11.04.2022
Bundesliga

Hauges „gelungenes Startelf-Comeback“

Der Norweger weiß gegen Freiburg mit Übersicht und einem läuferischen Spitzenwert zu gefallen. Mit Sow musste sich eine andere Pferdelunge zum MRT begeben. Personelle und weitere Antworten.

Einordnung: Körner und Komplimente, kein Kapital

Wie sich die Bilder auf dem Pressepodium im Deutsche Bank Park doch glichen. Noch Donnerstagnacht hatte kein Geringerer als Xavi Hernández die Eintracht und ihr Auftreten mit Lobeshymnen überhäuft. Drei Tage später tat es Christian Streich dem Barca-Coach gleich. Fast hatte es den Anschein, als wollte sich der Freiburger Trainer für seinen 105. Bundesligasieg mit dem SC Freiburg und damit einhergegangenen Vereinsrekord entschuldigen, 2:1 in Frankfurt gewonnen zu haben. „Frankfurt ist sehr, sehr zweikampfstark und ist über außen außergewöhnlich gut mit sehr, sehr viel Tempo“, gab der 56-Jährige zu Protokoll. Was Oliver Glasner im Laufe der Fragerunde fast zu einem Stimmungsumschwung verleitete. Zu Beginn hatte der Eintracht-Chefcoach offenbart, wie „brutal enttäuscht“ er vom Ausgang der Partie war.

„Nachdem, was Christian gesagt hat, habe ich mich selbst geärgert, weil ich so niedergeschlagen dasitze“, schlussfolgerte der Fußballlehrer und stellte klar: „Die Jungs haben keine negativen Gedanken verdient. Das Ergebnis wurmt sie selbst am meisten.“ Eben weil die Durchschlags- der Kampfkraft weniger nachstand als in vielen der vorangegangenen Niederlagen. Keine drei Tage nach dem Europa-League-Fest gaben die Adler 18 Schüsse ab, zwei Treffer erkannte der Video Assistant Referee wegen berechtigter Abseitsstellungen ab, wie gegen Barcelona gab’s einen Elfmeter nach Studium der Videobilder nicht, Ajdin Hrustic traf den Innenpfosten. Dazu gesellten sich 115 zu 104 gewonnene Zweikämpfe und eine Laufleistung von 121,37 Kilometern, die am 29. Spieltag einzig Borussia Dortmund und in der Spitze der SC Freiburg übertrafen. Viele Körner gelassen und Komplimente erhalten, aber kein Kapital erwirtschaftet.

Zahl des Spiels: 13,24

Fast sinnbildlich für den geleisteten Aufwand stand mit Jens Petter Hauge ein Akteur, den Glasner in der Liga erstmals seit dem achten Spieltag in die Startelf beordert hatte. 13,24 Kilometer spulte am Wochenende ligaweit kein anderer Spieler ab, drei Schüsse waren Bestwert aufseiten der Eintracht. „Jens hat es sehr gut gemacht und viel probiert. Das wollen wir von ihm sehen, dass er die Eins-gegen-eins-Situationen sucht“, sah Glasner sein Vertrauen in den Norweger bestätigt. Nicht zuletzt auch die Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:1 gefiel dem Österreicher: „Ein top Assist, mit dem zweiten Kontakt auf Filip in die Tiefe – genau so wollen wir spielen, Situationen schnell auflösen und dann in die Tiefe“, malte Glasner sein Bild vom eigenen Angriffsideal, um abschließend anzufügen: „Für mich kam die Leistung nicht überraschend. Er war immer einer unserer ersten Einwechselspieler und hat sozusagen ein gelungenes Startelf-Comeback gegeben.“

Personalien des Spiels: Vorsicht bei Kamada, Abwarten bei Sow

Wie wertvoll derlei Optionen sind, zeigt sich daran, dass Daichi Kamada durch die leichte Rotation eine rückblickend nötige Verschnaufpause erhalten konnte. Denn „Daichi hatte einen extrem hohen CK-Wert und wir wollten keine Muskelverletzung riskieren“, erläuterte Glasner hinterher seine Maßnahme. Dass dabei auch unvorhergesehene Situationen eintreten können, zeigt der zweite Tausch in der Anfangsformation von Sebastian Rode für Kristijan Jakic. „Sebastian wollten wir eigentlich nicht so lange spielen lassen“ wie die 75 Minuten, die der Kapitän auf dem Rasen stand. „Aber er hat wegen Djibi so lange durchgehalten“, ging der 47-Jährige auf die erste Auswechslung nach einer halben Stunde ein, als der Schweizer angeschlagen runter musste. „Wir haben Djibi direkt zum MRT geschickt. Er hat etwas Probleme am Innenband im Knie. Ich hoffe, es ist nichts Schlimmeres. Er wirkt stabil. Ich hoffe, er steht uns am Donnerstag zur Verfügung“, gelten die Gedanken in jeder Hinsicht ab sofort dem Viertelfinalrückspiel in Barcelona.

Ausblick: Ab in den Tunnel

Bezogen auf die Bundesliga beträgt der Rückstand auf den ersten möglichen Europapokalplatz unverändert fünf Punkte. Für Glasner und Co. einerlei. „Wir müssen jetzt nicht darüber reden, was nächstes Jahr sein könnte. Es gibt so viele Eventualitäten, welcher Platz abhängig vom Ausgang des DFB-Pokals reichen könnte und so weiter“, bewegen sich die Hessen mental im Hier und Jetzt, wie Rode untermauerte: „Die Enttäuschung überwiegt natürlich, aber wir schauen jetzt von Spiel zu Spiel.“ Kevin Trapp sieht es ähnlich: „Wir müssen das alles am Donnerstag ausblenden und es besser machen.“ Glasner schloss sich dieser Denkweise an: „Ich mache mir nur Gedanken über die Mannschaft und freue mich über Komplimente von Menschen wie Christian Streich.“ Der sich sodann auf internationaler Ebene als kleiner Eintracht-Fan outete. „Ich wünsche euch ganz, ganz viel Glück am Donnerstag. Ich wäre auch mal gerne dort“, hatte der SC-Coach das letzte Wort und schickte ganz ernst hinterher: „Ich bin voll dabei!“ Und die Adlerträger längst wieder im Europapokaltunnel.