16.11.2023
Team

Im hessischen Herzstück der Kansas City Chiefs

Wow-Momente inmitten der NFL-Superstars: Kay Schulmeyer, Mitarbeiter im Equipment Management der Eintracht, arbeitet in Frankfurt für den amtierenden Super-Bowl-Champion.

„Und dann stehst du im Deutsche Bank Park, sozusagen in meinem Wohnzimmer, und bist mittendrin.“ Kay Schulmeyer, Mitarbeiter im Equipment Management von Eintracht Frankfurt, erlebte den Auftakt der 2023 NFL Frankfurt Games aus einem anderen, für ihn ganz besonderen Blickwinkel. In gewisser Weise auch als Fan, zu intensiv und lange ist seine ganz persönliche American-Football-Historie, aber hauptsächlich verbunden mit Arbeit. Der 44-Jährige unterstützte als Materialwart die Kansas City Chiefs vor und während des Spiels gegen die Miami Dolphins, er gehörte zum Equipment-Staff des amtierenden Super-Bowl-Champions.

„Es ist schon ein Wow-Moment. Plötzlich hältst du den Helm von Patrick Mahomes in den Händen. Ich habe ihn rumgetragen wie ein rohes Ei, denn den Helm fallen zu lassen bringt im Football Unglück. Dann stehen die Jungs später vor dir, da ist schon eine Ehrfurcht spürbar – zeigen will man das natürlich nicht“, erzählt Schulmeyer rückblickend, schiebt aber auch nach: „Irgendwann geht es in die Arbeit über.“ Arbeit, die ihn während des ersten NFL-Spiels in Frankfurt ins hessische Herzstück des Teams führte: die Kabine.

Starquarterback Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs in Frankfurt.

Doch wie kam es dazu, dass Schulmeyer, der seit gut einem Jahr zum Team hinter dem Bundesligateam der Eintracht gehört und bereits als kleiner Bub ins Stadion im Stadtwald kam, plötzlich für einen Tag die Sportart wechselt und sich um die Ausrüstung absoluter NFL-Superstars kümmern darf?

Praktikum bei Frankfurt Galaxy

„Da muss ich etwas weiter zurückgehen“, sagt Schulmeyer: „2000/2001 habe ich ein Praktikum bei der Frankfurt Galaxy gemacht. An einem Tag wurde ich runter in die Kabine geschickt. Als ich dort den ersten Fuß reingesetzt habe, war es um mich geschehen. Ich fand das super interessant und habe fortan jede Gelegenheit genutzt, um runterzugehen.“ Ein Jahr später wechselte er schließlich komplett in diesen Bereich und hat mit verschiedenen Equipment-Managern zusammengearbeitet – auch mit Cale Kirby.

Kay Schulmeyers ganz persönlicher Chiefs-Pullover.

„Cale ist inzwischen seit einigen Jahren bei den Kansas City Chiefs, wir haben weiterhin sehr guten Kontakt“, berichtet der Eintrachtler und erinnert sich, wie es letztlich zum Einsatz während des Topduells zwischen Kansas City und Miami kam: „Irgendwann meldete sich Cale und sagte: ‚Es sieht so aus, dass wir nach Frankfurt kommen. Hast du Lust zu arbeiten?‘ Darauf habe ich gesagt: ‚Wenn wir nicht gerade auswärts spielen und ich Zeit habe, dann auf jeden Fall!‘“

Absolute Priorität genießt bei Schulmeyer, der selbst elf Jahre lang bei der Frankfurt Universe als Receiver spielte und später bei der Galaxy in der European League of Football (ELF) als Special Team Assistant Coach arbeitete, natürlich seine Aufgabe bei der Eintracht. „Da bin ich mit ganzem Herzen bei der Sache“, betont er. Doch der Bundesligaspielplan ermöglichte ihm seinen persönlichen großen NFL-Tag im Herzen von Europa. In der Nacht vor dem Spiel kehrte er mit den Adlerträgern vom erfolgreichen Auswärtsspiel gegen den 1. FC Union Berlin zurück, einige Stunden später schlüpfte er in das rot-weiß-gelbe Dress der Chiefs.

Manche Spieler und Trainer haben mich am Spieltag erkannt und sich gefreut, dass ich dabei bin.

Kay Schulmeyer

Nicht zum ersten Mal. Man kennt sich, man vertraut sich. Schulmeyer war mit den Chiefs in London sowie in New York und unterstützte sie sogar mal zwei Wochen in deren Trainingscamp in den USA. „Ich bin vollkommen integriert“, freut er sich: „Manche Spieler und Trainer haben mich am Spieltag erkannt und sich gefreut, dass ich dabei bin.“ Einer davon ist Superstar Travis Kelce. „Er kam in der Kabine zu mir und meinte: ‚Du bist der Deutsche, oder?‘ Die Jungs sind echt locker“, erzählt der Frankfurter.

Anzupacken gab es viel, die Berge an Material wirkten gigantisch. „Wir reden hier auf jeden Fall über Tonnen, das Flugzeug war sicherlich bis unter das Dach voll“, schätzt der Adlerträger. „Die Tasche eines jeden Spielers dürfte“, so Schulmeyer, „zwischen zehn und 17 Kilogramm wiegen – und das mal 60“. Hinzu kommen die Ausrüstung der Spieler aus der Trainingsgruppe, Winterbekleidung sowie Kleiderschränke auf Rädern mit Ersatzschuhen, -handschuhen und -helmen. Und vieles mehr.

Alles hat seinen Platz in den Kabinen und auf dem Feld, alles muss punktgenau vorbereitet sein. Schulmeyer kümmerte sich etwa um die Helme der NFL-Stars, unterstützte beim Warm-up auf dem Feld oder lief auch mal kurz los, um Travis Kelce ein Paar neue Schuhe zu holen. „Aberglaube spielt schon eine Rolle, manche Spieler haben zum Beispiel immer ein Shirt ihrer alten High School unter dem Trikot. Aber es sind dann doch eher Rituale: welcher Handschuh als erstes, mit welchem Fuß zuerst auf das Feld oder ist es auch der Oberschenkelschoner, den man immer trägt“, berichtet Schulmeyer aus der Kabine.

Gigantische Football-Party in Frankfurt

Inmitten im Deutche Bank Park, wo die Football-Fans eine gigantische Party erlebten – und Schulmeyer einen ganz besonderen (Arbeits-)Tag: „Das war ein Riesenprivileg, ich habe es sehr genossen.“