24.10.2023
Historie

Die Eintracht und Helsinki

Tarnung einer „Auswahl Helsinki“ und ein kampfloses Weiterkommen 1959 verhindern bisher faktisch Frankfurt-finnische Duelle. Dafür wecken zwei Olympiastadien glorreiche Erinnerungen.

Die Berührungspunkte Finnlands mit der Eintracht und Frankfurt sind überschaubar, reichen aber bis ins Jahr 1925 zurück, als das finnische Team bei der Ersten Arbeiterolympiade im wenige Wochen zuvor eröffneten Waldstadion im Endspiel vor 40.000 Zuschauern mit 0:2 gegen die deutsche ATSB-Auswahl unterlag. Die Arbeiterolympiade war eine Großveranstaltung der Arbeitersportbewegung und wurde in den 1920er und 1930er Jahren als Gegenentwurf zu den Olympischen Spielen durchgeführt, die Frankfurter Veranstaltung ging vom 24. bis 28. Juli 1925 und lockte geschätzte 450.000 Besucher an. 3000 aktive Sportler kamen aus elf Ländern, die Finnen brachten eine der größten Sportlergruppen nach Frankfurt.

Das Endspiel bei der Arbeiterolympiade 1925 verlor das finnische Team im Waldstadion mit 0:2 gegen die deutsche ATSB-Auswahl.

Das erste Spiel auf finnischem Boden trug die Eintracht am 11. August 1959 im Anschluss an ihre UdSSR-Reise vor 12.000 Zuschauern im Olympiastadion gegen eine „als »Auswahl Helsinki« getarnte finnische Nationalmannschaft“ aus (kicker vom 17. August 1959) und siegte durch Tore von Stinka und Stein mit 2:0.

Duelle zwischen HJK Helsinki und deutschen Klubs

SaisonWettbewerbStufeGegnerErgebnisse
1975/76UEFA-Pokal1. RundeHertha BSC1:4 (A), 1:2 (H)
1985/86Europapokal der PokalsiegerAchtelfinaleDynamo Dresden1:0 (H), 2:7 (A)
1998/99Champions LeagueGruppenphase1. FC Kaiserslautern0:0 (H), 2:5 (A)
2011/12Europa LeaguePlay-offsFC Schalke 042:0 (H), 1:6 (A)

„Obwohl wir am Schluss mit 2:0 die Oberhand behielten, machten sich doch die vorangegangenen Strapazen sehr bemerkbar, so dass wir den finnischen Zuschauern leider nicht das bieten konnten, was wir ihnen gern gezeigt hätten. Dem Spiel schloss sich ein Bankett an, dem auch der Präsident des finnischen Fußballverbandes beiwohnte“, berichtete Dieter Lindner in den „Vereins-Nachrichten“.

Auch ihre Europapokalpremiere hätte die Eintracht im September 1959 eigentlich gegen einen finnischen Gegner bestreiten sollen, doch als die UEFA den Antrag von Kuopion PS, beide Spiele in Deutschland auszutragen, ablehnte, verzichtete der finnische Meister von 1958.

Am 10. August 2022 spielte die SGE im UEFA Super Cup in Helsinki gegen Real Madrid.

So dauerte es bis zum 10. August 2022, bevor die Eintracht erneut in Helsinki gasierte und im UEFA-Supercup gegen Real Madrid mit 0:2 unterlag. In der Conference League wird gegen HJK aber nicht im größeren Olympiastadion, sondern in der direkt danebengelegenen Bolt Arena gespielt, die 1999/2000 erbaut wurde, einen Kunstrasen hat und 10.770 Zuschauern Platz bietet.

Einziger Finne bei der Eintracht war der 1989 in Bratislava geborene, aber im finnischen Turku aufgewachsene Lukas Hradecky, der zwischen 2015 und 2018 in 116 Pflichtspielen im Tor der SGE stand und nach dem Pokalsieg 2018 zu Bayer Leverkusen wechselte. Mit der finnischen Nationalmannschaft, für die er bisher 89 Länderspiele bestritt, nahm er 2021 an der EM-Endrunde teil.