07.10.2024
Bundesliga

Happy Metal im Herzen von Europa

München gibt den Ton an, Frankfurt setzt ausreichend Akzente, Marmoush fast wie Lewandowski, Tuta in ständiger Alarmbereitschaft und das 3:3 zum Nachhören. Eine Nachbetrachtung im Zwölfteltakt.

Im zweiten Heimspiel hintereinander stand ein 3:3 auf der Anzeigetafel, seit dem 0:2 zum Bundesligastart in Dortmund am 24. August haben die Hessen nicht verloren und seitdem in sieben Spielen 20 Treffer erzielt. Entertainment à la Eintracht Frankfurt. Und wer möchte, genau jene Art, die sich Sportvorstand Markus Krösche im vergangenen Frühjahr mit der Symbolsprache Heavy Metal gewünscht hatte – wenngleich die Klangfarbe von Woche zu Woche abweicht.

Der Treffer zum 3:3 im EintrachtFM-Kommentar

Das beste Beispiel liefern eben jene genannten identischen Resultate in der Europa League gegen Pilsen und nun gegen München. Leichte Tristesse zum Auftakt der Europa League, hessische Ekstase nach dem Vergleich mit dem Rekordmeister. Als einzige Parallele dient wohl die Entstehung von zwei Gegentoren: Gegen die Tschechen gaben die Adler eine 3:1-Führung nach zwei gegnerischen Einwürfen noch aus der Hand. Gegen die Bayern führten zwei Eckstöße zum 2:2-Pausenstand. „Das hat Bayern auch gut gemacht mit der schnellen Ausführung und guter Boxbesetzung. Aber klar gibt es immer Dinge, die wir verbessern müssen und wollen. Diese gehören mit Sicherheit dazu“, erklärte Dino Toppmöller hinterher. Und damit erstmal ein Haken an vielleicht das einzige Haar in der Suppe am Sonntagabend.

Zahl des Spiels: 12

Denn der 13. Punkt nach sechs Spieltagen wäre allein mit Matchglück zu kurz gegriffen. Die beste Ausbeute seit 2012, als Frankfurt als Aufsteiger mit 16 Zählern durchstartete, lässt sich an weiteren Zwölferpacks veranschaulichen.

Ballgewinne: Gefügt, gekontert

Wer die Statistik liest, sieht schnell die rund Dreiviertel Ballbesitz der Bayern. So weit, so handelsüblich dieser Tage, selbst Doublegewinner Bayer Leverkusen kam eine Woche zuvor gerade so über 30 Prozent Spielanteile hinaus. Auffällig vielmehr und ein Grund, wieso die SGE mehr reagierte als ihr lieb war, sind die Balleroberungszeiten: Die Hausherren benötigten im Schnitt etwa 23 Sekunden, die Gäste knapp elf Sekunden – Differenz gleich zwölf.

Hinzu gesellen sich insgesamt zwölf Ballgewinne im gegnerischen Drittel. Der Gastgeber verbuchte eine, die anderen elf die Pressingmaschine aus Süddeutschland.

Punktgarant Marmoush

Was passiert, wenn die Schlinge der Roten kurzzeitig nicht fest genug war, bewiesen die Adler nicht oft, aber oft genug. Vier Ballaktionen im gegnerischen Sechzehner, vier Abschlüsse, drei auf den Kasten von Manuel Neuer. Marmoush, Ekitiké, ganz spät wieder Marmoush. 1:1, 2:1, 3:3. Schluss, Aus, Feierabend!

Der Ägypter in Zahlen:

  • 26 Treffer in 50 Pflichtspielen für Eintracht Frankfurt seit seiner Verpflichtung.
  • Acht Saisontore, Ligabestwert und neuer Eintracht-Rekord nach sechs Spieltagen.
  • 24 Bundesligaspiele mit Marmoush als Torschütze – zwölf Siege, zwölf Remis, null Niederlagen!
  • Zwölf Scorerpunkte – Ligabestwert und die historisch größte Ausbeute seit detailliierter Datenerfassung 2004/05 hinter Robert Lewandowski 2020/21.

Prellbock Tuta

Weiter im Zwölfteltakt: Kaua Santos verbuchte neben zwei klärenden Aktionen zudem wie drei Tage vorher in Istanbul zehn Paraden und damit so viele wie letztmals in der Bundesliga Finn Dahmen für den FC Augsburg am 4. November 2023. Landsmann Tuta, der sportlich bewertet glücklicherweise nicht noch einen „Fehlalarm“ aus dem Krankenhaus wegen der Geburt seines Kindes erhielt, war im Stadtwald dennoch in ständiger Alarmbereitschaft und entschärfte ein ganzes Dutzend brenzliger Situationen.

„Das Wichtigste in so einem Spiel ist, cool zu bleiben. Natürlich ist es sehr schwer, da sie eine Mannschaft sind, die ein starkes Gegenpressing nach Ballverlust spielt. Das wussten wir. Und wir wussten auch, dass wir in der Offensive viel Qualität und Tempo haben. Daher haben wir versucht, in die Tiefe auf den letzten Mann zu spielen, um schnell hinter die Abwehr zu kommen. Das war der Schlüssel“, berichtete der Innenverteidiger hinterher bei „Drüber gebabbelt – die Spieltagsanalyse aus dem Deutsche Bank Park“.

Von 12 bis 16: Faktor Joker

Dazu kam in den Augen von Chefcoach Toppmöller, dass „die Jungs sich weiter an den Plan gehalten“ hätten, als sie kurz nach der Pause zum zweiten Mal in Rückstand gerieten: „Wichtig war, dass wir mit den Wechseln von Jean-Mattéo, Mario und Can unsere fußballerische Qualität nochmal erhöht haben. Wir hatten mehr Entlastung, auch mal gute Aktionen im zentralen Mittelfeld – auch mit Mo Dahoud.“ Und in der zweiten Halbzeit einen höheren Expected-Goals-Wert als der Favorit (0,89 zu 0,7). Kein Scherz, sondern Resultat der forscheren Gangart in der Schlussphase. „Während der Behandlungspause von Bahoya haben wir nochmal mit den Jungs gesprochen und gesagt: Volles Risiko, Mann gegen Mann. Dass es am Ende funktioniert hat, ist umso schöner. Die Positionierung von Junior war gut und das Finish von Omar unglaublich!“

Ausblick: Hungrig bleiben

Das Finish dieser Spielzeit liegt freilich in weiter Ferne und das nächste Topduell in Leverkusen nach der Länderspielpause wesentlich näher. Grundsätzlich betont Toppmöller: „Wir wollen hungrig bleiben. Die Mentalität in der Gruppe ist unglaublich. So muss und so soll es weitergehen.“ Ob mit Heavy oder Happy Metal – einerlei.