19.02.2024
Bundesliga

Hasebe 300, Bestnoten für Knauff und Marmoush

Ein (zu) selbstkritischer Jubilar, Frankfurts Toptorschützen in Höchstgeschwindigkeit und die Eintracht auf der Suche nach der richtigen Mischung. Die Achterbahnfahrt in Freiburg näher beleuchtet.

Mit ergiebiger Nachspielzeit über 108 Minuten Dauerstress, im Freiburger wie Frankfurter Lager über 126 Kilometer Laufleistung und drei Tore auf beiden Seiten. Wäre das 22. Saisonspiel am Sonntagnachmittag ein Fahrgeschäft, der Europa-Park Rust unweit des gleichnamigen Stadions des Sport-Clubs wäre um eine Attraktion reicher.

Geht es nach den Sportlern und sportlich Verantwortlichen im Herzen von Europa, wären ein paar Prozent weniger Achterbahnmodus auch okay gewesen. Die Analysen am frühen Abend im Breisgau glichen wie ein Ei dem anderen. „Wir haben einen guten Plan mit Leben gefüllt, gehen drei Mal in Führung, machen uns aber hinten selbst das Leben schwer und fahren am Ende leider nur mit einem Punkt nach Hause“, erklärte Ansgar Knauff. Philipp Max pflichtete dem Doppeltorschützen bei: „Wenn du drei Mal führst, willst du natürlich gewinnen. Wir haben schöne Tore erzielt, uns bei den Gegentoren aber wieder nicht so clever angestellt.“ Makoto Hasebe errechnete kurz und bündig: „Drei Mal vorne – Endstand 3:3. Drei Gegentore sind zu viel.“

Zahl des Spiels: 300

Dino Toppmöller hatte den Japaner in Abwesenheit des gelbgesperrten Robin Koch erstmals in dieser Bundesligasaison in die Startelf beordert, „weil er uns durch seine Persönlichkeit Stabilität geben kann. Er ist ein stiller Leader, davon wollten wir einen mehr auf dem Platz haben“.

Hasebe, der ausgerechnet gegen Freiburg am 34. Spieltag der Vorsaison letztmals in der deutschen Beletage von Beginn an ran durfte und darüber hinaus am 23. August 2014 auch sein Ligadebüt mit dem Adler auf der Brust ebenfalls gegen die Badener feierte, steht nun bei exakt 300 Pflichtspielen für die SGE. Der am 18. Januar 40 Jahre alt gewordene Defensivmann ist nebenbei der zehnte Ü40-Spieler in der Bundesligahistorie und der erste seit Claudio Pizarro 2019/20.

Gleichwohl war die Nummer 20 weit davon entfernt, deshalb die Sektkorken knallen zu lassen, sprach bei EintrachtTV davon, dass „die Bedeutung nicht so groß“ sei, weil „ich alle drei Gegentore verhindern hätte müssen. Ich habe meine Aufgabe nicht erfüllt“. Eine Sicht der Dinge, die Hasebe ehrt, er aber weitgehend exklusiv hat. Cheftrainer Toppmöller urteilte: „Makoto hat es fußballerisch gut gemacht und unserem Spiel immer wieder Ruhe gegeben. Defensiv war es nicht immer leicht, weil Freiburg mit langen Bällen agiert hat. Auch da hat er sich clever angestellt.“ Der verursachte Elfmeter vor dem 2:2 sei „unglücklich, dass er am Ende der Fehlerkette darunter leidet“. Auch die Bild schreibt an diesem Montag: „Dieses Geständnis ehrt ihn in höchstem Maße, ist aber deutlich übertrieben.“

Knauff und Marmoush: doppelt spitze

Übertrieben schnell waren im Schwarzwald derweil Ansgar Knauff und Omar Marmoush unterwegs, die nicht nur an allen Treffern direkt beteiligt waren, sondern als einzige Akteure im Europa-Park Stadion einen Topspeed jenseits der 34 Kilometer pro Stunde verzeichneten. Marmoush, einmal mehr Schütze des 1:0, und Knauff mit dem ersten Doppelpack seiner Profikarriere bilden nun wettbewerbsübergreifend gewissermaßen ein Topduo, wenn es allein nach Toren geht: Der Ägypter traf in allen Wettbewerben 14 Mal ins Eckige, Knauff steht bei acht Buden. Davon in der Liga drei als Einwechselspieler, kein Joker ist 2023/24 erfolgreicher. Der Kunstschuss des U21-Nationalspielers war mit einem Expected-Goals-Wert von 7,9 das unwahrscheinlichste des 22. Spieltags. Schlussendlich schafften es beide Adler in die kicker-Elf des Spieltags, als einzige Akteure mit der Note 1,5.

Indirekt Leidtragender ist Sasa Kalajdzic, der nach zehn Minuten wegen Knieschmerzen nicht weitermachen konnte, später auf Krücken zurückkehrte und sich noch am Abend zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus begab.

An die Schmerzgrenze ging derweil Ellyes Skhiri, der an der Dreisam 13,54 Kilometer abspulte, am Wochenende kam einzig Wolfsburgs Lovro Majer auf mehr: 13,84. Als stärkster Zweikämpfer auf dem Rasen entpuppte sich wiederum Tuta mit 63 Prozent gewonnener direkter Duelle. Die Rettungstat unmittelbar vor Ultimo, als der Brasilianer erst saß und einen Augenblick darauf auf der Torlinie das 3:4 verhinderte, sei an dieser Stelle außerdem erwähnt.

Ausblick: Mission Achtelfinale

Dass der Verteidiger mit dem Rückpass vor dem Strafstoß auch seine Aktien drin hatte, spiegelt die Extreme, die die Adler dieser Tage durchlaufen, ganz gut wider. Linksverteidiger Max bringt es auf den Punkt: „Der Grundgedanke ist gut. Die Male davor haben sie es gut gemacht und Lösungen gefunden. In diesem Fall war es zu viel Risiko“. Auf das große Ganze bezogen ist der Vorlagengeber zum 1:0 überzeugt: „Mit Blick auf das, was uns zuletzt angekreidet wurde – guten Fußball zu zeigen, aber nicht die Galligkeit und Giftigkeit in den Duellen zu haben – habe ich einen deutlichen Fortschritt gesehen. Unser fußballerisches Können gepaart mit dem kämpferischen Auftreten in Freiburg – dann haben wir eine Riesenchance, mit dem Publikum im Rücken, eine Runde weiterzukommen“. Die Rede ist, klar, vom Play-off-Rückspiel in der UEFA Europa Conference League am Donnerstag, 21 Uhr, gegen die Royale Union Saint-Gilloise. Das Ziel: Achtelfinale. Denn Europa ist für Eintracht Frankfurt bekanntermaßen kein Freizeitpark.