10.03.2023
Eintracht

In Erinnerung an Jürgen Grabowski

Am 10. März jährt sich der Todestag von Jürgen Grabowski erstmals. Anlass Genug für einen Gastbeitrag von Hartmut Scherzer und ein Gedenkspiel am Freitag, 28. April, 18.30 Uhr, in Wiesbaden.

„Grabi wird nie ganz gehen!“, war der Tenor im Frühjahr 2022. Grabis Witwe Helga war in Sevilla beim Europa-League-Sieg 42 Jahre nach dem Triumph von Frankfurt hautnah dabei und erhielt im Juni die lebenslange Mitgliedschaft in der Fußballabteilung. Die Gegentribüne im Deutsche Bank Park heißt mittlerweile „Jürgen-Grabowski-Tribüne“. Derzeit laufen die Planungen für ein Gedenkspiel auf Hochtouren.

Gedenkspiel am 28. April

Jürgen Grabowski hat als Aktiver genau einmal den Verein gewechselt, als er 1965 von seinem Heimatverein FV Biebrich 02 den Sprung zu Eintracht Frankfurt wagte. Eben jener FV Biebrich 02 aus dem Wiesbadener Stadtteil ist am Freitag, 28. April, Gastgeber des Gedenkspiels für Jürgen Grabowski – auf dem nach der Eintracht-Legende benannten Sportgelände.

Die Ü35-Auswahl des FV trifft dabei ab 18.30 Uhr auf die Traditionsmannschaft der Eintracht. Im Rahmenprogramm werden Weggefährten Grabowskis und Funktionäre der Eintracht zu Gast sein. Die Fußballschule wird ein Training mit 40 Kindern des Vereins absolvieren und auf der Eventfläche wird Spiel und Spaß für Groß und Klein geboten.

FV Biebrich 02 e.V. vs. Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft

  • Freitag, 28. April, 18.30 Uhr.
  • Einlass: 17 Uhr.
  • Jürgen-Grabowski-Anlage.
  • Diltheystraße, 65203 Wiesbaden.
  • Ticketpreis: 8 Euro Vollzahler, 4 Euro ermäßigt.
  • Infos zum Ticketverkauf folgen

Ein enger Freund Grabowskis war Hartmut Scherzer (84), seit über 60 Jahren als Journalist tätig ist. 2020 ist sein Buch „Welt Sport“ erschienen. Scherzer, unweit von Frankfurt aufgewachsen und heute in Heusenstamm beheimatet, besuchte 1949 das erste Spiel der Eintracht. Ein Kapitel ist Jürgen Grabowski gewidmet. Ein Auszug.

Ein Lied als Denkmal

Das Denkmal Jürgen Grabowskis ist keine Statue, sondern ein Lied. Das Letzte, was vor dem Anpfiff jedes Heimspiels aus den Lautsprechern tönt, ist die Hymne „Schwarzweiß wie Schnee...“. Nach der Melodie „Hamborger Veermaster“ singen die Fans den eingespielten Text mit: „Wir haben die Eintracht im Endspiel gesehn, mit dem Jürgen, mit dem Jürgen. Sie spielte so gut und sie spielte so schön mit dem Jürgen Grabowski. Schwarzweiß wie Schnee, das ist die SGE…“.  Eine einzigartige, allzeitige Würdigung.

Hartmut Scherzer und Jürgen Grabowski beim gemeinsamen Mittagessen im Juni 2019.

Auch mit 36 Jahren war Grabowski immer noch genialer Spielmacher der Eintracht. Rückblickend nennt er die Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko die schönste, obwohl dieses Genie am Ball vier Jahre später Weltmeister wurde, am 7. Juli, seinem 30. Geburtstag, durch das 2:1 im Finale gegen Holland. Dank der neuen Regelung, Spieler auszutauschen, wurde ihm 1970 ein Titel verliehen, den er nur mit gemischten Gefühlen akzeptiert: „Bester Auswechselspieler der Welt“. In allen vier Spielen in Mexiko vor dem Jahrhundert-Ereignis, dem Halbfinale Deutschland gegen Italien (3:4 nach Verlängerung), wurde der „Ersatzmann“ eingewechselt: Für Haller gegen Marokko (2:1), für Löhr gegen Bulgarien (5:2), für Libuda gegen Peru (3:1) und gegen England (3:2 n.V.).

Jürgen und Helga Grabowski bei einer Abendveranstaltung der Eintracht anlässlich des DFB-Pokalfinals 2018 in Berlin.

Vier Jahre später nahm sich „Grabi“ die Freiheit, mit dem World Cup in den Händen nicht mehr Nationalspieler zu sein, nicht mehr den Rechtsaußen spielen zu müssen, dem er zwar alles zu verdanken hatte, der trotz aller raffinierten Dribblings aber nicht seinem Naturell entsprach. 44 Länderspiele sollten genug sein. Als virtuoser Stratege seines Klubs (441 Bundesligaspiele, 109 Tore) konnte er all seine Fähigkeiten voll entfalten. Im Zentrum des Mittelfelds spielte der gereifte Jürgen Grabowski im Stil eines Johan Cruyff alles an die Wand. In dieser dominanten Rolle wie bei Eintracht Frankfurt sollte er nach vier Jahren die deutsche Nationalmannschaft zur erfolgreichen Titelverteidigung in Argentinien führen. Helmut Schön flehte: „Jürgen, komm zurück.“

Am 10. März 2022 ereilte Eintracht Frankfurt die traurige Gewissheit: Jürgen Grabowski kommt nicht zurück. Und doch bleibt er allgegenwärtig. In Geschichten, in Liedern, in Bezug auf den letztjährigen Europa-League-Triumph. „Für den Jürgen“ hieß es, heißt es und wird es immer heißen.