26.09.2025
Eintracht

„Haben einige echte Typen“

Manni Binz spricht über die Aufgaben erfahrener Spieler, zieht ein erstes positives Fazit und erinnert sich an zwei besondere Duelle mit Gladbach, eine Stepi-Standpauke sowie Tipps vom Doc.

Manni, an dieser Stelle noch einmal nachträglich alles Gude zum 60. Geburtstag! Wie hast du den Tag zu Wochenbeginn verbracht?
Danke. Eigentlich war es ein recht ruhiger, normaler Tag. Ich habe den Kleinen in die Schule gebracht, mittags waren meine Frau und ich gemeinsam essen und am Nachmittag war ich wieder mit dem Kleinen unterwegs. Wir haben es etwas verteilt, es zieht sich über die ganze Woche und darüber hinaus, im Oktober treffe ich mich mit meinen drei Brüdern. Das geht das Jahr so weiter, bis der 60. vorbei ist (lacht).

Bestimmt haben sich auch zahlreiche Weggefährten aus der Eintracht-Familie gemeldet, oder?
Ich habe so viele Nachrichten bekommen, unglaublich. Ich habe aber auch alle direkt beantwortet, andernfalls kommt man nicht mehr hinterher. Das war sehr cool, viele alte Mitspieler und Weggefährten aus den Mannschaften, in denen ich gespielt habe, haben sich gemeldet.

Manni Binz, hier gemeinsam mit Lise Munk, ist seit 2014 Trainer bei der Eintracht Fußballschule.

Botschafter, regelmäßig mit der Traditionsmannschaft und als Trainer der Fußballschule unterwegs: Du bist der Eintracht weiterhin sehr eng verbunden. Welche Aufgabe bereitet dir am meisten Freude?
Aktuell kann ich leider aufgrund einer Hüft-OP nicht aktiv spielen, es juckt allerdings schon immer mal in den Füßen. Prinzipiell macht mir alles einen Riesenspaß. Bei der Fußballschule bin ich seit 2014 dabei und ich glaube, ich habe seither noch nicht ein schlechtes Camp erlebt. Man lernt neue Trainer und neue Menschen kennen und sieht immer mal wieder tolle Fußballer – das macht großen Spaß. Darüber hinaus haben wir eine tolle Gruppe, ob nun in der Fußballschule oder der Tradi.

Musst du den Kindern im Training manchmal erklären, was ein Libero war?
Ja, ja. Manche, die unsere Zeit begleitet haben, sagen mir, dass ich schon so etwas wie ein Vorreiter war – manchmal hat sich schon damals eine kleine Viererkette gebildet (lacht). Ich zeige den Kindern eine Dreierkette und erzähle dann von Makoto Hasebe, den viele noch kennen. Dann können sie sich vorstellen, was ein Libero war.

Allgemein gefällt mir die gesamte Mannschaft, wie sie zusammengestellt ist, sehr gut.

Manni Binz

Die ersten Aufgaben in Bundesliga, UEFA Champions League und DFB-Pokal sind absolviert. Wie fällt dein Fazit bis hier hin aus?
Gut, sehr gut. So wie im vergangenen Jahr auch. Das Spiel am Sonntag gegen Union, in dem sie zwar gekämpft, es spielerisch aber nicht ordentlich gemacht haben, mal ausgenommen, spielen es die Jungs bis hier hin gut. Es ist eine junge Mannschaft mit tollen Fußballern.

Gibt es Spieler, von denen Du besonders angetan bist?
Wir haben einige echte Typen drin, das gefällt mir. Rasmus Kristensen fehlt uns aktuell, das spürt man. Wie er sich auf dem Platz gibt, wie er mit seinen Teamkollegen umgeht und wie er nach Spielen – egal ob Sieg oder Niederlage – auf den Gegner zugeht: Das zeigt, was für ein Typ er ist. Natürlich ist er auch ein echt starker Fußballer. Ein entscheidender Punkt war für mich zudem der Verbleib von Robin Koch, er ist der Kopf dieser Mannschaft und gibt den jungen Spielern auch einen Halt. Das brauchen die Jungs, für sie ist es enorm wichtig, dass sie jemanden haben, an dem sie sich aufrichten können. Allgemein gefällt mir die gesamte Mannschaft, wie sie zusammengestellt ist, sehr gut. Ansgar Knauff, Can Uzun, Nnamdi Collins, Hugo Larsson oder Nene Brown sind tolle Spieler, aber auch noch jung. Sie müssen ihre Erfahrungen sammeln.

Apropos Robin Koch: Er hat im Nachgang an den 5:1-Sieg gegen Galatasaray gesagt, dass die erfahrenen Spieler in Momenten wie nach dem zwischenzeitlichen 0:1 die Jungen auch mal an die Hand nehmen müssen. Welche jüngeren Mitspieler hast du damals an die Hand genommen, geführt und aufgebaut?
Später, als ich Kapitän war, fallen mir Adi Dworschak, Oliver Bunzenthal oder Matthias Hagner ein, die damals aus der Jugend kamen. Als ich damals aus der Jugend kam, waren es Ronny Borchers oder Charly Körbel, die ich mir als Vorbild genommen und mir gesagt haben: „Stark, so würde ich auch gerne mal spielen, oder so ein Profi will auch mal werden“. Früher haben die erfahrenen Spieler nach Fehlern oder Gegentoren dann auch mal zu einem gesagt: „Komm, jetzt halt‘ die Klappe und gib Gas, wach‘ mal auf“. So oder so ähnlich wie es Robin im Spiel gegen Galatasaray gemacht hat. Wenn man dann das Ding dreht, spüren die Jungs, dass der Kapitän der Anführer ist.

Tony hat einen Kopfball gemacht, der war so fest wie ein Schuss.

Manni Binz

In der Mannschaft steckt sehr viel Qualität, erneut zählt das Team aber auch zu den jüngsten der Liga – die Lernkurve, Schwankungen inklusive, ist sichtbar. Allein für die Eintracht hast du 411 Pflichtspiele bestritten, das geht einher mit sehr viel Erfahrung. Gehören Partien wie jüngst gegen den 1. FC Union Berlin in der Entwicklung einfach dazu?
Na klar. Nehmen wir mal Nnamdi Collins in der Nationalmannschaft: So, wie Deutschland gespielt hat, auch mit Blick auf das System, war es für ihn nicht einfach. Aber entscheidend war doch dabei, dass er reingeworfen wurde. Es sind Erfahrungen, die die Jungs sammeln, auch in einem harten Spiel wie zuletzt gegen Union Berlin. Natürlich ist es blöd, 3:4 zu verlieren, aber aus einer Niederlage lernt man. Jeder kann etwas für sich mitnehmen. Als ich 23 Jahre alt war, hat unser Doc damals mal zu mir gesagt: „Mensch Manni, du spielst immer nur noch diese Fünf-Meter-Bälle, schlag doch mal wieder einen lang und diagonal!“. Als ich es gemacht habe und der Ball ankam, meinte er: „Siehst du, hab‘ ich dir doch gesagt!“. Das braucht man, um sich Sicherheit zurückholen. Inzwischen ist der Staff deutlich größer, es gibt viele Leute, die mit den Spielern sprechen und sie fördern – auch das braucht es.

Am Samstag trifft die Eintracht auf Mönchengladbach. Mit Frankfurt, Dortmund und den Rot-Weißen von der anderen Main-Seite hast du insgesamt 22 Mal gegen die Borussia gespielt, die Bilanz ist nahezu ausgeglichen. Hast du besondere Erinnerungen an die Fohlen-Elf?
Da gibt es zwei Spiele, die mir spontan einfallen. Unter Stepi [Dragoslav Stepanovic] haben wir mal 3:1 geführt und dann hinten raus am Bökelberg mit Ach und Krach noch 3:3 gespielt. Am nächsten Tag hat mich Stepi zu sich ins Büro geholt und mich zur Sau gemacht. „Du kommst hier ja kaum durch die Tür durch“, hat er zu mir gesagt: „Du bist so breit geworden, genauso hast du gestern auch gespielt!“. (lacht) Das zweite Spiel, an das ich denken muss, war unter Klaus Toppmöller am ersten Spieltag [1993/94; Anm. d. Red.]. In der Mannschaftssitzung hat Toppmöller damals die Meisterschale mitgebracht und auf den Tisch gestellt. Getreu dem Motto: das ist das Ziel. Wir haben auswärts 4:0 gewonnen und ein überragendes Spiel gemacht. Tony [Anthony Yeboah] hat einen Kopfball gemacht, der war so fest wie ein Schuss.

Mit 4:0 setzt sich die Eintracht um Manni Binz am ersten Spieltag der Saison 1993/94 in Mönchengladbach durch.

Eugen Polanski steht vor seinem ersten Heimspiel als Cheftrainer der Borussia. Ein Trainerwechsel bringt meist noch einmal eine besondere Note mit rein. Wie bewertest du die Situation im Vorfeld des Spiels?
Ich denke da auch an Leverkusen. Der neue Trainer [Kasper Hjulmand; Anm. d. Red.] war gerade einmal zwei Tage da, konnte die Spieler aber in eine Richtung à la „Spielt so wie vergangenes Jahr“ führen. Eugen Polanski ist etwas länger da, er verlangt etwas von seinen Spielern. Wichtig ist, dass die Mannschaft das Vertrauen spürt. Ich denke, dass wir ein anderes Team erleben werden als noch beim Heimspiel gegen Bremen [0:4; Anm. d. Red.]. Ein Trainerwechsel kann immer etwas bewirken. Als Stepi damals zu uns kam, hat er gesagt: „Macht mal das, was ihr könnt“. Wir haben viel befreiter gespielt, er hat uns spielen lassen. Klar, ein System gehört dazu, aber wir konnten einfach machen. Dann machst du das 1:0 und plötzlich läuft der Ball.  

Die Eintracht will postwendend zurück in die Erfolgsspur, Gladbach wartet indes noch auf den ersten Saisonsieg. Flutlicht an am Samstagabend. Wie lautet dein Tipp?
Die Eintracht gewinnt 3:2.