06.08.2022
Bundesliga

„In der Realität angekommen“

Nach dem 1:6 gegen München finden Markus Krösche und Co. ehrliche Worte, sehen nach dem Blackout in der ersten Halbzeit aber auch Lichtblicke. Außenstehende gehen da mit.

Als Mario Götze vor wenigen Tagen zum Exklusivinterview bei EintrachtTV erschien, um unter anderem über das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Verein FC Bayern München zu sprechen, konnte und wollte sich der Sommerneuzugang – der einzige am Freitagabend in der Startelf – nicht festlegen, „ob es mit dem Spiel gegen Bayern einen besseren oder schlechteren Zeitpunkt gibt“. Gemessen an den gnadenlosen ersten 45 Bundesligaminuten des Rekordmeisters, der mit einem 5:0-Vorsprung in die Kabinen des Deutsche Bank Park ging, liegt letzteres nahe. Zumindest kurzfristig. Mittelfristig wird sich die Wirkung der Gegentreffer noch weisen.

In jedem Fall befand Markus Krösche vier Tage nach dem 4:0 in Magdeburg: „Wir sind in der Realität angekommen. Klar ist nicht alles gut. Wir sehen, wenn nicht jeder bei 100 Prozent ist und wir uns nicht an die taktischen Regeln halten, sondern jeder einzeln versucht, etwas zu tun, geht das gegen solch eine Mannschaft in die Hose“, fiel die Bestandsaufnahme des Sportvorstands aus. Es gab aber auch Themen über die Niederlage hinaus, über die es nachzudenken lohnt.

Geschichte des Spiels: Randal Kolo Muani

Er kam, rannte, schoss und traf. Randal Kolo Muani. Neben Mario Götze und Faride Alidou war der neue Angreifer der dritte Bundesligadebütant mit dem Adler auf der Brust. Und der 23-Jährige aus Bondy verkörperte gleich jene Attribute, die Eintracht Frankfurt in Bestform ausmachen: Pressing, Balleroberung, Umschalten, Kaltschnäuzigkeit. Nach 63 Minuten gelang dies Kolo Muani in Personalunion, als er nacheinander Lucas Hernandéz wie Manuel Neuer stresste und mit seinem ersten Torschuss zum zwischenzeitlichen 1:5 einschob. Nach dem Assist zum Endstand im Pokal die zweite Torbeteiligung im zweiten Pflichtspiel für die Hessen. „Kolo Muani ist sehr gut reingekommen, war sehr beweglich. Man hat seine Geschwindigkeit gesehen, beim Tor setzt er nach. Er hat Mentalität gezeigt gegen den Ball. Es war ein gutes Debüt“, urteilte Krösche.

Zahl des Spiels: 5.600.000

Gesehen haben die kollektive Steigerung nach dem Seitenwechsel allein in Deutschland im Schnitt 5,6 Millionen Zuschauer, das entsprach einem Marktanteil von SAT.1 von 23,7 Prozent. Unter den 14- bis 49-Jährigen habe dieser sogar bei 32,7 Prozent gelegen, wie der Sender verkündete. Nicht zu vergessen die 51.500 Besucher im Herzen von Europa, für die Sebastian Rode im Anschluss ein Sonderlob übrig hatte: „Unsere Fans haben immer ein sehr gutes Gespür und haben uns Motivation mitgegeben für Mittwoch. Dann und auch am Samstag in Berlin müssen wir es besser als heute machen.“

Das schreiben die Medien

  • Frankfurter Rundschau: „Eintracht-Fans feiern ihre Mannschaft minutenlang - das ist es, was im Fußball zählt“
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung: „So kam es zum Fiasko gegen Bayern“
  • Hessenschau: „Kopflose Eintracht wieder in der Realität“
  • Frankfurter Rundschau: „Eintracht Frankfurt: Willkommen in der Realität“

Das sagt das Netz

  • „Hut ab, da verlierst du dein Heimspiel 1:6 und die Heimfans feiern ihre Mannschaft. Das gibt es nicht überall, #SGE-Fans!“ (@BSchweinsteiger)
  • „Die Bayern sind schon lange beim Duschen und das Publikum feiert Eintracht Frankfurt noch lange nach dem Spiel. Mein Verein!“ (@thomas_seibert)
  • „Meiner Meinung nach war diese Niederlage gestern,so wie sie stattgefunden hat richtig und sogar noch zu niedrig. Dadurch wurde dem Team um Oliver Glasner direkt am 1.Spieltag gegen ein Topteam gezeigt,wo noch Mängel aufzuholen sind.“ (@EduardoSGE)
  • „‚Willkommen in der Realität‘ titelt die @fr zu #SGEFCB. Das Problem ist aber doch, dass Spiele gegen Bayern nichts mehr mit der Realität zu tun haben. Die Möglichkeiten der Bayern auf-/abseits des Platzes sind weit weg von jeder Realität der anderen Teams.“ (@wittfra)

Ausblick: Reale Gedanken

Dann steigt der dritte Gradmesser. Nach Magdeburg und München wartet im UEFA Super Cup Madrid. Auch wenn Krösche den Sechserpack gegen die Bayern am späten Freitagabend „erstmal sacken lassen“ wollte, fand er im Angesicht der Pleite dennoch einen Silberstreif. Das gewissermaßen Gute an der eindeutigen Unterlegenheit sei, „dass wir den Jungs diesmal viele Szenen zeigen können, in denen sie es nicht gut gemacht haben – nicht nur individuelle, sondern auch mannschaftstaktische Themen, die wir aufarbeiten können. Das gehört dazu. Wir zeigen ihnen, wie wir ruhiger, kontrollierter, ruhiger und cleverer agieren. Daraus müssen wir einfach lernen.“ An Realitätsbewusstsein mangelt es am Main vor Real jedenfalls nicht.