Selten dürfte die TSG Hoffenheim so sehr auf eine Länderspielpause hingefiebert haben wie zuletzt. Denn sieht man einmal von den Nationalspielern der Sinsheimer ab, war die gut zweiwöchige Bundesliga-Auszeit für die TSG die Chance, endlich mal wieder durchzuatmen. Schließlich sind die Hoffenheimer erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in dieser Spielzeit auch in europäischer Mission unterwegs. Mit dem Spiel gegen die Eintracht beginnen Marathonwochen mit acht Spielen in 28 Tagen.
Ob die Mehrfachbelastung in den vergangenen Wochen dazu geführt hat, dass Hoffenheim vor allem in der Schlussphase einige Punkte liegen ließ, ist hypothetisch: Bitter waren die vier Spiele vor dem 3:0 in Köln zuletzt dennoch, als ein Vorsprung nie zum Sieg reichte. Und trotzdem: in der Bundesliga ist die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann gerade einmal drei Punkte von Rang zwei entfernt, in der UEFA Europa League ist der Einzug in die Zwischenrunde trotz der späten Nackenschläge bei Ludogorez Rasgrad und bei den Türken von Istanbul Basaksehir weiterhin ein realistisches Ziel.
Verletzte kehren zurück
Personell hat Trainer Nagelsmann, der in dieser Spielzeit statistisch gesehen fast dreimal so viel rotiert wie in der Vorsaison, demnächst wieder mehr Alternativen: Adam Szalai (nach Bündelriss im Adduktorenbereich), Ermin Bikcacic (Kreubanddehnung), Robert Zulj (Schambeinentzündung) und Serge Gnabry (Oberschenkelprobleme) sind drauf und dran, wieder in den Kader heranzurücken. Dass so viele Spieler gleichzeitig ausgefallen waren, fiel in der jüngeren Vergangenheit aber gar nicht mal allzu sehr auf, weil Youngster wie Nadiem Amiri, Philipp Ochs, Robin Hack oder Dennis Geiger aus der eigenen Jugend prächtig eingeschlagen haben und dauerhaft Bundesligaform zeigen.
Ingenieur des Erfolgs ist der gerade einmal 30-jährige Julian Nagelsmann, der die TSG in der vorletzten Saison gerade noch so vom Abstieg rettete und peu á peu in die Spitzengruppe des deutschen Fußballs führte. Die Gegentore in der Endphase der Spiele dürfte dem ambitionierten Trainer ein Dorn im Auge sein, allerdings relativiert sich dieser Umstand dadurch, dass die TSG schon sechs Treffer in der Schlussviertelstunde erzielt hat - Ligahöchstwert und ein Grund mehr, die Partie in Sinsheim auf jeden Fall bis zur letzten Sekunde zu verfolgen.
Drei im Fokus
Sandro Wagner - Tore mit Punktegarantie
Sechs (vier davon per Kopf) seiner insgesamt 36 Bundesligatore erzielte Sandro Wagner in dieser Spielzeit, und meistens waren es die wichtigen Treffer: Wenn der frühere 29-Jährige traf, hat die TSG Hoffenheim in dieser und der vorigen Spielzeit nie verloren (acht Siege, fünf Remis). Im jüngsten Länderspiel der DFB-Elf gegen Frankreich wurde der 1,94-Meter-Mann zwar erst spät eingewechselt, fünf Treffer in sieben Auftritten für die Nationalelf sind aber auch keine schlechte Quote...
Benjamin Hübner - Wenn der Sohn mit dem Vater...
Wenn es zum Duell des Sohnes Benjamin Hübner mit Vater Bruno, seines Zeichens Sportdirektor bei der Eintracht, kommt, hat meistens der Filius nach 90 Minuten das Siegerlächeln im Gesicht: In vier Duellen mit der Eintracht hat Hübner junior noch nicht einmal das Spielfeld als Verlierer verlassen (zwei Siege, zwei Remis mit Ingolstadt und der TSG). Robust und bisweilen rustikal ist die Spielweise des Hünen aus Rheinhessen: Benjamin Hübner, der in dieser Spielzeit 62 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen hat, sah 22 Gelbe Karten in 64 Bundesligaspielen - also in jeder dritten Partie. Von Platz geflogen ist der 28-Jährige allerdings noch nie.
Dennis Geiger - Frühstarter aus dem eigenen Stall
Das Eigengewächs Dennis Geiger aus Mosbach wird immer wertvoller für die TSG Hoffenheim. Der Mittelfeld-Youngster, der erst in dieser Saison sein Profi-Debüt feierte, traf bei den vergangenen beiden Siegen der Sinsheimer (am 6. Spieltag beim 2:0 gegen Schalke und zuletzt beim 3:0 in Köln). Er war dabei jeweils früh zum wichtigen 1:0 erfolgreich, ligaweit schossen nur er und Pierre-Emerick Aubameyang zwei Tore in der Anfangsviertelstunde.