03.08.2024
International

Höchstleistungen in Übersee

Die Eintracht ist von der Frankfurt Americas Tour 2024 heimgekehrt. Eine Bestandsaufnahme – zwölf Tage in zwölf Punkten.

Bis zu den Abschlusszeugnissen ist es noch eine Weile hin, im europäischen Profifußball fallen die meisten Entscheidungen gemeinhin im Mai. Insofern bleibt der Effekt der Frankfurt Americas Tour 2024 für die neue Saison, aber auch die mittelfristige Zukunft zunächst hypothetischer Natur. Fürs Erste bleibt gleichwohl festzuhalten: Die Hausaufgaben sind gemacht.

1. Kaderstruktur austariert

Die erste Trainingswoche bis Ende Juli in Louisville war schon gemäß der personellen Gemengelage nicht mit dem Vorjahr zu vergleichen. In Oberösterreich war der Kader üppig und gleichzeitig nicht komplett, das Trainerteam neu und Leistungsträger rückblickend vor dem Absprung. Ganz anders in den USA: 28 Mann sollten letztlich Seite an Seite schleifen und feilen.

Rasmus Kristensen gab in Kentucky seinen Einstand und nach der Rückkehr der Nationalspieler Robin Koch und Willian Pacho sowie der Wiedereingliederung des zuvor verletzten Aurèle Amenda gestaltete sich zur Mitte des Trainingslagers auch die Abwehrreihe in ihrer vollen Pracht.

2. Teambuilding in Mexiko

Ob Rafting oder Fußballgolf. An gesteuerten Ausflügen zur Förderung des Teamgedankens hatte es in der Vergangenheit nicht gemangelt. Ein kollektiver Tagesausflug stand diesmal bis zur Bustour durch New York nicht auf der Agenda; ein Abenteuer, das sich in die Köpfe einbrannte, blieb den Adlern dennoch nicht verwehrt.

Ein, wenn auch aus der Not geborener, gemeinsamer Gang zu Fuß über die Grenze zwischen Ciudad Juárez und El Paso – mit Geld nicht zu bezahlen und nicht nur für Dino Toppmöller „ein absolutes Highlight“. Und Teambuilding par excellence.

3. Grenzen ausgereizt

Überhaupt war das Thema Grenzen verschieben gewissermaßen an der Tagesordnung. Angesichts neben Louisville, Juàrez und New York City mit Frankfurt und El Paso fünf Standorten und drei Zeitzonen sowie kaum einem Tag ohne komplette Pause zog Chefcoach Toppmöller den Hut vor der Truppe:

„Grundsätzlich ging es darum, dass die Jungs an ihre Grenzen gehen. Es war eine anstrengende Reise mit gewissen Strapazen, Zeitunterschied, Jetlag, Hitze. Das haben die Jungs unglaublich gut angenommen.“ Gemeisterte Belastungsproben, die 2024/25 mit drei Wettbewerben und unveränderter Reiselust kein Nachteil sind.

4. Testspiele gemeistert

Die besten Beispiele für die bewiesene Resilienz bilden die zwei Testspiele gegen den FC Juàrez und Louisville City FC. Letzteres gipfelte gar in einer fast dreiviertelstündigen Unterbrechung wegen Unwetterwarnungen. Allen Widerständen, zwei Gegnern, die sich im Spielbetrieb befinden, und schweren Beinen zum Trotz ging es den Frankfurter Jungs neben den sportlichen Gradmessern vor allem um eines: Gewinnen um jeden Preis! Was mit 2:1 und 4:0 schließlich gelang.

5. Zuschauer angezogen

Die Duelle gegen The Boys in Purple und Los Bravos förderten nicht allein den Wettbewerbsgeist bei den Profis, sondern auch ein reges Interesse der einheimischen Bevölkerung zutage. Knapp 7000 Menschen kamen ins Estadio Olímpico Benito Juárez, über 10.000 besuchten das Match im Lynn Family Stadium. Ergo: Duftmarken gesetzt.

6. Fans beglückt

Für Farbtupfer sorgten einmal mehr auch die nachgewiesenermaßen global begeisterungsfähigen Fans. Allerorts fanden Gleichgesinnte zusammen. Einige wenige mitgereiste Anhänger aus Frankfurt, aus allen amerikanischen Himmelsrichtungen hinzugekommene Exiladler sowie ortsansässige People, die die Gäste aus dem Herz von Europa in ihr Herz geschlossen haben.

Neben öffentlichen Trainings, einem kleinen Public Viewing und einem Festabend mit der Mannschaft fanden in Louisville auch Fangruppen im Vorfeld des Tests vier Stunden vor dem Spiel zusammen und frönten ihrer Leidenschaft für Soccer die SGE.

7. Gastfreundschaft empfunden

Auch auf offizieller Ebene flogen die Adler regelmäßig in offene Arme. Der Bürgermeister von Louisville wartete am Muhammad Ali International Airport auf den Bundesligisten, in El Paso gab eine Mariachi-Band mehrmals „Im Herzen von Europa“ zum Besten, die Fußballer von LouCity räumten bereitwillig das Trainingsgelände, das von einem Naturrasen, der so gepflegt war, dass er an Kunstrasen erinnerte, bis zu hochprofessionellen Kraft- und Behandlungsräumen keine Wünsche offenließ.

8. Neue Brücken gebaut

Gleichzeitig nutzten die Hessen ihren historisch-sportlich siebten Besuch in Übersee zur Horizonterweiterung und Knüpfung neuer Bande. Eine Delegation um Sportvorstand Markus Krösche fuhr nacheinander nach Indianapolis und Nashville, um mit dem American-Football-Topteam Indianapolis Colts und dem Soccer-Vertreter Nashville SC in Kontakt zu treten.

In New York City statteten Dino Toppmöller und Timmo Hardung dem NFL-Franchise Giants einen Besuch ab, anschließend zog der Sportdirektor weiter zum Headquarter der National Basketball Association (NBA) und Aurèle Amenda schaute beim Basketballerstligisten Brooklyn Nets vorbei.

9. Soziale Ad(l)er bewiesen

Auf anderen Ebenen ist Frankfurt ebenso auf das sportbegeisterte Land zugegangen. Der Bereich Internationalisierung um Leiter Samy Hamama beteiligte sich am US-Forum, Nicolai Adam, Leiter Internationale Sportprojekte, lud zwei Tage zur Coaching-Fortbildung und Aurèle Amenda überraschte die Newcomer Academy, die die Englischkenntnisse bildungsmäßig zuvor benachteiligter Kinder mit Migrationshintergrund fördert.

10. Sichtbarkeit geschaffen

Keine Frage, die Eintracht ist auch kontinental ein Begriff. Wenn der Hotelier Beteiligte, die nicht dem sportlichen Bereich angehören, um ein Selfie bittet, Spieler im Hotel selbst in Zivil gekleidet Autogrammziele sind, kommt es nicht überraschend, dass ein Mario Götze qua seines internationalen Status‘ nach Spielen eine halbe Stunde nach Abpfiff in die Kabine findet und am wenigsten auf dem Times Square unerkannt bleibt. Stressfaktor – Fehlanzeige.

Die Profis wurden ihrer Berufsbezeichnung mehr als gerecht und zeigten sich von ihrer nahbarsten Seite. Sehr zur Freude auch der Mitarbeitenden von Indeed, als der Eintracht-Tross einen Abend im Office des Hauptsponsors verbrachte.

11. Medienpräsenz generiert

Eine Zugänglichkeit, die ganz auf das Sekundärziel nach der sportlichen Schufterei einzahlte: Den Verein und gleichzeitig auch die Bundesliga in die Welt zu tragen. Kaum ein Trip, den kein externes Kamerateam begleitete, meistens waren es mehrere. Die meisten bei der Ankunft in Louisville und El Paso.

Und wer nicht Fernsehen schaute, kam spätestens auf dem Times Square nicht an Rot-Schwarz-Weiß vorbei, wo bis zur Nacht auf Freitag ein Videoclip in Dauerschleife die Stadt, die niemals schläft, um eine Facette bereicherte. Im Detail nahmen Spieler und Funktionäre am Donnerstag und Freitag in New York City etwa ein Dutzend Meeting- und Interview-Termine wahr. Viele Eindrücke, Gesten und Worte. Die letzten sind garantiert noch nicht gesprochen.

12. Ausblick mit Rückenwind

Mittlerweile ist die Reisegruppe wohlbehalten in FFM eingetroffen. Bis einschließlich Montag haben alle nach ihren physischen und psychischen Anstrengungen frei. Das erste Training findet am Dienstagnachmittag statt. Am Mittwochabend steigt am Bornheimer Hang das Testspiel gegen den FSV Frankfurt, am Samstag die Generalprobe beim Valencia CF und am Sonntag macht die SGE im Rahmen des Eintracht-Familientags dort weiter, wo sie während den vergangenen zwölf Tagen aufgehört hat: Abliefern, Präsenz zeigen.

Americas, it was a pleasure!