03.11.2018
Bundesliga

In trauter Dreisamkeit

Im Fokus standen am Freitagabend nachvollziehbarerweise das Tabellenbild und die Sturmspitzen. Doch Eintracht Frankfurt steht für mehr als die Summe seiner Teile.

Wir schreiben den 3. November und wer vom Auftakt des zehnten Spieltags nichts mitbekommen haben sollte, wird sich beim Blick auf die Tabelle vielleicht etwas ungläubig die Augen gerieben haben: Eintracht Frankfurt grüßt von Platz drei!

Zumindest bis Samstagnachmittag. Möglich geworden war der Sprung aufs Treppchen durch den souveränen 3:0-Erfolg beim VfB Stuttgart, der nebenbei auswärts den dritten Dreier in dieser Spielzeit bedeutete. Dabei galt die größte Aufmerksamkeit im Vorfeld zunächst dem Spielberichtsbogen, der verriet, dass mit Sébastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic erstmals überhaupt die drei treffsichersten Frankfurter gemeinsam zur Startelf zählen würden. „Der Trainer hatte ja mal signalisiert, dass er alle drei Stürmer zusammen von der Leine lässt. Durch die Verletzung von Mijat Gacinovic war es jetzt soweit“, bemerkte Sportdirektor Bruno Hübner, dass die Entscheidung für den scharfen Dreizack zumindest teilweise mit dem kurzfristigen Ausfall des serbischen Mittelfeldakteurs zusammenhing.

Es spricht für die Flexibilität der Frankfurter Profis, dass die leicht variierte Grundordnung weg vom zentralen Dreierblock hin zur Doppelsechs nahezu reibungslos funktionierte, wobei sich sicher die Erfahrung der Routiniers Gelson Fernandes, 32, und Jonathan de Guzman, 31, auszahlte. Da gerade letzterer mehr defensive Pflichten denn als Achter erfüllen musste, konnte der in leicht hängender Position attackierende und ackernde Rebic ohne Rücksicht auf Verluste seine schier unaufhaltsamen Läufe in die Tiefe starten. Schon nach etwas mehr als drei Minuten hatte der Kroate zur vermeintlichen Führung eingenetzt, die der Referee aber auf Hinweis der Videoassistentin mit Verzögerung zurecht annullierte.

Gefährliche Dreifaltigkeit

Doch früh wurde deutlich, dass sich das jung-forsche Dreigestirn, Durchschnittsalter rund 23 Jahre, nachhaltig zum Trio infernale entwickeln könnte. Ein ums andere Mal glitten die drei Tenöre wie das Messer durch die Butter, gewohntermaßen unterstützt von den beiden emsigen Flügelläufern, Danny Da Costa rechts und Filip Kostic links, welche die geballte Strafraumpräsenz zu einigen Flankenversuchen veranlassten. Nicht ganz zufällig resultierten drei Torchancen aus Kopfbällen, zwei sollten vom Erfolg gekrönt sein. Doch wie es die fußballgottgegebene Dreifaltigkeit verlangt, gebührte der Dosenöffner in der 11. Minute den Dreien aus der Torfabrik. Nachdem Rebic im Zentrum nicht von der Kugel zu trennen war und Jovic in Spielmachermanier in Szene setzte, scheiterte der Serbe zunächst an Torwart Ron-Robert Zieler, wodurch es Haller vergönnt war, mit seinem siebten Saisontor zur Führung abzustauben. Und damit mit Kollege Jovic gleichzuziehen.

Auf der anderen Seite war auch die einmal mehr aufmerksame Verteidigungsarbeit des Defensivverbunds nicht zu verachten. Gerade in einer Phase energischerem gegnerischen Aufbegehrens überzeugten die drei Innenverteidiger um Kapitän David Abraham, Platzhirsch Makoto Hasebe und Youngster Evan Ndicka mit einer kompromisslosen Restverteidigung, wie am Ende drei verhinderte Schüsse bezeugten. Ein Grund, dass Kevin Trapp erstmals seit seiner Rückkehr ohne Gegentor bleiben sollte. Was Chefcoach Hütter gleich unter zwei Gesichtspunkten freute: „Kevin gönne ich das zu Null. Es war für ihn aber auch für das gesamte Team wichtig, zu Null zu spielen.“

Wie ein gepflegter Dreiteiler

Und auch im richtigen Moment nachzulegen. Gerade, als die Hausherren etwas intensiver am Ausgleich schnupperten, ließ Vizeweltmeister Rebic die Mercedes-Benz-Arena kurz verstummen, als er eine Hereingabe von Sturmpartner Jovic zum 2:0 einköpfte. Auf dieselbe, wenn sogar ungleich artistischere Weise, stellte Nicolai Müller kurz vor Schluss den am Ende ungefährdeten 3:0-Endstand her. Dass die Flanke vom ebenso kurz zuvor eingewechselten Jetro Willems kam, machte das runde Gesamtkonstrukt perfekt und versinnbildlichte gewissermaßen, wie eng der Kader zusammensteht: Im Zeitraffer beleuchtet schaffte es Müller vom Tribünenplatz direkt in die Torschützenliste – ein Tätigkeitsfeld, dass bislang ja drei gewissen Ausnahmekönnern vorbehalten schien.

Insgesamt blieb somit festzuhalten: Der erste Anzug sitzt durch alle Mannschaftsteile hindurch und wird je nach Anlass variabel durch die vielfältig vorhandenen Accessoires geschmückt – ein feiner Dreiteiler eben, um beim Bild zu bleiben. Dass hinter der schillernden Schale aber vor allem ein realitätsfester Kern steckt, bewiesen die Himmelsstürmer nach dem Schlusspfiff. So befand Da Costa: „Der dritte Platz ist eine Momentaufnahme, wenn auch eine schöne.“ Während Hütter wusste: „Platz drei ist am Samstag um 15.30 Uhr wieder vorbei. Fakt ist, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben.“ Für die es vom österreichischen Fußballlehrer sicher mehr als eine Drei geben wird.