Sollten im Spiel des Hamburger SV gegen die Eintracht am heutigen Dienstagabend keine Treffer fallen, würde zu einem Novum in der langen Bundesligahistorie der Norddeutschen kommen. Drei torlose Partien in Folge gab es in der Historie des HSV nämlich noch nie. Thomas Gisdol hat die Abwehr der Rothosen zuletzt zu einer Festung gemacht. Dass sein Team dennoch im unteren Teil der Tabelle festhängt, liegt vor allem an daran, dass in der Offensive der Schuh drückt.
13 Tore in 15 Bundesligapartien sprechen eine recht eindeutige Sprache. Während sich der HSV insgesamt "kompakt und kompromisslos" präsentiert, wie Innenverteidiger Mergim Mavraj zuletzt unterstrich, fehlt vorne die Durchschlagskraft. Das liegt zweifellos auch daran, dass die Hamburger Angriffsreihe immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hat: Bobby Wood plagen immerzu Knieprobleme, Nicolai Müller riss sich gegen Augsburg schon am ersten Spieltag das Kreuzband. Auch Rohdiamant Jann-Fiete Arp kann mit seinen 17 Jahren noch nicht alle Kohlen aus dem Feuer holen.
Und so geht in Hamburg der Blick in der Tabelle, trotz zweier Siege zum Saisonstart, eher nach unten als nach oben. Weil die direkten Konkurrenten von Werder Bremen und dem SC Freiburg am vergangenen Wochenende dreifach punkten konnten, ist Hamburg nun nur noch einen Punkt von Abstiegsplatz 17 entfernt. Stabilität also ja, doch der Ertrag bleibt noch aus.
Drei im Fokus
Luca Waldschmidt - Held der Fans ist Kurzarbeiter
Nach sechs Jahren bei der Eintracht wechselte Luca Waldschmidt im Sommer vergangenen Jahres vom Main an die Elbe. Dort wartet der 21-Jährige, fußballerisch bei der TSG Wieseck großgeworden, allerdings immer noch auf seinen großen Durchbruch. Bei den Fans hat der 1,81-Meter-Stürmer einen Heldenstatus, obwohl er auch in dieser Saison nicht über die Jokerrolle hinauskommt: Das 2:1-Siegtor gegen Wolfsburg kurz vor Schluss am letzten Spieltag der vergangenen Spielzeit bewahrte Hamburg vor der dritten Relegation innerhalb von drei Jahren.
Sejad Salihovic - Standardspezialist wartet noch auf zweiten Durchbruch
853 Tage hat Sejad Salihovic der Bundesliga gefehlt. Einst mit der TSG Hoffenheim kometenhaft aufgestiegen, verbrachte der Bosnier in China bei Beijing Renhe und in der Schweiz beim FC St. Gallen eher unspektakuläre Zeiten. Dem HSV soll er mit seiner Erfahrung helfen, so richtig eingeschlagen hat Salihovic jedoch noch nicht. Vier Spiele beziehungsweise 157 Minuten bestritt der Standardspezialist bislang, ein Tor erzielte er dabei, natürlich per Elfmeter. Natürlich, weil: 41 seiner insgesamt 47 Treffer gelangen dem früheren bosnischen Nationalspieler per Standard.
Dennis Diekmeier - Dürreperiode von 196 Spielen
Mit der Eintracht hat es der Dennis Diekmeier mal so gar nicht: In zehn Vergleichen mit den Hessen ging der Außenverteidiger nicht einmal als Sieger vom Platz (fünf Siege, fünf Remis). Beim letzten Spiel in Hamburg gegen die Eintracht flog Diekmeier gar vom Platz. Dennoch gilt Hamburgs Nummer 2 als Leistungsträger bei den Rothosen - auch wenn er einen mehr oder weniger traurigen Rekord aufgestellt hat: Kein Tor gelang ihm in 196 Spielen. Am zweiten Spieltag hat 28-jährige Ex-Nürnberger dem einstigen Bielefelder Markus Schuler diese Bestmarke abgeknöpft.