei der Eintracht groß, weil der Pokal fehlte. Bernd ließ die Verantwortlichen noch zwei Stunden lang schwitzen, bevor er das Geheimnis lüftete…
1974 wurde Bernd Hölzenbein, das wird heute leider immer wieder vergessen, auch zum besten Tischtennisspieler der Nationalmannschaft gekürt. Beim Turnier in Malente gab es für ihn eine goldene Münze – für Gerd Müller, den bis dahin ungekrönten Nationalmannschafts-Tischtenniskönig, wohl ein ganz bitterer Moment.
Über Bernds „Schlitzohrigkeit“ wird, gerade in Verbindung mit der WM 1974, immer wieder viel geredet, wir möchten heute aber viel mehr daran erinnern, dass Hölzenbein ganze Tortypen geboren hat. Gab es vor dem Abend des 7. November 1979 überhaupt schon das Wort „Sitzkopfballtor“? Sicher nicht. Bernd hat das „Sitzkopfballtor“ mit seinem eminent wichtigen Treffer gegen Dinamo Bukarest, der ja den Europapokaltriumph erst ermöglichte, quasi erfunden. Und auch der „Übersteiger“ ist keine Erfindung von Jan-Aage Fjorortoft. Auf den Tag genau 28 Jahre vor dem 29. Mai 1999 spielte die Eintracht bei Kickers Offenbach. Der 2:0 Sieg auf dem Bieberer Berg mit dem Seitfallzieher von Bernd Nickel ist heute legendär. Kaum einer erinnert sich aber daran, dass Hölzenbein das Tor mit einem Übersteiger vorbereitet hatte!
Nach dem Pokalsieg 1981 wechselte Bernd Hölzenbein nach Amerika, wo er noch bis 1985 für die Fort Lauderdale Strikers, Memphis Americans und Baltimore Blasts kickte. Übrigens hat Bernd vor einigen Jahren im Museum schmunzelnd erzählt, dass die Amerikaner glaubten, der Empfang der Pokalsiegermannschaft 1981 auf dem Frankfurter Römer sei seine Abschiedsfeier aus Frankfurt gewesen, „wir haben sie auch in dem Glauben gelassen“.
Nach seiner aktiven Karriere, die er beim FSV Salmrohr (mit Klaus Toppmöller als Spielertrainer) ausklingen ließ, blieb Bernd Hölzenbein der Eintracht verbunden. Als Vizepräsident war er maßgeblich am Aufbau der Mannschaft beteiligt, die schon in den 1990er Jahren den „Fußball 2000“ spielte, Bernd arbeitete als Sportlicher Leiter bei der Eintracht, er war Vorstandsberater und ist heute Abteilungsleiter Scouting.
Zu seinem 70. Geburtstag gratuliert die ganze Eintracht-Familie und wünscht alles erdenklich Gute!