21.08.2023
Historie

Jetzt jagt er Bommer und Lewandowski

Makoto Hasebe stellt am ersten Spieltag den nächsten Rekord auf und löst Uli Stein als ältesten Eintracht-Spieler der Bundesligageschichte ab. Die nächsten Sprossen sind in Reichweite.

Die Rekorde, Jubiläen und Ehrungen, die Makoto Hasebe mit Ende dreißig geschaffen hat, würde vielen wohl schon Lebenswerk genug sein, um eine eigene Biografie zu rechtfertigten. Gut, ein Buch hat der Japaner in seiner Heimat auch herausgebracht. „Die Ordnung der Seele – 56 Gewohnheiten, den Sieg zu erringen“ erschien allerdings 2011, da war Hasebe mit 27 im besten Fußballeralter, so die allgemeine Annahme. Irrtum.

Wer mit 30 vom damaligen Absteiger Nürnberg zur ihrerzeit 2014 als wankelmütig daherkommenden Eintracht wechselt und über neun Jahre später nicht nur Vizekapitän ist, sondern auch bei beiden großen Titeln, dem DFB-Pokal 2018 und dem Sieg in der UEFA Europa League 2022, in der Startelf reüssierte, bei dem ticken die biologischen Uhren offenbar anders.

Der mit Timothy Chandler dienstälteste Lizenzspieler kommt seit Sonntag nicht nur auf 228 Bundesligaspiele, sondern ist nach seiner Einwechslung für Tuta der mit 39 Jahren und 214 Tagen älteste Bundesligaspieler von Eintracht Frankfurt aller Zeiten.

Die ältesten jemals eingesetzten Eintrachtler

  1. Rudi Bommer: 39 Jahre, 7 Monate, 17 Tage 
  2. Makoto Hasebe: 39 Jahre, 7 Monate, 2 Tage
  3. Ulrich Stein: 39 Jahre, 5 Monate, 17 Tage
  4. Richard Kreß: 38 Jahre, 11 Monate, 23 Tage
  5. Oka Nikolov: 38 Jahre, 11 Monate, 23 Tage

Die Feldspieler hatte die Nummer 20 bereits Ende Januar hinter sich gelassen, zum 61. Bundesligastart musste auch Torwartlegende Ulrich „Uli“ Stein seinen knapp drei Jahrzehnte währenden Rekord abgeben. Am 9. April 1994 stand Stein bei der 1:2-Niederlage beim FC Bayern München mit 39 Jahren und 118 Tagen zwischen den Pfosten.

Der heute 68-jährige gebürtige Hamburger ist beileibe nicht der einzige Entthronte. Der Südkoreaner Cha Bum-kun büßte 2019 erst den Bestwert als meisteingesetzter Asiate in der Eintracht-Historie und 2020 in derselben Kategorie bundesligaweit ein.

Aus dem Duo dürfte bald ein Trio werden. Weil Rudi Bommer noch in der Zweiten Bundesliga mit 39 Jahren, sieben Monaten und 17 Tagen den Adler auf der Brust trug, wackelt diese wettbewerbsübergreifende Marke nach der nächsten Länderspielpause Mitte September. Der am Samstag 66 Jahre gewordene Bommer hält jenen Rekord seit dem 5. April 1997, einem 0:0 gegen den SV Stuttgarter Kickers.

Ich bin sehr stolz, dass ich Rekordspieler bin. Viel wichtiger sind aber die ersten drei Punkte.

Makoto Hasebe

Apropos zu Null. Natürlich ist Hasebe „sehr stolz, dass ich Rekordspieler bin. Viel wichtiger sind aber die ersten drei Punkte im ersten Spiel, im Derby, zu Hause!“ Hätte nur noch eine Bude gegen die Lilien gefehlt. Denn bei allen Eigenschaften und Charakterzügen ist am Defensivleader beileibe kein Torjäger verloren gegangen. Die einzigen zwei Treffer in 292 Pflichtspielen für die Hessen erzielte Hasebe jeweils gegen Darmstadt. „Leider hatte ich diesmal keine Chance“, meint Hase dazu schmunzelnd.

Einer, der diese Qualitäten wie kaum ein Zweiter im Köcher hat, liegt seit seinem Wechsel zum FC Barcelona in Bezug auf eingesetzte Internationale trotzdem in Schlagdistanz: Robert Lewandowski. Der vormalige Weltfußballer steht bei 384 Bundesligabegegnungen, Hasebe vereinsübergreifend bei 377. Keine Utopie.

Und sollte der Oldtimer ohne Verschleißerscheinungen in den kommenden Monaten doch mal ins Schwarze treffen, wäre er mir nichts dir nichts je nach Zeitpunkt auf Platz zwei oder drei der ältesten Torschützen aller Zeiten im deutschen Oberhaus. Einzig Claudio Pizarro wäre sowohl nach Einsätzen als auch Toren bis Saisonende nicht mehr einzuholen. Ob das auch gleichbedeutend mit Hasebes Karriereende wäre, weiß dieser den Erfahrungen der vergangenen Jahre nach wahrscheinlich selbst noch nicht.