28.09.2025
Bundesliga

Im Spiegel des Spektakels

Alle Tore zum Nachhören, die erste Halbzeit im Re-Live genießen und zehn Fakten aus Geschichte aus Gegenwart nach dem 6:4 in Mönchengladbach zum Staunen.

6:4 bei Borussia Mönchengladbach, neun Punkte und 17:13 Tore nach fünf Spieltagen, 30 Buden insgesamt. Entertainment Marke Eintracht in der Frühphase der Bundesliga-Saison 2025/26, dazu jeweils fünf eigene Tore im DFB-Pokal und der UEFA Champions League. Als im BORUSSIA-PARK am Samstagabend nach gut 105 Minuten der Schlusspfiff ertönte, bewegte sich das Stimmungsbarometer irgendwo zwischen Hochachtung und Achtsamkeit angesichts vier Gegentreffern am Stück in der inklusive Nachspielzeit letzten halben Stunde. „Wir waren nicht mehr so scharf wie vorher“, bekannte Ansgar Knauff, „vielleicht ein bisschen Schongang“, erkannte Dino Toppmöller, „wenn du einmal runtergeschaltet hast, ist es schwierig, wieder hochzuschalten; manchmal ist es Psychologie“, meinte Markus Krösche. Der Sportvorstand erklärte: „Das müssen wir mitnehmen: immer bei 100 Prozent und mental scharf zu bleiben und die Dinge nie zu unterschätzen. Dafür ist die Bundesliga zu eng beieinander.“

Die erste Halbzeit im Re-Live

Auf der anderen Seite – „seien wir doch mal ehrlich: wir haben eine junge Mannschaft gesehen, die erfrischenden Fußball nach vorne gespielt hat“, lobte Dino Toppmöller die ersten 70 Minuten. Krösche sah „65 Minuten ein richtig gutes Spiel“, Robin Koch sprach von den „ersten 50 Minuten“ als „mit das Beste, was wir in diesem Jahr gespielt haben. Mit dem Ball, gegen den Ball, Chancenverwertung. Es hat alles gestimmt.“ Oder um es mit Eugen Polanski, dem Trainer des unterlegenen Gegners, zu beschließen: „Krankes Spiel, wirklich krankes Spiel für beide Trainer. Nur dass der eine damit besser leben kann als der andere.“ Bestandsaufnahme Ende und der Einstieg für zehn harte Fakten nach diesem Endstand.

1. Chancen auf den nächsten Torrekord

Klar, die Spielzeit steckt noch in den Kinderschuhen, Stand Samstag steht das TV-Topspiel des fünften Spieltags gleichwohl als das torreichste 2025/26 und zugleich im Kalenderjahr 2025. Nachahmer müssen sich erst finden.

Die große Torshow mit original EintrachtFM-Kommentar

2024/25 hatte ebenfalls die Eintracht viele Aktien an der ertragreichsten Partie der Saison: Im November 2024 beim 7:2-Heimsieg gegen den VfL Bochum.

2. Ausnahme zweistellig

Als in der Bundesliga letztmals eine zweistellige Anzahl an Treffern fielen, firmierten die Hessen gerade als Aufsteiger. 2012/13 war das, im März gewann der FC Bayern mit 9:2 gegen den Hamburger SV.

3. Höchste Pausenführung

Mit fünf Toren Vorsprung ist die SGE in Deutschlands Fußballoberhaus sehr lange nicht in die Kabinen gegangen. Die einzigen Male davor war das im Mai 1977 bei Rot-Weiss Essen und im November 1975 gegen Bayern München der Fall; ebenfalls jeweils mit 5:0 nach 45 Minuten.

4. Das fünfte 4:6 der Bundesligahistorie

Für Torreigen wurde der Fußball geschaffen, aber dass es hier vier und da sechs Mal klingelt, bildet in 62 Jahren Bundesliga einige wenige Ausnahmen:

  1. 20. Februar 1965, TSV 1860 München – Hertha BSC 6:4
  2. 26. Januar 1980, Werder Bremen – TSV 1860 München 4:6.
  3. 4. Juni 1983, Borussia Dortmund – Borussia Mönchengladbach 4:6.
  4. 19. Mai 1984, Bayer 05 Uerdingen – 1. FC Köln 4:6.
  5. 27. September 2025, Borussia Mönchengladbach – Eintracht Frankfurt 4:6.

5. Historischer Pausenstand, historischer Teenager

Für den 5:0-Pausenstand sorgte Can Uzun nach feinem Kombinationsspiel mit Farès Chaibi. Damit traf der 19-Jährige an jedem der ersten fünf Spieltage. Das gelang noch keinem Adler in der deutschen Beletage – auch nicht den Torschützenkönigen Anthony Yeboah und Alexander Meier – und ligahistorisch überhaupt keinem Teenager. Uzun hat damit übrigens seinen Wert von vier Toren aus der Vorsaison bereits übertroffen.

6. Kapitän als Torjäger

Der Toptorschütze am Niederrhein trug derweil die Rückennummer vier und die Kapitänsbinde am Arm:

Abwehrchef Robin Koch war nach zwei Eckbällen zur Stelle und schnürte im 148. Bundesligaspiel seinen ersten Doppelpack.

7. Unausrechenbar

Von den Torschützen zu den Vorlagengebern: Farès Chaibi, Ritsu Doan und Can Uzun stehen jetzt allesamt bei drei Assists, allein in Mönchengladbach legten Chaibi und Doan zwei Treffer auf.

„Wenn du Ausnahmestürmer verlierst, müssen die anderen umso mehr versuchen, sich in den Vordergrund zu spielen. Wir fangen das gut auf, erzielen viele Tore. Aber wir müssen daran arbeiten, dass wir weniger hinten rein bekommen“, folgerte Ansgar Knauff in der Mixed Zone.

Speziell Chaibi lieferte eifrig: Sieben Ballaktionen im gegnerischen Strafraum, sechs Torschussvorlagen, fünf Flanken und eben die zwei Assists waren am Samstag teaminterner Topwert. Darum herum lohnte es für den Gegner kaum, sich auf einen der vier offensiven Mittelfeldspieler zu fokussieren: Uzun (24), Doan (23) und Knauff (22) spielten annährend gleich viele Pässe im Angriffsdrittel.

8. Einsatzfreude

Hinter den Freigeistern räumte Ellyes Skhiri ab, der nach überwundenen Verletzungsproblemen erstmals seit dem letzten Spieltag der Vorsaison, also nach über vier Monaten, in der Startelf auftauchte. Und wie!

Der Aktionsradius von Ellyes Skhiri gegen Borussia Mönchengladbach.

13,47 Kilometer sind ligaweiter Topwert an diesem Wochenende. Dahinter kommen Chaibi, mit 12,37 Kilometern an fünfter Stelle, und Koch mit 11,85 Kilometern. Überhaupt rissen die Hessen unter allen Klubs, vorbehaltlich der Sonntagsspiele, die größte Laufleistung ab: 126,23 Kilometer und 187 Sprints sind Ligaspitze an diesem Spieltag.

9. Soweit im Soll

Annäherung ans Tagesgeschäft: Nach zuletzt zwei Niederlagen und dem dritten Sieg stehen neun Punkte zu Buche. In den vergangenen acht Jahren hatte die Eintracht einzig in der Vorsaison mehr Zähler auf dem Konto.

10. Ausblick: Atleti

Was bleibt, sind geschärfte Antennen. Nicht nur, weil der kommende Gegner am Dienstag in der UEFA Champions League Atlético de Madrid den Stadtrivalen Real mit 5:2 in die Knie gezwungen hat. Sportdirektor Timmo Hardung „ärgert, dass wir die Tore so einfach hergegeben haben“, betonte aber auch „das Selbstbewusstsein, das wir mitnehmen müssen, so in ein Spiel reinstarten zu können und es so auf die Platte zu bekommen.“ Als nächstes im Estadio Metropolitano.