05.02.2022
Bundesliga

„Haben uns nicht unterkriegen lassen“

Doppelpacker Hrustic und Rückkehrer Lenz stellen den Teamerfolg über persönliche Highlights und erhalten gleichzeitig Lob von allen Seiten. Die Stimmen zum Sieg in Stuttgart.

Sportvorstand Markus Krösche: Wir haben gekämpft, auswärts drei Tore geschossen und gewonnen. Es ist wichtig, dass wir mit einem Sieg nach Hause fahren. Wir haben aber auch fußballerisch in einigen Bereichen noch Luft nach oben. Der Sieg bringt uns weiter nach vorne, auch dass wir das Ergebnis über die Zeit gebracht haben, obwohl der Gegner auf den Ausgleich gedrückt hat. Christopher Lenz hat es super gemacht, es war sicherlich nicht einfach nach einer so langen Verletzungspause. Für Rafael Borré war es natürlich schwierig, weil er praktisch aus dem Flieger direkt auf den Platz gekommen ist. Er hat aber unheimlich viel für die Mannschaft gearbeitet und war deshalb ein wichtiger Bestandteil für den Sieg. Ajdin ist sehr gut ins Spiel gekommen. Die vergangenen Wochen waren auch für ihn nicht einfach. Aber er war ein wichtiger Faktor und wahrscheinlich sogar ausschlaggebend für den Sieg.

Cheftrainer Oliver Glasner lobt die „großartige Teamleistung“.

Cheftrainer Oliver Glasner: Wir sind wahnsinnig froh über die ersten drei Punkte 2022 und in der Rückrunde. Es war ein sehr schwieriges Spiel. Ich kann der Mannschaft für ihren Einsatz und Willen nur ein großes Kompliment aussprechen. Man hat gemerkt, dass beide Mannschaften nicht so gut in die Rückrunde gestartet sind. Es waren vielleicht ein paar Unforced Errors zu viel. Dann sind wir mit unserer Eckenserie verdient in Führung gegangen und ich hatte den Eindruck, wir hatten es im Griff. Doch wir haben es verpasst, die Abspielfehler Stuttgarts zu unseren Gunsten auszunutzen und haben uns kurz vor dem Pausenpfiff nach einem Standard den Ausgleich gefangen. Auch vom abermaligen Ausgleich haben wir uns nicht unterkriegen lassen und nochmal zurückgeschlagen. Es war relativ kompliziert, weil wir vier verletzungsbedingte Wechsel vornehmen mussten, alle im Zentrum: zwei in der Dreierkette, zwei im zentralen Mittelfeld. Die Jungs, die reingekommen sind, waren direkt für die Mannschaft da. Wir hatten vorher besprochen, dass wir eine großartige Teamleistung brauchen, um den Bock umzustoßen. Wir sind alle sehr froh über die drei Punkte.

Wir haben gesehen, dass etwas Platz ist. Ich hätte es ehrlich gesagt nicht erwartet – aber Tor ist Tor!

Ajdin Hrustic

Ajdin Hrustic: Ich denke, das Ergebnis ist verdient. Wir haben 100 Prozent gegeben. Wir haben es seit Januar nicht einfach gehabt, aber weiter Gas gegeben. Ich habe alles gegeben für die Mannschaft und wir sind alle glücklich. Die Variante vor dem 2:1 haben wir schon mal gegen Leipzig versucht, damals hat es nicht ganz geklappt. Wir haben gesehen, dass etwas Platz ist. Ich hätte es ehrlich gesagt nicht erwartet – aber Tor ist Tor! Die zwei Tore nehme ich gerne mit.

Christopher Lenz: Ich bin ein bisschen kaputt, aber mir geht es gut, weil ich durch den Sieg ein paar Glückshormone mehr im Körper habe. Zwischendurch war es körperlich schwierig, am Ende aber einfacher, weil der Trainer gesagt hat, ich solle mehr hinten bleiben. Jetzt erhole ich mich ein, zwei Tage gut, dann geht es wieder ins Training. Wir sind unglaublich stark in jede Halbzeit reingekommen und hätten die Chance auf ein 2:0 oder 3:0 gehabt. Das sprechen wir schon länger an, dass wir die Chancen, die wir haben, nutzen. Trotzdem ziehen wir das Positive daraus, nämlich auswärts drei Treffer erzielt zu haben. Natürlich ist es nicht einfach, gegen Stuttgart zu Null zu spielen, weil sie viele gute Kicker und mit Sasa Kalajdzic einen großen Stürmer haben, der bei Flanken schwer zu verteidigen ist. Trotzdem haben wir am Ende verdient gewonnen. Die Erleichterung über den ersten Sieg 2022 ist sicher groß, auch wenn wir wussten, dass er irgendwann kommt.

Die Erleichterung über den ersten Sieg 2022 ist sicher groß, auch wenn wir wussten, dass er irgendwann kommt.

Christopher Lenz

Jesper Lindström: Auswärtsspiele sind immer eine besondere Herausforderung. Aber wir haben eine gute Mentalität an den Tag gelegt und haben für die Mannschaft gekämpft. Das ist Teamgeist. Es geht nicht nur um Einzelspieler, die die Tore machen. Trotzdem: Ajdin Hrustic kommt rein, nachdem er lange nicht gespielt hat, und erzielt zwei Treffer. Das hat wieder gezeigt, dass jeder Einzelne dem Team helfen kann. Ajdin ist ein super Junge und Spieler mit großen Qualitäten am Ball. Aber nochmal: Wir haben ein gutes Team, in dem jeder seinen Platz findet. Ich freue mich sehr für ihn. Ich habe ihm gesagt: Du machst das nächste Tor – und er hat es getan. Unser Problem aktuell ist, dass wir auf der einen Seite besser verteidigen und auf der anderen Seite unsere Chancen besser nutzen müssen. Im Dezember haben wir fast jede Möglichkeit reingemacht, aktuell ist das nicht so. Wir bleiben dran und entwickeln uns weiter, um die Spiele früher zu entscheiden. Das gilt auch für den letzten Pass, den entscheidenden Zweikampf. Im Fußball ist nicht immer alles richtig oder alles falsch – sondern vor allem Trainingsarbeit.

Kennt keine Müdigkeit: Rafael Santos Borré.

Rafael Santos Borré: Es war ein schwieriges Spiel. Wir kamen mit der Einstellung hierher, die Partie zu gewinnen, waren konzentriert und haben das Spiel schlussendlich für uns entschieden. Ich hatte in dieser Woche viele Reisen sowie Flüge und konnte mit der Mannschaft nur ein Mal trainieren. Mit dem Nationalteam hatte ich zwei negative Erlebnisse, nun war ich vollkommen darauf konzentriert, der Mannschaft mit meiner Leistung zu helfen. Jetzt geht es gegen den VfL Wolfsburg, gegen den das Hinspiel sehr eng war. Der Sieg gegen Stuttgart wird uns und unserer Moral aber helfen, um den nächsten Schritt zu gehen.

Sven Mislintat (Sportdirektor VfB Stuttgart): Das Spiel ist hart zu nehmen. Wir haben direkt in den ersten zehn, 15 Minuten extrem viel zugelassen mit den Standardsituationen. Wir bringen uns auch mit zwei Standards ins Hintertreffen, was zu weiterer Verunsicherung führt. Es hat uns nicht gefallen, was wir da gesehen haben. Wir haben versucht, uns so gut es geht zurück zu kämpfen, kommen zwei Mal zum Ausgleich und kriegen dann das abgefälschte Ding. Alles in allem war unsere Leistung nicht aufgeräumt genug, vor allem defensiv.