Mit welchem Superlativ soll man nur anfangen? Es war für die Eintracht ein goldener Oktober, dem ein goldener November folgte. Zwei Monate ohne Niederlage, zwei Monate mit zehn Siegen und einem Unentschieden. Die Geburt der dreiköpfigen "Büffelherde", die Sternstunde mit dem 7:1 gegen Fortuna Düsseldorf, während der Luka Jovic unglaubliche fünf Tore erzielte. Das zwischenzeitliche Klettern in der Bundesliga auf Rang drei, das vorzeitige Erreichen der nächsten Runde in der UEFA Europa League. Ein Luka Jovic, der zusammen mit Dortmunds Paco Alcacer an Weihnachten die Torjägerliste der Bundesliga mit je zwölf Treffern anführt, ein Sébastien Haller, der in der Scorerliste mit 18 Punkten (9 Tore/9 Assists) knapp hinter BVB-Star Marco Reus (19/11/8) und knapp vor Jovic (17/12/5) auf Rang zwei liegt.
Selbst für Luka Jovic kam dieser steile Aufstieg unerwartet. "Ich habe nicht damit gerechnet, aber gehofft, im Kampf um den Torschützenkönig der Bundesliga dabei zu sein", meinte der junge Serbe und fügt bescheiden hinzu: "Das Wichtigste sind die Leistungen des Vereins. Wer der Torschützenkönig ist, ist für mich unwichtig." Diese Einstellung ist das Erfolgsrezept dieser Mannschaft: Es funktioniert als Team, da ackert jeder, wie von Trainer Adi Hütter gefordert, für die anderen mit.
Jovic schreibt Geschichte
Das war schon im ersten Oktober-Spiel zu sehen, dem grandiosen 4:1 gegen S.S. Lazio. Doppeltorschütze Danny Da Costa, Filip Kostic und Luka Jovic trafen gegen die Italiener, die sich allerdings durch zwei Platzverweise selbst geschwächt hatten. Dass man zumindest mit zehn Mann auswärts auch gewinnen kann, das bewies die Eintracht nur drei Tage später in Hoffenheim. Jovic und Rebic, der in der 66. Minute Gelb-Rot sah, trafen beim 2:1. Und dann kam dieser magische Freitag, der 19. Oktober. Ex-Coach Friedhelm Funkel hatte sich die Rückkehr nach Frankfurt sicher anders vorgestellt. Doch an diesem Abend war seine Fortuna einfach überfordert gegen die sich in einen Rausch spielenden Gastgeber. "Ich bin natürlich total glücklich", sagte Jovic nach seinem historischen Fünferpack. Das war noch keinem Eintrachtler gelungen, nicht einmal Anthony Yeboah. Klar, dass auch Adi Hütter zufrieden war. Fast wenigstens. "Wir hatten zu viele leichte Ballverluste. Das müssen wir abstellen", versuchte der Österreicher, den Ball möglichst flach und die Spieler auf dem Boden zu halten.
Nach dem 2:0 im Heimspiel gegen Limassol sowie dem 1:1 beim 1. FC Nürnberg zeigte der Trainer Mut. Beim VfB Stuttgart schickte er sein komplettes Sturmtrio mit Haller, Jovic und Rebic erstmals aufs Feld. Kann eine so geballte Ladung Offensive klappen? Ja, weil alle drei auch die Drecksarbeit erledigten. Rebic, Haller und Müller trafen zum klaren 3:0, Torhüter Kevin Trapp bezeichnete die drei da vorne als kaum aufzuhaltende "Büffelherde". "Ich hoffe, dass wir weiter so spielen", meinte Jovic, auch wenn er am Neckar leer ausgegangen war. Hütter ließ meistens weiter so spielen, sein Team eilte von Erfolg zu Erfolg. 3:2 auf Zypern mit 5000 einheitlich gekleideten Fans im Rücken, 3:0 nach berauschender zweiter Hälfte gegen Schalke, 3:1 und das Ende der Negativserie in Augsburg, 4:0 gegen Marseille mit der dritten Gänsehaut-Choreo im dritten Europa League-Heimspiel der Saison. Ende November stand die Eintracht in der Liga auf Rang drei, hatte mit fünf Erfolgen in fünf Spielen der Europa League bereits Platz eins in der Gruppe H in der Tasche.
Den Kommentatoren waren längst vernünftige neue Superlative ausgegangen, die ganz große nationale und internationale Konkurrenz blickte verwundert auf die Mainmetropole, auf dieses Offensivtrio, dessen Marktwert fast täglich in die Höhe schoss. Aber Sportvorstand Fredi Bobic machte schnell deutlich, dass die Eintracht nicht daran denke, im Winter die große Kasse zu machen. Und Luka Jovic verriet der Bild-Zeitung in einem Interview mit Blick auf den nächsten Sommer: "Was mich betrifft, würde ich gerne bei der Eintracht bleiben." Auf die Nachfrage, ob dies definitiv sei, antwortete der Serbe auf Deutsch: "Ja".
Verletzungen bremsen
Allen war auch klar, dass die Eintracht-Bäume nicht direkt in den Himmel wachsen werden, dass Rückschläge kommen. Zumal sich bis zum Jahresende mit David Abraham und Makoto Hasebe (im Dezember zu Asiens Spieler des Jahres auserkoren) sowie später auch noch mit Ante Rebic und Mijat Gacinovic wichtige Akteure verletzt abmeldeten. Ein durchwachsener Dezember sollte das Jahr 2018 abschließen.
Es begann mit einem 1:2 gegen Wolfsburg und der 0:1-Niederlage bei Hertha BSC. Die Tormaschine war ins Stottern geraten. In Rom raffte sich die Eintracht besonders nach der Pause noch einmal auf, die Treffer von Gacinovic und Haller reichten zum 2:1, zum sechsten Sieg im sechsten Spiel - das war noch keinem Bundesligisten gelungen. In der Zwischenrunde wartet nun der Champions League-Absteiger FC Shakhtar Donetsk.
Feier nach dem letzten Spiel
Drei kräftezehrende Spiele standen bis zur Weihnachtspause noch aus. Zuerst wurde Leverkusen 2:1 niedergekämpft, in Mainz gelang dank des Jovic-Doppelpacks ein fast schon traditionelles 2:2-Unentschieden, ehe die Bayern, die längst ihre Krise überwunden hatten, in die Commerzbank-Arena kamen. Die Eintracht startete super, traf aber das gegnerische Tor nicht und musste am Ende eine zu hoch ausgefallene 0:3-Niederlage hinnehmen. Schade, die Fans feierten ihr Team dennoch für ein tolles Jahr 2018. 27 Punkte bedeuten am Ende der Hinrunde 2018/19 immerhin Rang sechs.
Top-Meldungen, 4. Quartal
12. Oktober 2018: 200.000-Marke auf Instagram geknackt
19. Oktober 2018: Rekordsieg gegen Düsseldorf
21. Oktober 2018: Eintracht ist Hessens Mannschaft des Jahres
3. November 2018: Okocha, Yeboah und Co.: Internationale Markenbotschafter vorgestellt
18. November 2018: Jovic erneut mit dem Tor des Monats
26. November 2018: Eintracht gründet Tochtergesellschaft in China