„Mensch, macht das Ding jetzt rein, wie ist egal!“, schallte es am Sonntag vor Spielbeginn aus den Lautsprechern des Vonovia Ruhrstadions. Hüben wie drüben hätten sich die Beteiligten des VfL Bochum und Eintracht Frankfurt ein ums andere Mal die Aufforderung von Fettes Brot in Erinnerung rufen können. „Es war ein sehr attraktives Fußballspiel zweier Mannschaften, die versucht haben, das Spiel auf ihre Seite zu ziehen. Eine hat es geschafft“, konstatierte Bochums Coach Dieter Hecking angesichts kumuliert über sechs Expected Goals und acht Großchancen nüchtern wie anerkennend. Eintracht-Trainer Dino Toppmöller eröffnete die Bestandsaufnahme mit „was ein Fußballspiel!“
Lob für die eigene Mannschaft folgte auf dem Fuß: „Der Spannungsabfall nach dem dritten Tor – da hat jeder gesehen, wie wir gejubelt haben, wie wir unbedingt diesen Sieg wollten. Das hatten wir uns selbst etwas eingebrockt mit der dummen Heimniederlage gegen Union. Deshalb möchte ich ein Riesenkompliment an meine Mannschaft aussprechen für die Reaktion mit einem fantastischen K.-o.-Spiel gegen Ajax und dann hier zu gewinnen.“ Hier, an der Castroper Straße, haben die Hessen wohlgemerkt zuvor letztmals vor 15 Jahren die Oberhand behalten, im März 2010 gewann die SGE mit 2:1. Ein halbes Jahr darauf gelang noch ein 2:0 – allerdings im Duell der abgestiegenen Zweitligisten. Dank des ersten Rückrundensiegs in der Fremde: Vergangenheit.
Gegenwärtig grüßen die Adler nach 26 Spieltagen von Platz vier und stehen im Viertelfinale der UEFA Europa League. „Es war ein wichtiger Sieg vor der Länderspielpause, auch, damit die Jungs den Glauben an sich behalten“, erklärte Markus Krösche, zuvor drei Liganiederlagen am Stück nicht außer Acht lassend. Der Sportvorstand weiter: „Als nächstes wollen wir Stuttgart schlagen.“ Die Schwaben gastieren am 29. März zum TV-Topspiel ab 18.30 Uhr im Deutsche Bank Park.
Bahoya buchstäblich auf der Überholspur
Die Politik der kleinen Schritte verfolgt auch Bahoya. „Ich glaube, dass wir so langsam sehen, was Jean-Mattéo wirklich kann. Das hat er in den vergangenen Monaten im Training schrittweise immer wieder gezeigt und ist vor allem in den vergangenen Wochen richtig gute Schritte gegangen“, beschreibt Cheftrainer Toppmöller die Entwicklung des Torschützen zum zwischenzeitlichen 2:0. Vorlagengeber war wie vor dem 1:0 von Bahoya gegen den AFC Ajax am Donnerstag Landsmann Hugo Ekitiké.
Der Frankfurter Topscorer war auch am Ball, als Bahoya einen neuen Geschwindigkeitsrekord seit Datenerhebung 2010/11 aufstellte. Auf den ersten Blick hatte Ekitiké die erste Gelegenheit auf die Führung auf dem Schlappen. Weil sich auch Bahoya an jenem Gegenstoß beteiligte, standen die 37,16 Kilometer pro Stunde auf dem Tacho. Auswärtsfahrer, die die Autobahnumleitung über Lüdenscheid kennen, würden zustimmen: Bahoya hätte den Autokorso durchs Sauerland wohl überholt. Die neue Benchmark war für Krösche, der den 19-Jährigen Anfang 2024 aus Angers verpflichtet hatte, derweil irrelevant, jedoch Anlass genug, um zu verdeutlichten: „Die Fähigkeiten und das Potential hat er. Er hat dieses Jahr eine sehr, sehr gute Entwicklung genommen. Man merkt die Spielminuten, die er bekommt. Das Selbstverständnis wächst, die Automatismen kommen immer mehr rein. Auch das Selbstvertrauen. Man darf nicht vergessen, dass er ein ganz, ganz junger Kerl ist.“
Ein junger Kerl, mit dem die 126 Jahre alte Eintracht den 293. verschiedenen Torschützen in der Bundesligageschichte stellt. Bestwert ausgebaut. Gleichzeitig haben mittlerweile 17 unterschiedliche Adler im deutschen Oberhaus getroffen – alleiniger Ligahöchstwert 2024/25 und eingestellter Vereinsrekord. Eine Vielfalt, an der sich nicht zuletzt Toppmöller erfreut: „Es ist natürlich wichtig für uns, dass wir mehrere Spieler haben, die Tore schießen können. Diesmal Rasmus, der am zweiten Pfosten mitmacht und Mattéo mit seinem zweiten Tor – das hat er sogar angekündigt.“ Nicht außer Acht lassen wollte der Fußballlehrer, dass „Michy Batshuayi seine Rolle so gut erfüllt und das umsetzt, was wir von ihm erwarten. Er war ein wichtiger Faktor, hat den einen oder anderen Ball festgemacht, ist technisch sauber. Und wenn er eine Chance hat im Sechzehner, ist er da.“ Wie beim 3:1-Endstand.
Alle Tore und die letzte Parade im EintrachtFM-Kommentar
Die Vorarbeit kam vom ebenfalls eingewechselten Ansgar Knauff in dessen 100. Bundesligaspiel. Die Vorarbeit im übertragenen Sinne ist vielmehr Kaua Santos anzurechnen, der nicht erst in der 88. Minute mehr als ein Gegentor verhinderte. „Ich glaube, wir können uns am Ende bei unserem Torwart bedanken, dass wir die drei Punkte hier eingesammelt haben“, schätzte Interimskapitän Robin Koch die Leistung seines Hintermannes. „Er ist unglaublich, verrückt!“, schwärmte Oscar Højlund, und Toppmöller bestätigte: „Kaua hat ein richtig gutes Spiel gemacht und uns mit seinen Abwehraktionen geholfen. Wir freuen uns für ihn und unsere Mannschaft, dass wir gewonnen haben und hoffen, dass Trappo so schnell wie möglich gesund wird.“
Ausblick: Testspiel am Mittwoch, danach frei
Der Plan für die Rückkehr Kevin Trapps sieht vor, dass der Spielführer nach Schienbeinproblemen in der Trainingswoche vor dem Aufeinandertreffen mit dem VfB auf den Platz zurückkehren soll. Bis dahin ist erstmal Ruhe angesagt, im Grunde für alle, die nicht für die Nationalmannschaften nominiert sind. Nach dem Nike Freundschaftsspiel gegen die SG Großaspach am Mittwoch, 19 Uhr, im Ahorn Camp Sportpark in Dreieich erhält das Team für den Rest der Woche frei. Pünktlich zu Beginn der Sommerzeit heißt’s dann wieder, um nochmal von den Fettes-Brot-Zeilen abzukupfern: „Und Fußball ist immer noch wichtig.“