29.01.2024
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Jean-Mattéo Bahoya: In bester Gesellschaft

Ein Fußballleben für Schwarz-Weiß, Schnuppertag gegen Mainz, Teil der 2005er-Elite und Sinnbild für den französischen Einschlag in Frankfurt. Das ist Jean-Mattéo Bahoya.

Ein, zwei Klicks durch das Instagram-Profil von Jean-Mattéo Bahoya und es wird deutlich, dass hier kein 18-Jähriger gezwungenermaßen seine Zelte in Angers abgebrochen hat. Der Stadt, die die zweiten neun Jahre Bahoyas privat wie sportlich maßgeblich geprägt haben.

„Mein halbes Leben lang“ in Schwarz und Weiß

„Mein halbes Leben lang habe ich die Farben Schwarz und Weiß vertreten. Es ist schwierig, meine ganze Verbundenheit und Dankbarkeit für diesen Verein in ein paar Zeilen auszudrücken. Von ganzem Herzen möchte ich allen meinen Trainern, dem professionellen Personal, den Managern und meinen Teamkollegen danken, die zu meiner Entwicklung beigetragen und mir die besten Bedingungen ermöglicht haben.“

Nein, hier hat sich jemand ganz bewusst entschieden, Ende Januar 2024 die Reise ins Herz von Europa anzutreten, wie Bahoya im Zuge seiner Verpflichtung bei EintrachtTV erklärte: „Die Eintracht ist ein Klub, der einen guten Ruf hat. Ich habe mit dem Trainer und dem Sportvorstand telefoniert. Sie haben mich überzeugt, wie interessant der Verein ist. Außerdem denke ich, dass Deutschland gut zu mir passt.“

Ein Umstand, den auch Markus Krösche am Abend der Verpflichtung würdigte: „Er ist sicherlich eines der größten französischen Talente momentan. Deshalb sind wir sehr froh, dass sich Jean-Mattéo mit seiner Familie für uns entschieden hat.“

Wirbelwind in Schwarz und Weiß: Jean-Mattéo Bahoya, hier im Angers-Dress gegen Saint-Étienne.

So gesehen bleiben Bahoya, nicht nur für den Eintracht-Sportvorstand „eines der größten französischen Talente momentan“, zumindest die Vereinsfarben in Teilen erhalten. Statt „Allez le SCO“ heißt es langfristig, wie der Fünfeinhalbjahresvertrag bis Mitte 2029 nahelegt, „Forza SGE“.

Entsprechend wichtig ist es den Verantwortlichen, neben all den Vorzügen, die der flexible Offensivmann mitbringt, den Fokus auf die Perspektive und weniger die kurzfristige Erwartungshaltung zu lenken. „Wir wissen um sein großes Talent – deshalb haben wir ihn verpflichtet“, erklärte Dino Toppmöller am Freitagabend. Der Cheftrainer machte bewusst, dass es sich „um ein Invest in die Zukunft“ handele. „Wenn es die nahe Zukunft ist, würde uns das natürlich freuen“, schob der Cheftrainer lächelnd nach: „Aber er erhält genauso die Zeit wie die anderen Jungs vor ihm auch.“

Am Freitag der 21. Mann

Erstmals Eintracht-Atmosphäre geschnuppert: Jean-Mattéo Bahoya (3. v. r.) nach dem 1:0-Heimsieg gegen Mainz 05 mit den neuen Kollegen vor der Nordwestkurve.

Weil nach dem Heimsieg gegen den 1. FSV Mainz 05 am Sonntag und Montag frei war, hat das Trainerteam den dritten Winterneuzugang nach Donny van de Beek und Sasa Kalajdzic „noch nicht ein Mal im Training gesehen“, wie Toppmöller aufzeigte und gleichzeitig gewillt ist, die Akklimatisierung im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu erleichtern: „Wir haben ihn bewusst als 21. Mann mitgenommen, damit er die Abläufe kennenlernt. Er war im Hotel und bei der Teambesprechung dabei, hat sich auch auf dem Platz aufgewärmt, um die Atmosphäre kennenzulernen.“

So war die neue Nummer 19 schon am 19. Spieltag etwas mehr mittendrin statt nur dabei und sah das 1:0 hautnah auf der Bank neben Teammanager Patrick Zeilmann, der genau wie Chefcoach Toppmöller oder Co-Trainer Nélson Morgado fließend Französisch spricht.

Von Frankreich nach Frankfurt: Nachtweih machte den Anfang

Integrationsbeschleuniger, die in Hessen zuletzt mehr ein Ding der Moderne und längst keine Tradition waren. Der erste Spieler, der überhaupt den Schritt aus Frankreich nach Frankfurt vollzogen hat, war mit Norbert Nachtweih, der 1991 aus Cannes für ein halbes Jahr in den Stadtwald zurückkehrte, ein alter Bekannter. 2008 folgte der damalige Straßburger Habib Bellaïd dem Lockruf der Adler. Das war’s für lange Zeit. Konkret: bis 2017, als die späteren DFB-Pokalsieger Gelson Fernandes aus Rennes und Simon Falette aus Metz kamen. 2018 folgte mit Evan Ndicka wie nun mit Bahoya ein Newcomer aus der Ligue 2, der mit 19 Jahren sein Bundesligadebüt feierte, und der unter anderem an der Seite des Anfang 2019 aus Monaco verpflichteten Almamy Toure die UEFA Europa League gewann. Kevin Trapp, der von 2015 bis 2018 in Paris internationale Erfahrungen sammelte, sei an dieser Stelle auch erwähnt.

Mittlerweile macht der französische Fußball in Frankfurt immer mehr Schule: Éric Junior Dina Ebimbe und Randal Kolo Muani 2022, Farès Chaibi und Niels Nkounkou im August 2023 und seit dem 25. Januar Jean-Mattéo Bahoya, dem etwa Krösche „unheimliche Fähigkeiten“ attestiert. „Er ist ein sehr schneller sowie technisch und im Dribbling sehr guter Spieler“, spricht er auf einer Linie mit Coach Toppmöller: „Sehr gutes Eins-gegen-eins, toller Speed, sowohl auf den Außenbahnen als auch auf einer hängenden Position im Mittelfeld“, einsetzbar.

Der Tempodribbler selbst sieht sich „am liebsten auf dem linken Flügel. Ich bin ein sehr schneller und dynamischer Spieler und versuche, mit meinen Fähigkeiten viel Gefahr zu entfachen“.

Die 2005er: In prominenter Gesellschaft

Bei Jugendklub SCO Angers zunächst in der Ligue 1, nach dem Abstieg zuletzt eine Etage tiefer. Die Spielklasse ist für Bernard Diomède jedoch unerheblich, wenn der so bezeichnete Fachübungsleiter der U19-Auswahl Frankreichs Bahoya seit Monaten regelmäßig zu Lehrgängen und Länderspielen nominiert. Derlei Berufungen sind umso bemerkenswerter, als es sich bei dieser Auswahl der begabtesten 2005er-Jahrgänge um die U17-Europameister von 2022 handelt. Der heutige Leipziger El Chadaille Bitshiabu, Bayerns Mathys Tel, PSG-Hoffnungsträger Warren Zaïre-Emery oder mit Elyas Zidane und Aaron Malouda zwei Söhne einstiger Weltstars, um nur die Hälfte zu nennen.

Der in Montfermeil, einem Vorort von Paris, geborene Bahoya kann mit derlei namentlichen Referenzen nicht aufwarten, sondern möchte sich selbst einen Namen machen. Auch deshalb erschien ihm der Wechsel von der Maine an den Main der logische. Es wirkt bezeichnend, wenn die alten Kollegen, trotz des Abgangs mitten im Kampf um den Aufstieg Lorbeeren hinterherwerfen statt Steine in den Weg zu legen: „Sie haben mir dazu gratuliert, dass ich auf ein anderes Level wechseln kann. Sie haben sich wirklich für mich gefreut und mir viel Erfolg gewünscht“, verrät Bahoya mit Stolz in der Stimme.

Salut, Jean-Mattéo!