„Der frühe Adler fängt den Wurm, hab‘ ich mir gedacht“, entfährt es Jonathan Burkardt, als er die erste Kennenlernrunde durch die Räumlichkeiten des ProfiCamp im Deutsche Bank Park absolviert. Die Lacher hat der erste Sommerzugang von Eintracht Frankfurt auf seiner Seite. Ob zurechtgelegt oder nicht, eine Woche vor seinem 25. Geburtstag ist Jonny – Jonathan nenne ihn „nur meine Oma“, wie er mal sagte – angekommen im Herzen von Europa. Sprichwörtlich und später auf formal. Nach erfolgreichen Medizinchecks ab zur Unterschrift, Burkardt, Sportvorstand Markus Krösche und Sportdirektor Timmo Hardung grinsen um die Wette. Aus naheliegenden Gründen. Denn Mitte 20 hin oder her, Jonny Burkardt blickt nicht nur auf über elf Jahre Mainz 05, sondern auch sieben Jahre Bundesliga zurück.
1. Jonny, der Profi
Als das Jonny-be-good-Paket im Herzen von Europa eintraf, standen im Laufe des Tages auch allerhand Medientermine auf der Agenda, wie ein abschließender Vodcast. Bei „Eintracht vom Main“ berichtet Burkardt: „Mit drei in den ersten Verein, mit acht zu Darmstadt 98 – ich wollte schon als kleiner Junge immer gerne mit dem Ball spielen. Der Fußball war immer mein Lebensinhalt.“
Seit 2014 traf diese Aussage auf den 1. Fußball- und Sportverein Mainz 05 zu, in dessen Nachwuchsleistungszentrum der Südhesse unterkam. Nach vier Jahren B- und A-Junioren-Bundesliga erhielt Burkardt im Juni 2018 mit 17 Jahren seinen ersten Profivertrag.
Die Bundesligapremiere ließ nicht lange auf sich warten, im September desselben Jahres beorderte Sandro Schwarz Burkardt gegen Augsburg in die Startelf, Burkardt spielte mit der Rückennummer 29 durch und feierte einen 2:1-Sieg. Die Torpremiere in der deutschen Beletage folgte im Juni 2020 bei Borussia Dortmund.
2. Jonny, der Europameister
Knapp ein Jahr später der erste größere Coup für Burkardt: Der Gewinn der U21-Europameisterschaft 2021. „Sehr besonders. Erst war mir die Tragweite gar nicht so bewusst. Es hat sehr viel Spaß gemacht und gezeigt, dass großer Zusammenhalt viel ausmachen kann.“ Im September übernahm Burkardt die Kapitänsbinde bei den DFB-Junioren.
3. Jonny, der Aufsteiger
Wiederum ein halbes Jahr darauf die nächste Benchmark für den damaligen Youngster. Als der kicker seine jährliche Umfrage startet, wählte die Mehrheit der 234 abstimmenden Profis Burkardt zum „Aufsteiger der Saison“. Zur Einordnung: der Emporkömmling aus Hessen ließ seinerzeit Florian Wirtz und Jamal Musiala, die auf Position zwei und drei landeten, hinter sich. Am Ende der Spielzeit 2021/22 sollte Burkardt jedes einzelne der 34 Bundesligaspiele sowie drei DFB-Pokalpartien absolviert haben.
4. Jonny, der Knipser
Die meisten Treffer innerhalb eines Spieljahres bedeuten den vorläufigen Peak: 18 Buden und zwei Assists, insgesamt 20 Torbeteiligungen in der Bundesliga 2024/25. Jene Ausbeute ist neuer Erstligarekord in der Mainzer Historie. Genauso die insgesamt 41 Bundesligatreffer, acht davon per Kopf, insgesamt. Besonders bemerkenswert: Ein Drittel aller FSV-Treffer gingen auf Burkardts Konto, der höchste Anteil aller Bundesligaakteure.
Die Entwicklungskurve im Detail; je Bundesligajahr verbesswerte Burkardt seine Quote an Torbeteiligungen heruntergerechnet auf 90 Minuten.
- 2018/19: 0,00
- 2019/20: 0,36
- 2020/21: 0,13
- 2021/22: 0,48
- 2022/23: 0,51
- 2023/24: 0,59
- 2024/25: 0,85
Analog dazu näherte sich Burkardt dem gegnerischen Gehäuse jährlich mehr an, die Schussdistanz verringerte sich von Saison zu Saison und lag 2024/25 bei im Schnitt 12,4 Metern.
Damit einher gingen in der vergangenen Spielzeit 0,23 Tore pro Abschluss beziehungsweise 0,57 Treffer pro Schuss aufs Tor. Jonny gnadenlos.
5. Jonny, der Mitspieler
Aber Burkardt kann nicht nur verwerten, sondern auch servieren. Sportvorstand Krösche lobt „seine Art, wie er Fußball spielt: Hohe Geschwindigkeit, hohe Torgefahr – und er kann gefährliche Situationen einleiten.“
Zahlenwerk dazu: Seit 2020 bewegte sich die Erfolgsquote langer Pässe zwischen 56 und 65 Prozent. In der Vorsaison aber schnellten die auf über 71 Prozent hoch. Ähnlich verhält es sich für den genannten Betrachtungszeitraum der vergangenen fünf Jahre mit der Passquote generell, laut dem Statistikportal fbref hat Burkardt im vergangenen Spieljahr Zuspiele über insgesamt 5726 Meter fabriziert – mehr als je zuvor über eine Saison hinweg. „Mario Götze ist ein attraktiver Passgeber“, weiß Burkardt seinerseits um neue kreative Kollegen.
6. Jonny, der Nationalspieler
Zwei kennt Burkardt bereits ganz gut. „Mit Ansgar Knauff habe ich bei der U21 gespielt, es macht Spaß, ihn auf die Reise zu schicken“, blickt der Stürmer auf alte Zeiten, 20 Einsätze und 15 Tore stehen in der U21-Vita. Mittlerweile auch drei für die A-Nationalmannschaft, worüber der Austausch mit Robin Koch intensiver geworden sei. „Robin Koch hat mir zuletzt immer wieder geschrieben, wir hatten engeren Kontakt“, verrät Burkardt, der „die sportliche Perspektive“ in Frankfurt hervorhebt und „bei der Nationalmannschaft richtig ankommen“ möchte. Im ersten Schritt möchte er aber „in Frankfurt ankommen, mich wohlfühlen und gute Leistungen zeigen“.
7. Jonny, der Eintracht-Kenner
An Vorkenntnissen mangelt es offensichtlich nicht. Nachdem Burkardt im Stadtwald Bekanntschaft mit Pirmin Schwegler und Mounir Chaftar macht, sagt er wie aus der Pistole geschossen über die Ex-Spieler: „Chaftar, Nummer 31, Außenverteidiger. Schwegler, Nummer 27, Sechser.“ Er selbst trägt am liebsten die Neun.
Das letzte Adlerdress, das Burkardt vermutlich getragen hatte, war vor 21 Jahren: „Mein erstes Trikot war eines der Eintracht, das habe ich zum vierten Geburtstag bekommen“, plaudert er im Podcast aus dem Nähkästchen.
Am 11. Juli wäre die nächste Gelegenheit. Dann wird Burkardt 25.
Pressekonferenz mit Jonathan Burkardt
Die offizielle Vorstellung von Jonathan Burkardt ist am Montag, 7. Juli, 11.30 Uhr. Die Pressekonferenz ist im Livestream auf EintrachtTV zu sehen.