Faride Alidou kann getrost etwas von sich behaupten, was heutzutage nur noch die wenigsten Profikicker können: Sein halbes Leben lang hielt er einem einzigen Verein die Treue: dem Hamburger Sport-Verein. Vor ziemlich genau zehn Jahren wechselte der heute 20-Jährige vom Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg zu den Rothosen, durchlief dort alle Jugendabteilungen bis hin zur U21 und debütierte am 16. Oktober vergangenen Jahres nach einer Einwechslung gegen Fortuna Düsseldorf in der Profimannschaft des einstigen Bundesligadinos. Nur eine Woche später brachte sein damaliger Trainer Tim Walter den Sohn togolesischer Eltern gegen den SC Paderborn von Beginn an. Der dribbelstarke Angreifer zahlte das Vertrauen zurück, indem er bereits in der fünften Spielminute das 1:0 durch Moritz Heyer per Pfostenschuss vorbereitete. Trotz des 1:1-Remis am Ende dankten ihm die eigenen Fans seine starke Leistung im Anschluss mit „Alidou, Alidou“-Sprechchören.
In den darauffolgenden sechs Spielen war der 1,86 Meter große Flügelspieler an fünf weiteren HSV-Toren direkt beteiligt und eroberte sich dadurch zwischenzeitlich einen Stammplatz. Sein Coach zeigte sich damals begeistert vom Flügelspieler und betonte, es mache „extrem viel Spaß mit ihm“. Insgesamt kam Alidou in der vergangenen Saison auf 27 Profieinsätze für den HSV, erzielte dabei zwei Treffer und legte sieben weitere auf.
Seine Leistungen blieben auch den Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bund nicht unentdeckt. Anfang November nominierte Christian Wörns den Flügelspieler für die U20-Junioren. Alidou lieferte erneut: Beim 3:2 in Frankreich führte ein Foul an ihm zum Elfmeter, danach traf er zum 2:1 selbst. Gegenüber der Hamburger Morgenpost erklärte Wörns damals, er traue Alidou zu, sich in der Bundesliga durchzusetzen: „Er legt eine unglaubliche Schnelligkeit an den Tag, sowohl auf langen Strecken als auch in kurzen Bewegungen. Er bringt unheimlich viel mit und kann der Unterschiedsspieler sein“, so der ehemalige deutsche Nationalverteidiger.
Kein halbes Jahr später zog Antonio Di Salvo den Rechtsfuß zur U21 hoch und ließ ihn in der Qualifikation zur U21-Europameisterschaft 2023 regelmäßig von Beginn an spielen. Seine im vergangenen Dreivierteljahr steile Karriere krönte der von der Hamburger Morgenpost als „begehrtes HSV-Nachwuchstalent“ betitelte Alidou nun mit dem Wechsel zum Champions-League-Teilnehmer. „Ich bin selten nervös, jetzt aber schon ein wenig. Es ist eine große Herausforderung, aber der richtige Schritt für mich“, beschrieb er seine Gefühlslage.
Bei der Eintracht, bei der er einen Vertrag bis 2026 unterschrieb, könnte er laut Sportvorstand Markus Krösche sowohl auf den beiden Außenbahnen als auch als Sturm- oder hängende Spitze zum Einsatz kommen. „Er ist sehr schnell und hat ein gutes Eins-gegen-eins-Spiel. Noch dazu ist er sehr torgefährlich und bereitet viele Tore vor. Das ist das, was wir benötigen, um unsere Ziele zu erreichen“, so Krösche, der hofft, dass die Eintracht-Offensive mit Alidou „noch variabler und unberechenbarer“ werde. „Faride hat seit seinem Schritt zu den Profis bewiesen, dass er sich in einer höheren Liga schnell zurechtfindet. Nichtsdestotrotz wird er bei uns die nötige Zeit erhalten, um sich in der Bundesliga zu akklimatisieren.“
Um diesen Prozess zu beschleunigen, verkürzte er nach der erfolgreichen EM-Quali an der Seite von Ansgar Knauff seinen Sonderurlaub um vier Tage, nahm bereits am Freitag statt Montag die Arbeit auf und präsentierte sich dadurch am Samstag in Nieder-Weisel erstmals einem größeren Publikum. Eine Vorlage, ein erzwungenes Eigentor und ein Treffer in kaum einer halben Stunde lautete die Blitzbilanz des Neuankömmlings. Der Tapetenwechsel beginnt verheißungsvoll.