Manfred Knacker vom SV Rot-Weiß Walldorf hatte vor dem Anpfiff noch gescherzt. Wenn die Ü40 seines gastgebenden Vereins in Führung läge, würde man für einen Flutlichtausfall sorgen und man hätte einen Sieg gegen die Traditionsmannschaft der Eintracht eingefahren. Die freilich nicht ganz ernst gemeinte Ankündigung trat nach 48 Minuten Spielzeit tatsächlich ein, obwohl die Mannschaft um Karl-Heinz Körbel mit 4:1 (4:1) vorne lag. Der Vorsitzende der Rot-Weißen aus der Stadt südlich von Frankfurt ärgerte sich natürlich – der guten Laune und dem guten Zweck, für den die Partie stattgefunden hatte, tat dies jedoch keinen Abbruch.
Drei Trikots wurden für einen jeweils mittleren zweistelligen Betrag unter der gekonnten Stadionmoderation von Daniel Granitzny von HIT Radio FFH versteigert, die Fußballschuhe von Mario Götze brachten auf diesem Weg 500 Euro ein. Die Eltern der 40 Walldorfer Kinder, die bei der Eintracht Frankfurt Fußballschule vor der Partie zwei Stunden unter professioneller Anleitung (Ex-Profis Manfred Binz, Alex Conrad, Lise Munk, Cezary Tobollik) kostenlos trainieren durften, spendeten insgesamt 400 Euro. Der ehemalige Spitzenschiedsrichter Lutz Wagner und sein Gespann pfiffen nicht nur ohne Vergütung, sondern legten noch 200 Euro obendrauf; ein Walldorfer Privatmann sogar 2000 Euro. Zusammen mit dem Eintrittsgeld der rund 700 Zuschauer kamen somit 10.080 Euro für die Schlappekickeraktion zusammen.
Skela zielt, Zampach flankt mustergültig
Da störte es wenig bis gar nicht, dass die Partie nach 48 Minuten zunächst wegen des Flutlichtausfalls lange unterbrochen und dann vom Elfmeterpunkt aus fortgeführt wurde, als zumindest ein Mast einen Torraum erhellte. 14 Schützen traten vom ominösen Punkt an, keiner gab sich eine Blöße – man könnte also von einem 11:8-Sieg der Traditionsmannschaft der Eintracht sprechen. Ervin Skela mit einem mustergültigen Freistoß ins Eck aus 20 Metern (12.), Lothar Sippel (16.) und Doppelpacker Slobodan Komljenovic (19., 25.) – einmal äußerst sehenswert von Thomas Zampach mit einer punktgenauen Flanke bedient – hatten für das frühe 4:0 gesorgt. Den verdienten Ehrentreffer für die Walldorfer erzielte Felix Schmietendorf (40.).
Das Schlappekickerspiel war wie gewohnt ein perfektes Zusammenspiel zwischen der Eintracht, der Schlappekickeraktion der Frankfurter Rundschau für in Not geratene Sportlerinnen und Sportler sowie dem örtlichen Ausrichter, in diesem Jahr der SV Rot-Weiß Walldorf. Besonders waren dabei zwei 75. Geburtstage. Eddy Hausmann, großer Fan und Unterstützer der Traditionsmannschaft seit vielen Jahren und in Walldorf gleichermaßen heimisch wie engagiert, feierte dabei ebenso in diesem Jahr wie die Schlappekickeraktion selbst.
Frankfurts Oberbürgermeister mit der Nummer zehn
Im Namen der Eintracht überbrachten Schlappekickerschirmherr Karl-Heinz Körbel, die Eintracht-Vorstandsmitglieder Axel Hellmann und Philipp Reschke sowie Vorstandsberater Rainer Falkenhain jeweils die Glückwünsche. Am Mikrofon lobten Hellmann und Körbel im Beisein der Schlappekicker-Vorstandsmitglieder Arnd Festerling und Harald Stenger die Arbeit der Aktion, die „extrem wichtig“ sei. „Seit 75 Jahren helft ihr dort, wo Menschen in Not sind“, ergänzte Vorstandssprecher Hellmann. Festerling erwiderte: „Die Eintracht ist unser größter Unterstützer.“
Zu den Gratulanten gehörte auch Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef, der als Stadtoberhaupt unter anderem den Kaisersaal für die jährliche Verleihung des Schlappekickerpreises zur Verfügung stellt. „Die Schlappekickeraktion steht für Tradition, Kontinuität und Zusammenhalt, ich bin unglaublich dankbar dafür“, sagte Josef, dem an diesem Abend eine ganz besondere Ehre zuteil wurde. Josef durfte – und das auch noch mit der Nummer zehn auf dem Rücken – für die Traditionsmannschaft auflaufen. „Ein Jugendtraum geht in Erfüllung“, sagte Josef.
10.080 Euro für den guten Zweck
„Heute zählt nur, was Mike auf dem Platz zeigt und ob er sich, wie angekündigt, für einen Vertrag empfehlen kann“, scherzte Axel Hellmann am Stadionmikrofon. Der ehemalige Jugendspieler des SSV Ulm hatte großen Spaß und war noch weit nach Spielende im Kreis der Walldorfer und Eintrachtler auf dem Sportgelände zugegen.
SV Rot-Weiß Walldorf Ü40 - Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft 1:4 (1:4)
Aufstellung
Ernst (Hoffelner) – Zampach (Zick), Körbel (Dworschak), Nadaroglu, Herzberger (Amstätter), Bommer (Balzer), Josef (Uwe Müller, Di Gregorio), Sippel (Amanatidis), Skela, Komljenovic (Gerster), Hagner (Klandt).
Trainer: Wiedener.
Tore
0:1 Ervin Skela (12.)
0:2 Lothar Sippel (16.)
0:3 Slobodan Komljenovic (19.)
0:4 Slobodan Komljenovic (25.)
1:4 Felix Schmietendorf (40.).
Zuschauer: 700.
Unterdessen hatte SV-Vorstand Manfred Knacker für die Zuschauer aufgrund des Flutlicht-Fauxpas ein Goodie parat: Freier Eintritt beim Hessenligaspiel der ersten Mannschaft an diesem Sonntag gegen Stadtallendorf. 19 Tore in 48 Minuten sind dort nicht zu erwarten – im Vordergrund standen am Freitagabend aber ohnehin die für den guten Zweck eingenommenen Euros.