Welche Erkenntnisse haben Sie vom Match gegen den Fulham FC im Craven Cottage in London mitnehmen können?
Insbesondere die Arbeit der Eintracht gegen den Ball. Wenn Fulham den Ball hatte, war es sehr anschaulich, wie Frankfurt angelaufen ist, was sie vorhatten und in welch hohem Pressing sie agiert haben. Ich gehe davon aus, dass sie so auch gegen uns spielen werden. Fulham ist die Partie dabei anders gegangen als etwa Philadelphia eine Woche zuvor; aus diesem Spiel konnte ich sehr gut mitnehmen, was die Eintracht mit Ball vorhat. Beide Spiele waren sehr aufschlussreich. Wir haben einen guten Eindruck gewonnen, was uns am Sonntag erwartet.
Sie waren beim abschließenden Testspiel der Eintracht vor dem Pflichtspielstart 2025/26 vor Ort in London. Für einen Fünftligisten sicherlich nicht selbstverständlich. Wie kam es dazu?
Meine Aufgabe ist es, unsere sowie die gegnerische Mannschaft zu analysieren und beides zusammenzufügen – dem Gegner die Stärken nehmen und seine Schwächen ausnutzen. Als die erste DFB-Pokalhauptrunde ausgelost war, habe ich mir umgehend den Vorbereitungsplan der Eintracht angeschaut – Fulham war machbar, die USA dann doch etwas weit. Die Flüge waren erschwinglich, also habe ich umgehend gebucht. Ursprünglich hatten wir vor, mit dem gesamten Trainerteam zu fliegen, doch leider konnte unser Gegner in der Oberliga [SV Auersmacher; Anm. d. Red.] nicht verlegen – er hatte alles versucht, es möglich zu machen. Ich bin im Studiengang Spielanalyse & Scouting am IST-Studieninstitut Düsseldorf eingeschrieben, und durch meine Dozenten dort konnte ich direkten Kontakt zum Fulham FC herstellen. So nahm alles seinen Lauf. Als ich bei Fulham nach Hotel und Transfer gefragt habe, hieß es: „Sagen sie einfach Bescheid, wann sie landen – wir holen sie ab“.
Erzählen Sie mal: Welchen fußballerischen Werdegang haben sie, seit wann sind sie Videoanalyst des FV Engers 07?
Fußball gespielt habe ich bis zur Landesliga. Ich habe im Anschluss an meine aktive Zeit länger nichts im Fußball gemacht, das Interesse war aber natürlich immer groß. Ich habe mir viele Spiele national wie international in unterschiedlichen Klassen angeschaut und mich immer für Taktik, Systeme und Abläufe interessiert. Es kam eine Anfrage meines ehemaligen Vereins, den SportFreunde Höhr-Grenzhausen, ob ich Co-Trainer werden will. Über diese Station in der siebten Liga bin ich zum 1. Juli 2024 zum FV Engers gekommen.
Die ersten beiden Partien in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar sind gespielt, nun folgt der DFB-Pokal: Wie besonders ist es für Sie, das Team und den Trainerstab auf das Duell mit dem Tabellendritten der vorangegangenen Bundesligasaison – und damit Champions-League-Teilnehmer – vorzubereiten?
Es ist überragend. In den Spielklassen, in denen wir tätig sind, passiert einem das als Trainer vielleicht ein Mal. Wir genießen jeden Moment, es wird für alle Beteiligten ein Fest. Für die Jungs wird es einzigartig, neben all den Topspielern auflaufen und dann um jeden Ball fighten zu dürfen. Nach dem Spiel werden wir aus Koblenz zurück nach Engers ans Schloss fahren, wo uns 3000 Menschen erwarten, die das Spiel dort zuvor beim Public Viewing geguckt haben. Ein bleibendes Erlebnis für alle, mehr geht für uns nicht.
Wir haben dabei kaum Schwächen, sondern eigentlich nur Stärken gefunden.
René Eberz, Videoanalyst FV Engers 07
Wie viele Stunden Videomaterial haben Sie gesichtet? Haben sie sich auch während der ADIDAS U.S. TOUR der Eintracht die Nächte um die Ohren geschlagen?
Ich habe EintrachtTV+ abonniert und mir dort drei Spiele angeschaut, mein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Partie gegen Philadelphia und dann vor Ort und im Nachgang am Bildschirm gegen Fulham. Unser Trainerteam hat 15 bis 20 Clips – mit Ball, gegen den Ball und Standards. Meine Analyse dahingehend, welche Taktik und welches Personal wir von der Eintracht erwarten, war schon im Vorfeld des Spiels in London abgeschlossen. Wir haben dabei kaum Schwächen, sondern eigentlich nur Stärken gefunden. Einzelne Spieler muss man nicht hervorheben, sie sind alle überdimensional.
„Hinten dicht und vorne hilf der liebe Gott“, klingt vielleicht abgedroschen und altmodisch. Ohne zu viel zu verraten: Wie geht Engers das Match an?
Wir werden uns final am Dienstagabend verständigen. Natürlich gibt es die Devise, die Sie gerade angesprochen haben. Man konnte in der Vorbereitung erkennen, welche Möglichkeiten sich gegebenenfalls auftun, wenn ein Gegner tief steht. Dann gibt es die Herangehensweise, wie es Fulham gemacht hat – sprich, die Eintracht vom Tor weghalten und die offensiven Außen wie Ansgar Knauff und Jean-Mattéo Bahoya auch durch einen mitspielenden Torwart zuzustellen. Wir werden wohl einen Mix aus beidem versuchen. Hinten reinstellen ist nicht unser Ding, wir wollen den Zuschauern etwas bieten. Bei beiden Ligaspielen [1:3 gegen SC Idar-Oberstein und 2:0 gegen SV Auersmacher; Anm. d. Red.] waren Vertreter der Eintracht zu Gast und sie haben gesehen, dass wir zwei, drei pfeilschnelle Jungs haben. Wenn wir die ins Spiel bekommen, eröffnet sich uns vielleicht die Chance auf ein Tor.
Man sagt immer gerne: „So lang wie möglich die Null halten“. Da ist auf jeden Fall etwas dran, unabhängig jeglicher Ligazugehörigkeit.
Für uns wäre es ein Riesenerfolg, wenn wir ohne Gegentor in die Halbzeitpause gehen würden. Dass die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario irgendwo im prozentual einstelligen Bereich liegt, ist uns klar. Aber wir werden es versuchen. Wenn wir einen Sahnetag erwischen, ist eine Null zur Pause möglich. Vorbereitung und Abläufe im Vergleich zu einem Ligaspiel bleiben gleich.