06.06.2025
Team

„Ich habe sehr, sehr viel gelernt“

Rückblick auf die Saison, Rituale am Matchday, mentale Vorbereitung mit Benzema-Clips, der Umgang mit Niederlagen und mehr: Hugo Ekitiké im Interview.

Hugo, wie würdest du dich jemandem beschreiben, der dich nicht kennt?
Ein fröhlicher Junge, der es liebt, Fußball zu spielen.

Du hast in der vergangenen Spielzeit wettbewerbsübergreifend 34 Scorerpunkte markiert. Darunter zwölf Assists, einen davon am 16. März in Bochum für Jean-Mattéo Bahoya. Erinnerst du dich?
Ein gutes Spiel, weil wir 3:1 gewonnen haben, aber ganz zufrieden war ich dennoch nicht, weil ich mehr dazu hätte beitragen können – es hätte ein Tor und zwei Vorlagen sein können, so war es ein Assist. Trotz allem war der Sieg vor der Länderspielpause natürlich das Wichtigste an diesem Tag. Für Jean-Mattéo persönlich war es wahrscheinlich die beste Woche seines Lebens (lacht). Zunächst sein erstes Europapokaltor [am 13. März im Europa-League-Achtelfinalrückspiel gegen den AFC Ajax; Anm. d. Red.], wenige Tage später sein erster Treffer in der Bundesliga. Ich habe beide Tore vorbereitet, das war schon cool.

Ihr beiden versteht euch gut, oder?
Ja. Wir sind ungefähr zur selben Zeit zur Eintracht gekommen und haben einen ähnlichen Hintergrund. Er ist wie ein kleiner Bruder, ich stand und stehe ihm mit Rat zur Seite. Dass er nun zeigen kann, dass er die Qualität hat, um hier zu spielen, freut mich sehr für ihn. Ich hoffe, dass er genau so weitermacht, denn ich glaube, dass er noch zu viel mehr im Stande ist.

Apropos Jean-Mattéo, zu seinem 20. Geburtstag hattet ihr euch etwas Besonderes für ihn vor dem Training einfallen lassen. Rohe Eier als ungewöhnliche Haarkur.
Das war Tutas Idee. Er kam zu mir und meinte, dass man das in Brasilien so mache und sagte „Let’s do this, let’s do this“. Es war ein spontaner Scherz. Wir haben die Eier mit zum Training genommen und es durchgezogen. Es war perfekt für JM und seine Haare (lacht).

Im Anschluss an die angesprochene Länderspielpause im März stand das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart auf dem Programm. Wie wichtig waren diese drei Punkte zu diesem Zeitpunkt?
Mit Blick auf die Tabelle war es natürlich sehr wichtig, ein großes Spiel – die Anspannung war spürbar. Wir haben als Team eine gute Leistung abgeliefert.

Es folgte das Match in Bremen, eine 0:2-Niederlage. Wie tief saß dieser Stachel?
Wir alle waren sehr enttäuscht, aber Spiele wie dieses zählen ebenfalls zur Geschichte unserer Saison. Es war ein schlechter Auftritt. Um so wichtiger ist, wie man damit umgeht und was man im nächsten Spiel zeigt.

Prinzipiell geht es nach Niederlagen darum, was wir besser machen können, und da schaue ich immer zuerst auf mich.

Hugo Ekitiké

Wie gerade angesprochen: Die Spielzeit hielt Höhen und Tiefen bereit. Wie gehst du mit Niederlagen um, etwa dem bitteren Viertelfinalaus in der UEFA Europa League gegen Tottenham?
Wenn du es schon ansprichst: Das Spiel gegen Tottenham war schon sehr speziell, ich wollte unbedingt gewinnen – wahrscheinlich mehr als jemals zuvor. Entsprechend war ich sehr traurig, wir alle wollten ins Halbfinale einziehen. Prinzipiell geht es nach Niederlagen darum, was wir besser machen können, und da schaue ich immer zuerst auf mich. Wie kann ich dem Team mehr helfen? Ich schaue mir die Spiele noch einmal an und denke dann wirklich viel darüber nach.

Ein Match, über das im Nachgang zweifelsohne viel gesprochen wurde, war das Heimspiel gegen Leipzig. Wie blickst du darauf zurück?
Im Dezember haben wir in Leipzig zweimal verloren, sind damit auch aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Ganz ehrlich, für mich hatte dieses Spiel eine persönliche Note. Ich wollte, wir alle wollten unbedingt diesen Heimsieg einfahren. 4:0, kein Gegentor und eine große Party gemeinsam mit unseren Fans – ich habe diesen Abend sehr genossen.

Am darauffolgenden Wochenende ging es nach Mainz. Mit einem Auswärtssieg wäre die Qualifikation für die Champions League, die ihr schließlich zwei Wochen später perfekt gemacht habt, vorzeitig in trockenen Tüchern gewesen. Nimm uns mal mit in das Rhein-Main-Duell.
Es war kein einfaches Spiel, Duelle mit Mainz sind aber auch nie einfach – gerade auswärts. Wir gehen in Führung, geben diese aber wieder aus der Hand. Unterm Strich war es wichtig, dass wir dieses Spiel nicht verloren haben, aber natürlich war ich frustriert, weil ich die Chance auf den Siegtreffer hatte. Solche Dinge passieren aber. So ist das Leben, so ist Fußball.

Europas beste Youngster – drei Perspektiven, ein Traum | Teil 3: Hugo Ekitiké

Wie bewertest du deine Saison?
Ich persönlich habe diese Saison sehr genossen! Ich habe auf unterschiedlichen Ebenen sehr, sehr viel gelernt – auch über mich selbst. Zum ersten Mal habe ich in einem Jahr knapp 50 Spiele absolviert. Ich bin mental stärker geworden und habe mich als Spieler weiterentwickelt. Da geht aber noch mehr.

Die Saison 2024/25 ist inzwischen Geschichte, du standest in 48 Spielen mit dem Adler auf der Brust auf dem Rasen. Wie bereitest du dich mental auf ein Match vor?
Ich gehe das Spiel vorab im Kopf schon einmal durch. Natürlich sind wir immer gut auf den Gegner vorbereitet, aber generell bin ich in meinen Aktionen sehr spontan. Ich schaue mir auch sehr gerne Videos meiner Lieblingsspieler an, um mir Inspiration zu holen. In der abgelaufenen Saison waren das vor allem Clips von Karim Benzema, er ist für mich der perfekte Stürmer.

Hast du Rituale vor dem Spiel?
Ich telefoniere immer mit meinem großen Bruder, häufig geht es dabei um Mindset. Er sagt mir, dass ich in schwierigen Momenten ruhig bleiben muss und einfach den Unterschied auf dem Platz machen soll.

In Paris hast du mit Kylian Mbappé, Lionel Messi und Neymar zusammengespielt. Gemeine Frage: Wer ist der Beste?
Nimmt man die gesamte Karriere, sage ich auf jeden Fall Messi. Für mich persönlich auf Grund der Art, wie er spielt, ist es Neymar – sehr speziell.

Wie wichtig ist dir Mode?
Ich interessiere mich schon für Fashion und verfolge Trends, doch früher war das bei mir deutlich mehr. Ich denke nur an Fußball, für alles andere ist keine Zeit. (lacht) Einen bestimmten Stil habe ich eigentlich nicht, mal so, mal so. Mal Streetwear, mal classy, mal extravaganter.