Harter Test, großes Fest

Der FC Juárez mit vier Ligaspielen im Rhythmus, Eintracht Frankfurt mit zweieinhalb Vorbereitungswochen in den Knochen ließen sich weniger von auch in den Abendstunden Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke beeinflussen, eher schon von den euphorischen Trommelwirbeln im Heimblock des Estadio Olímpico Benito Juárez.

Wie von den Gästen erwartet, fanden sie im mexikanischen Erstligisten einen sehr kampfgewillten und zweikampfstarken Kontrahenten vor. Unabhängig davon hatten die Hessen zunächst über weite Strecken die Kontrolle und auch das Chancenplus auf ihrer Seite.

Eintracht mit Chancenplus

Mit drei Neuzugängen beziehungsweise Leihrückkehrern – Nathaniel Brown, Igor Matanovic und Can Uzun – formierten sich die Adler im 4-3-3. Viel ging zu Beginn über den rechten Flügelstürmer Éric Junior Dina Ebimbe. Nach zehn Minuten steckte der als Kapitän aufgebotene Mario Götze die Pille auf den durchgestarteten Franzosen durch, dessen flache Hereingabe Mittelstürmer Matanovic um Haaresbreite verpasste (11.). Wenige Augenblicke später ließ Uzun das Leder auf Farès Chaibi klatschen, der Algerier zielte einen Tick zu hoch (12.). Ähnlich erging es auf der anderen Seite Dina Ebimbe mit links (25.).

Wesentlich näher dran war zehn Minuten vor der Pause der regelmäßig anspielbare Matanovic. Diesmal versuchte die Nummer neun ihr Glück auf eigene Faust, der Abschluss rauschte um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei, weil noch ein Bein dazwischen war (37.). Zwar fehlte den zwangsläufig nicht völlig frischen Adlern hier und da die entscheidende Genauigkeit, umgekehrt ließen sie vor dem Seitenwechsel auch keine nennenswerte Gelegenheit zu. Als es nach einem torlosen ersten Durchgang roch, schaltete Rot-Schwarz-Weiß einmal schnell um, Brown ging im Sechzehner zu Fall und Schiedsrichter Maximiliano Quintero Hernández entschied auf Foulelfmeter. Chaibi verwandelte sicher links unten (45.). In der Nachspielzeit fand Matanovic im US-amerikanischen Keeper Benny Diaz seinen Meister (45. + 1).

Als die Akteure die Kabinen wieder verließen, war die Sonne versunken und das Lüftchen lauer. Verändern sollte sich auch die Belegschaft und teilweise die Kräfteverhältnisse. Bis auf Tuta, der von der Abwehr auf die Sechs rückte, blieben alle Frankfurter draußen. Rasmus Kristensen feierte sein Debüt mit dem Adler auf der Brust und bildete mit Philipp Max die Innenverteidigung. Die gelernten Innenverteidiger Robin Koch und Willian Pacho kehren am Freitag aus ihrem Urlaub zurück.

Juárez mutiger

Zurück zum Spiel. Los Bravos agierten fortan vor 6.800 Zuschauern mutiger, Sebastian Perez kam halbrechts zum Abschluss, verzog aber (48.). Grund zum Jubeln hatte Cesar Lopez, der per Kopf Kevin Trapp überwand (52.). Der nun mit der Spielführerbinde ausgestatte Torwart hatte in der Folge einen ruhigen Abend, sah aber auch wenig Inspirierendes; eher ein bisweilen wildes Duell. Dafür durfte sich der 34-Jährige in der 75. Minute auszeichnen. Im Gegenzug jagte Omar Marmoush das Spielgerät an die Latte (76.). So etwas wie eine kleine Schlussoffensive war eröffnet.

Der nächste Stich saß. FC-Schlussmann Diaz war eigentlich gegen Ansgar Knauff zur Stelle, aus der Parade resultierte aber eine Bogenlampe, die sich zum 1:2 ins Netz senkte (78.). Der Endstand, weil der Gastgeber in der 90. Minute einen letzten Hochkaräter liegen ließ. Der Endstand einer beidseitig engagierten und konzentrierten Darbietung. Frankfurt hatte zwar nach der Pause ein paar Wackler mehr, von denen einer zum Ausgleich führte, hatte aber in der Schlussviertelstunde wieder mehr Zugriff. Die Herzen flogen den Gästen nach Abpfiff ohnehin zu, minutenlange Ehrenrunden auf fremden Terrain sind sonst nicht an der Tagesordnung. Trikots für die Heimfans, wie sie die SGE verteilte, ebenso wenig. Auch wenn sportlich nicht alles formvollendet war, hat Ciudad Juárez ein Fußballfest gesehen.