08.12.2024
Bundesliga

Harte Nummer, weiche Fakten

Der Ball ist rund und das Spiel gegen Augsburg dauert 102 Minuten. Ekitiké erfreut sich immer mehr Knauff-Assists und die Frankfurter Verteidiger schonen sich so wenig wie den Gegner.

Als wäre die Schlagzahl im Spätjahr mit bis vergangenen Mittwoch drei Hochzeiten nicht hoch genug, fanden die Strapazen im fünften Pflichtspiel binnen 15 Tagen und nach drei Auswärtsreisen in Reihe am Samstagnachmittag ihren vorläufigen Gipfel. Nicht 90 Minuten beharkten sich Eintracht Frankfurt und der FC Augsburg im Deutsche Bank Park, am Ende standen mit Nachspielzeit über 102 Minuten auf dem Tacho, die an Facetten nicht sparten. Eine erste Halbzeit ohne nennenswerten Abschluss, ein zweiter Spielabschnitt mit vier Treffern innerhalb von etwa 19 Minuten. Führung Eintracht, Ausgleich Augsburg, Rückstand, schließlich 2:2. Vier Treffer auf der Anzeigetafel, am Ende vier Akteure auf dem Rasen, die den Arbeitstag mit einem Kopfverband beendeten. Beleg der rassigen Duelle und reichlich Behandlungspausen by the way: die Nettospielzeit belief sich auf kaum 53 Minuten. Verhältnis 50:50, so wie der Spielverlauf, wenn es nach der Einschätzung von FCA-Coach Jess Thorup auf der Pressekonferenz geht.

Dessen Trainerpendant aufseiten der SGE, Dino Toppmöller, sah es wie seine Mitstreiter etwas anders. Auf der einen Seite behagten dem Fußballlehrer die Art und Weise des 1:1 und 1:2 nicht: Abseits aufgehoben, Ball nicht festgehalten. Auf der anderen Seite hob der 44-Jährige die Willensstärke seiner Mannen hervor, deren einziges Versäumnis es war, die Abschlussstärke der vergangenen Wochen zu bestätigen. „Außer vor den Gegentoren hat sich Augsburg keine Möglichkeiten herausgespielt. Wir haben es bis auf die zwei Situationen gut verteidigt. Vorne hatten wir nicht die Effizienz, die es braucht. Trotzdem haben wir zwei Tore gemacht und waren in der zweiten Halbzeit drückend“, analysierte Sportvorstand Markus Krösche in die gleiche Richtung.

Wo Knauff gleichauf mit Marmoush liegt

Ob die Hessen nun ein Tor zu viel zugelassen oder eines zu wenig erzielt haben, war auch für Ansgar Knauff ein bisschen wie die Henne-Ei-Frage: „Wir hatten die eine oder andere Chance, selbst ein Tor zu erzielen, genug Gelegenheiten haben wir uns erspielt. Oder wir kassieren im Optimalfall nicht zwei“, sinnierte der Flügelverteidiger, der Hugo Ekitiké das zwischenzeitliche 1:0 aufgelegt hat. Sidefact: Damit servierte Knauff zum dritten Mal für den Franzosen, so häufig wie sonst nur Omar Marmoush.

Insgesamt sei, so Knauff, „das Spiel an sich nicht schlecht, das Ergebnis geht besser. Und wir sind insgesamt auf einem guten Weg“. Beleg gefällig: Sechs ungeschlagene Bundesligaspiele in Folge ist neuer Bestwert seit Amtsantritt von Dino Toppmöller, der einmal mehr die „Riesenenergieleistung“ seiner Truppe hervorhob. Die unter der Woche lädierten „Robin Koch und Arthur Theate haben sich wirklich durchgebissen. Auch Rasmus Kristensen, der aus einer langen Verletzungspause kam und nun dreimal 90 Minuten abgerissen hat“. Der Däne habe sich nach seinem Zusammenstoß im ersten Durchgang in der Halbzeitpause „zehn Minuten zusammenflicken lassen und gesagt, er kann weitermachen“. Auch anhand von Tuta, „der wieder ein richtig gutes Spiel gemacht hat auf der Sechs, die laufintensiver ist als in der Verteidigung, sieht man, dass die Jungs über die Grenzen gehen. Ich bin mir sicher, dass sie das in den nächsten Spielen genauso machen werden.“

Can & Co.: „Sehr gut gemacht“

Im wahrsten Wortsinn heißt es am Wochenende: Wunden lecken, weshalb Toppmöller zwei freie Tage gewährt, in der Hoffnung, „sie werden uns extrem guttun, um abschalten und den Akku nochmal aufladen zu können, so gut es geht“.

Frischen Schwungs durfte er sich schon während des Matchs sicher sein. Nicht allein wegen des Treffers mit der ersten Ballaktion von Can Uzun: „Wir hatten das Gefühl, dass er uns im Sturm gut tut. Mit seinen Fähigkeiten ist er sehr wertvoll für uns. Wir sind froh, dass er diesen nächsten Schritt gemacht hat. Das Tor, vor allem ein wichtiges, tut auch für den Kopf gut. Am Ende bereitet er fast das Siegtor vor. Nun geht es darum, diese Intensität, die er auf den Platz gebracht hat, auch defensiv, zu bestätigen. Dann wird er noch mehr spielen und kann noch mehr Tore schießen.“ Grundsätzlich, fügte Toppmöller an, „bin ich mit allen Einwechselspielern zufrieden. Alle haben eine gute Energie reingebracht und versucht, das Ding nochmal auf unsere Seite zu ziehen“. Krösche ergänzte: „Es freut mich für Can, er hatte keine einfache Zeit. Man sieht seine Qualität, dass er den Mut hat, einfach mal abzuschließen. Die Jungs, die reingekommen sind, haben es sehr gut gemacht.“

Ausblick: Lyon und Leipzig

Nach einem Kraftakt mit kniffligen Aufgaben, die sich Gegner Augsburg ausgedacht hat, was Krösche kurzum mit „Fluch der guten Tat“ beschrieb, werden die Hürden nicht niedriger. Am Donnerstagabend gastieren die Hessen bei Olympique Lyonnais. Sechster Spieltag der UEFA Europa League. Am Sonntag wartet erneut Leipzig, dann zum 14. Spieltag der Bundesliga. International firmieren die Adler als Rangdritter, national als Tabellenzweiter. Es gebe zwar keine Ergebnisgarantie, bekannte Toppmöller, aber er sei sich sicher, dass die Adlerträger wieder „alles raushauen und ein gutes Gesicht zeigen“ werden.