„Mario hat die PK wahrscheinlich mitbekommen und gut zugehört“, konstatierte Dino Toppmöller am Samstagabend etwas spitzbübisch und zugleich klar und nah an der Wahrheit: „Er hat ein sehr gutes Gespür, wir wollten, dass er mehr in die Box geht. Dass es so funktioniert, ist umso schöner.“ Es, der 1:0-Siegtreffer kurz vor dem Pausentee, ausgerechnet im 100. Pflichtspiel von Mario Götze mit dem Adler auf der Brust. Wünsch dir was im Adlerhorst – einen Monat vor Weihnachten. Wenn’s immer so einfach wäre.
„Vielleicht muss sich Dino mehr Sachen wünschen“, vermutete Sportdirektor Timmo Hardung hinterher bei EintrachtTV schmunzelnd, um direkt die Sinne zu schärfen. „Es klingt alles witzig und humorvoll, aber es steckt total viel harte Arbeit dahinter.“ Eine Tatsache, die sich auf dem Rasen im bis auf den letzten Platz gefüllten Deutsche Bank Park ebenso wenig von der Hand weisen lässt wie Platz zwei nach elf Spieltagen. Der fünfte Sieg hintereinander in fünf Punkten.
Zeitzeuge auf der Tribüne
Eine Woche mehr wandelt Dino Toppmöller auf den Spuren des Papas, dem er am 23. November räumlich näher war als sonst. Vater Klaus und Mutter Rosi sahen auf der Tribüne den Geburtstagssieg des nun 44-jährigen Toppmöller junior. Drei Treffer mehr, so fern sie auch lagen, hätten einen vor 31 Jahren unter Klaus Toppmöller aufgestellten Bestwert eingestellt. 1993 standen nach elf Spieltagen 30 Buden zu Buche. Anno 2024 sind es 27.
Götze: Mehr als ein Matchwinner
Dass Bundesligator Nummer 27 ausgerechnet auf das Konto von Eintracht Frankfurts Nummer 27 geht – passt einfach, wie so vieles derzeit. Unabhängig von Glanz und Gloria früherer wie aktueller Tage holte sich Götze, einziger Ü30-Feldspieler in der Startelf, nach Schlusspfiff reichlich Lob von allen Seiten ab. „Mario ist ein absoluter Führungsspieler, wir sind alle sehr froh, ihn zu haben. Wir können mega viel von ihm lernen auf und neben dem Platz. Dass ausgerechnet er das Tor macht, ist schon fast schicksalhaft“, meinte Nnamdi Collins, der just im April dieses Jahres sein Profidebüt gegen Werder Bremen gegeben hatte.
Das Siegtor im Audio-Kommentar
Arthur Theate ergänzte, wo es in seinen Augen nichts zu ergänzen gab: „Über Mario muss ich nicht viel hinzufügen. Alle wissen, dass er eine große Legende in Deutschland ist. Ich freue mich sehr für ihn, weil er es sich verdient hat. Er respektiert jeden, ist immer professionell und hilft den Jüngeren.“ Fußnote: Als Götze selbst zu jenen Jüngeren gehörte, klappte es schon gut mit dem Knipsen gegen Werder. Nun steht der 32-Jährige bei acht Treffern gegen Bremen, keinem Team schenkte Götze mehr ein.
Theate: Harter Hund mit feiner Klinge
Komplimente erfuhr auch Arthur Theate, der im Angesicht des knappsten aller Siege mit den Defensivkollegen die Aufmerksamkeit auf sich zog, die die Eintracht-Manndecker auch in den Wochen zuvor verdient gehabt hätten. „Wir haben über die Defensivleistung und Intensität das Spiel gewonnen“, resümierte Toppmöller und ging in puncto Theate ins Detail: „Gerade wenn er linker Innenverteidiger spielt und mit seinem linken Fuß diese Räume bespielen kann, ist er sehr wertvoll. Wir hatten diese Woche eine kurze Videositzung und ihm gesagt, dass wir offensiv mehr Vertikalität von ihm erwarten. Das hat er sehr gut umgesetzt: Beim Tor die nächste Linie attackiert, angedribbelt, bis zum nächsten Gegenspieler, dadurch hatte Nene Freiraum. Defensiv hat er in der Innenverteidigung mit Robin Koch ein sehr stabiles Spiel gemacht.“ Teaminterne Topwerte gefällig:
- 89 Ballkontakte
- 74 Pässe
- 59 angekommene Pässe
- 11 Pässe ins Angriffsdrittel
- 10 Ballgewinne
Historische Einordnungen
Weil das laut Toppmöller „von A bis Z top herausgespielte“ goldene Tor in der 45. Minute fiel, blicken die Adler auf nun zehn Bundesligaspiele am Stück mit einem eigenen Tor in Halbzeit eins. Mehr, ein ganzes Dutzend, waren es einzig zwischen Februar und Mai 1975. Ein Blick auf die jüngere Historie zeigt wiederum, dass die Mahnungen der Verantwortlichen keine Plattitüden sind. Toppmöller sieht „sehr anstrengende Tage vor uns“, Hardung fordert „auf dem Boden“ zu bleiben und Götze verweist darauf, dass „noch zwei Drittel“ der Saison zu spielen seien. Tenor: Momentaufnahme, wenn auch eine längere. Das letzte Mal fünf Siege in Folge gelangen immerhin im Januar und Februar 2021. Die erste Niederlage danach setzte es, siehe da, gegen Grün-Weiß. Ganz zum Schluss rutschten die Hessen noch aus den Champions-League-Rängen. Alles Zukunftsmusik.
Momentaufnahme zum Genießen
Für den Moment darf die SGE mit statischem Fug und Recht von sich behaupten, in der internationalen Formtabelle der Top-Fünf-Ligen – gemessen an den wettbewerbsübergreifend vergangenen 15 Spielen – wie in der Bundesliga auf Platz zwei zu liegen. Mit elf Siegen, drei Remis und einer Niederlage einen Punkt vor dem FC Bayern und vier Zähler hinter dem Liverpool FC.
Ausblick: Dänemark und Brenz
An vierter Stelle liegen die Adlerträger nach der Hälfte aller Partien in der Tabelle der UEFA Europa League. Am Donnerstag wartet an Matchday fünf der FC Midtjylland in Dänemark. Wiederum drei Tage darauf steht die Reise auf die Schwäbische Alb an. Die Eintracht ist in der Bundesliga zu Gast in Heidenheim an der Brenz. Zwei Gebiete, wo die Temperaturen eher sinken als steigen. Es ist eben nicht alles ein Wunschkonzert.