07.11.2023
Europapokal

Helsinki! Da war doch was

Die Eintracht reist zum zweiten Mal nach August 2022 in die Hauptstadt Finnlands. Erinnerungen, Unterschiede – und ein Beobachter, der zum Gegner wurde.

Neue Wettbewerbe werden in Frankfurt langsam zur Gewohnheit. Aktuell die UEFA Europa Conference League, im September 2022 die UEFA Champions League und im Monat davor der UEFA Super Cup. Teilnahmeberechtigt war die Eintracht an jenem 10. August durch den Gewinn der UEFA Europa League. Auf der Gegenseite wartete Real Madrid. Die Silbermedaillen streiften sich die Adlerträger nach dem 0:2 gegen die letztjährigen Gewinner der Königsklasse über in: Helsinki.

Auszeichnungen für ihre Europapokalleistungen in der Vorsaison 2021/22: Ansgar Knauff, Karim Benzema und Vinicius Junior.

Zu vergleichen sind die Dimensionen 456 Tage später kaum. „Real war eine Nummer zu groß. Die Jungs haben alles getan, wir haben aber verdient verloren“, resümierte Sportvorstand Markus Krösche damals. Kapitän Sebastian Rode erkannte an: „Real hat eine brutale Qualität, da läuft man am Ende auch viel umsonst, weil sie quasi keine Fehlpässe spielen.“ Und Torwart Kevin Trapp blickte über den Spielfeldrand hinaus: „Unser Block ist immer noch voll, obwohl wir verloren haben. Man sieht, wie stolz die Fans auf uns sind. Das ist ein tolles Gefühl.“

Eintracht-Fans stimmen sich zu Wasser auf den UEFA Super Cup ein.

Der eigene Anhang hatte schon zuvor die Umgebung in Finnland genutzt, um etwa Bootstouren mit Eintracht-Wechselgesängen zu starten. Launig war auch die vor Festabenden etablierte Frankfurter Botschaft, wo sich unter anderem Akteure des Jahrhundertspiels 1960 einfanden und aus dem Nähkästchen plauderten.

Frankfurter Botschaft im August 2022 mit den Helden von 1960.

Allein an letzteres ist diesmal nicht zu denken. Es gibt schlicht keine Zeitzeugen für eine Partie, die es in der Vergangenheit so noch nie gegeben hat. Anders sind die Vorzeichen auch aus anderen Perspektiven.

Jahreszeit

Es ist naheliegend, dass sich die Reisefraktion aus dem Herzen von Europa eine andere Freizeitbeschäftigung als auf dem Wasser suchen wird. Herrschen im skandinavischen Staat im August um die 20 Grad Celsius, liegen die Temperaturen im November knapp über dem Gefrierpunkt.

Sportlich

Gab es vor 15 Monaten gegen die Königlichen allein die Optionen Gewinnen oder Verlieren, befinden sich Hessen diesmal erstens gerade in der Rückserie der Gruppe G und zweitens nicht erst seit dem 6:0 im Hinspiel in der Favoritenrolle.

HJK findet sich derzeit mit einem UEFA-Fünfjahreskoeffizienten von 10,000 auf Platz 139 im europäischen Klubvergleich. Das weiße Ballett lag Mitte 2022 mit einem Wert von 124,000 auf Rang vier und bezogen auf 2021/22 zwangsläufig on top.

Personell

Ganz oben findet sich 2023/24 auch Eintracht Frankfurt mit 59,000 wieder, zumindest in der Europa Conference League sucht das seinesgleichen. Von den Adlern, die in den vergangenen fünf Jahren dazu beigetragen haben, sind naturgemäß nicht mehr alle an Bord. Beim letzten Flug nach Helsinki etwa fehlte schon Filip Kostic, der sich nach vier verdienten Jahren unterm Adlerdach vor dem Abflug nach Turin befand.

Immerhin: Von damals eingesetzten Akteuren stehen mit Kevin Trapp, Tuta, Ansgar Knauff, Sebastian Rode, Mario Götze und Lucas Alario ein halbes Dutzend im Aufgebot, auch wenn am Donnerstag Rode verletzt und Alario nicht gemeldet ist.

Die erste UEFA-Super-Cup-Elf der Eintracht-Geschichte.

Sidefact: Aus der Startformation von Real ist wenige Tage später einzig Casemiro abgewandert. Und Karim Benzema im vergangenen Sommer. Den Platz des Weltfußballers als Mittelstürmer nahm der ehemalige Eintracht-Angreifer Joselu ein.

Stadion

Das Olympic Stadium Helsinki ist das größte Stadion des Landes, allerdings nicht die Heimspielstätte des HJK.

Die Hafenstadt ist folglich noch dem einen oder anderen geläufig. Das Stadion ist es weniger. Denn HJK richtet seine Heimspiele nicht im Olympic Stadium, sondern im Helsinki Football Stadium, auch als Bolt Arena bekannt, aus. Dort kommen bis zu 10.121 Besucher unter, im Olympiastadion waren seinerzeit 31.042 Zuschauer vor Ort.

Vom Analysten zum Eintracht-Gegner

Darunter befand sich auch der damalige Gegneranalyst der finnischen Nationalmannschaft. Der Mann ist mittlerweile ins Trainerteam gewechselt, hat seit Jahresbeginn außerdem als Assistenzcoach beim HJK Helsinki gewirkt und ist seit Juli dort Cheftrainer: Toni Korkeakunnas.

Immerhin ein handfester Kreis, der sich hier schließt. Zeit für neue Geschichten.