Manchmal will das, was man auf dem Fußballfeld sieht, was man mit Blick auf das Spielgeschehen empfindet, und das, was unter dem Strich zu Buche steht, nicht wirklich zusammenpassen. Die optische Überlegenheit der Eintracht im Pittodrie Stadium sowie Zahlen und Statistiken zum Spiel, in denen „wir eigentlich in allen besser waren“, wie Cheftrainer Dino Toppmöller später anmerkte, aber auch direkt nachschob: „Auf dem Ergebnisbogen sah das letztendlich anders aus.“ 0:2.
Dort stand Aberdeens erster Sieg und die erste Weiße Weste in der laufenden Saison der UEFA Europa Conference League Saison. Und damit auch, ein kurzer Blick in die Historie sei gestattet, der erste Erfolg des AFC gegen ein Team aus Deutschland nach zuvor acht sieglosen Europapokalpartien gegen deutsche Teams – inklusive Mannschaften aus der ehemaligen DDR – seit September 1984.
Ein Abschied mit Applaus für die Schotten, denn in Gruppe G weitergekommen, und eben diese Konstellation stand schon vor dem Anpfiff nahe der Aberdeen’schen Küste fest, sind Frankfurt und der PAOK FC. Damit überwintert die Eintracht in drei aufeinanderfolgenden Spielzeiten europäisch.
Zahlen aus Pittodrie
Ein Applaus der heimischen Zuschauer, der über die 90 Minuten nicht immer in der Luft lag. Weshalb, zeigt das Spiel im Spiegel der Zahlen.
- Schüsse: 16:4 für Frankfurt.
- Schüsse aufs Tor: 6:2 für Frankfurt.
- Ballbesitz: 77,7 Prozent für Frankfurt.
- Pässe in der gegnerischen Hälfte: 518:129 für Frankfurt.
Nicht selten tummelten sich 21 Spieler in der Hälfte Aberdeens. Viel Betrieb. Viel Ballbesitz, gute bis hochkarätige, aber eben ungenutzte Chancen, zu unsauber, einfache Fehler, wenige Lösungen nach vorne, nicht ausreichende Zielstrebigkeit. Zahlen eines Spielgeschehens konträr zum Ergebnis auf der einen, Effizienz in Reinkultur vor dem gegnerischen Gehäuse auf der anderen Seite. „Wenn man die Dinger vorne nicht macht, dann …“ – es grüßt das schottische Phrasenschwein.
Ein Baum auf der Außenbahn
Auf der Pressekonferenz blickte Dino Toppmöller gewohnt auf das Spiel und ging auf eine erste Spurensuche. In seinem Statement lenkte der 43-Jährige den Fokus gleichwohl auch auf Positives aus hessischer Sicht: Elias Baum, 18, feierte gegen den Aberdeen FC sein Startelfdebüt und verdiente sich vom Coach das Prädikat „sehr ordentlich gemacht“.
Im Rückspiel gegen HJK Helsinki eingewechselt, beim 5:1 gegen den FC Bayern ins Spiel gekommen und nun von Beginn an dabei. „Für sein junges Alter wirkt er sehr erfahren, ist sehr ruhig am Ball, defensiv sehr abgeklärt und in der Offensive sehr mutig und aktiv“, hatte Sportdirektor Timmo Hardung im Zuge der Verkündung von Baums erstem Profivertrag vor knapp zwei Monaten gesagt. All das zeigte Baum am Donnerstagabend im Pittodrie Stadium und spielte durch. Markus Krösche sah die Nominierung auch als „ein Zeichen an das NLZ, dass die Verantwortlichen dort sehr gute Arbeit machen“. Unterdessen kam Nebenmann Tuta in der Schlussphase zu seinem 25. Einsatz auf europäischer Bühne, alle für die Eintracht.
Ausblick: Noch zweimal Bundesliga
Aus dem Nordosten Schottlands geht es für die Adlerträger kurz zurück nach Frankfurt, am Sonntag geht es weiter in die BayArena nach Leverkusen. Anpfiff gegen die Werkself am 17. Dezember ist um 17.30 Uhr, EintrachtFM und DAZN übertragen live. „Ich hoffe, dass man dann wieder unser Gesicht als Favoritenschreck sieht“, so Jens Grahl. Rheinisch bleibt der Jahresendspurt für die Eintracht, beschlossen wird 2023 am Mittwoch, 20. Dezember, 20.30 Uhr, im Deutsche Bank Park gegen Borussia Mönchengladbach.