29.05.2020
Bundesliga

„Keine Frage des Systems, sondern der Konsequenz“

Cheftrainer Adi Hütter möchte an die Leistung von Dienstag anknüpfen und zugleich offene Baustellen beheben.

Cheftrainer Adi Hütter sieht eine seiner Aufgaben darin, der Mannschaft Optimismus zu vermitteln.

Adi Hütter über...

...die sportliche Situation: Düsseldorf hat gegen Schalke gewonnen, wir leider nicht gegen Freiburg, obwohl wir gerade mit Ball ein gutes Spiel gezeigt und uns viele Möglichkeiten herausgearbeitet haben. Doch wir müssen Souveränität ausstrahlen, an uns glauben und in den verbleibenden sieben Spielen unsere Punkte holen. Das Gute ist, dass wir alles in der eigenen Hand haben. Wir sind uns der Situation bewusst und sind zugleich von unseren Stärken überzeugt. Es ist meine Aufgabe, trotz allem Optimismus zu vermitteln.

...die Auswärtsbilanz gegen Wolfsburg: Persönlich habe ich dort erst ein Mal gespielt, als wir im vergangenen Jahr kurz vor Schluss den Ausgleich kassiert haben. Wenn wir morgen den siebten Sieg der Eintracht in Wolfsburg holen würden, wäre es natürlich schön. Wir haben uns entsprechend darauf vorbereitet und erwarten eine gute Mannschaft, die attraktiven und mutigen Fußball zeigt sowie Wucht nach vorne mitbringt. Diese müssen wir unterbinden und dort weitermachen, wo wir speziell gegen Freiburg aufgehört haben. Am Dienstag haben wir mutig, vertikal, flexibel, ballsicher und mit schönen Passstafetten gespielt. Andernfalls wären in 60 Minuten Nettospielzeit nicht 35 Torschüsse herausgekommen. Der Gegnerdruck wird am Samstag aber sicher nochmal ein anderer sein.

...die Herangehensweise gegen Wolfsburg: Wut im Bauch ist okay, aber wir müssen trotzdem kontrolliert an die Sache herangehen. Unserem Aufwand steht zu wenig Ertrag gegenüber. Wir müssen die die Chancen des Gegners minimieren, weil wir vorne immer für Tore gut sind. Das Problem ist auch nicht das Spiel nach vorne, sondern, dass wir nicht immer geschlossen verteidigen. Dass wir zu viele Gegentreffer kassieren, ist keine Frage des Systems, sondern der Konsequenz. Das müssen wir in Wolfsburg besser umsetzen, weil der Gegner über viel Qualität verfügt.

...den VfL Wolfsburg: Ich erwarte, dass sie dort ansetzen, wo sie gegen Leverkusen [4:1-Sieg; Anm. d. Red.] aufgehört haben: Dem Gegner den Ball überlassen, ihn in dessen Hälfte anlaufen und in Zweikämpfe verwickeln. Deshalb dürfen wir nicht den Fehler machen, zu viel querzuspielen. Vielmehr müssen wir ihre Pressinglinie überspielen. Sie haben mit Weghorst eine sehr laufstarke Sturmspitze, zudem auf den offensiven Außen Victor und Steffen sowie dahinter Mbabu und Roussillon. Hinzu kommt eventuell Brekalo als falsche Neun. Im Mittelfeld überzeugen Schlager und speziell Arnold im Spielaufbau. Seine Pässe müssen wir ebenso unterbinden wie die Standardsituationen.

...die Personallage: Insgesamt sieht es gut aus. Das heißt, dass nur Stefan Ilsanker aufgrund seiner fünften Gelben Karte fehlen wird. Ansonsten können wir soweit aus dem Vollen schöpfen. Bei Goncalo Paciencia hoffen wir, dass er uns in den letzten Wochen der Saison wieder helfen kann.

Warum sollten wir nicht versuchen, mit einer sehr guten Leistung zu gewinnen? Das ist unser Ziel.

...den Ex-Wolfsburger Bas Dost: Er hat Torjägerqualitäten und auch gegen Freiburg zwei tolle Möglichkeiten gehabt. Wichtig ist, dass er zu Chancen kommt, dann wird der Knopf wieder aufgehen, damit er die notwendigen Treffer erzielt.

...den Schützen zum 3:3, Timothy Chandler: Timmy ist sicher ein Spieler, der uns mit seiner Art guttut, unabhängig davon, ob er beginnt oder nicht. Er hat in der Rückrunde fünf Tore erzielt, was außergewöhnlich ist.

...das Nachholspiel in Bremen: Die Partie am Mittwoch hat sicher nochmal eine andere Bedeutung, aber auch morgen gibt es drei Punkte zu vergeben. Warum sollten wir nicht versuchen, mit einer sehr guten Leistung zu gewinnen? Das ist unser Ziel.

...den abhanden gekommenen Heimvorteil: Der Heimvorteil ist ohne Zuschauer sicher weg, das zeigen die vielen Auswärtssiege nach der Coronapause. Die Stadien sehen ohne Publikum ein Stück weit anders aus. Bei vielen Vereinen, nicht nur bei uns, macht die Unterstützung von außen viel aus. Der Fußball ist daher sicher ein anderer. Aber man sieht einen Unterschied zwischen dem ersten Spiel ohne Zuschauer und dem dritten Spieltag nach der Unterbrechung. Wir sehen teilweise attraktive Spiele mit vielen Toren. Mit Zuschauern wäre es sicher nochmal ein anderes Spektakel, das kommt daher nicht unbedingt so rüber.

...die Abstandsregel: Wie ich vor drei Wochen gesagt habe, kann es immer mal passieren, dass man sich unbewusst nicht den Empfehlungen entsprechend verhält, gerade bei einem emotionalen Tor wie gestern in der Zweiten Liga zwischen Stuttgart und Hamburg. Insgesamt bewegt sich alles im Rahmen, zumal wir alle drei Tage eine Coronatestreihe haben. Deshalb sollten wir dahingehend nicht zu kritisch sein. Die Spieler sollten sich natürlich nicht drei Minuten in den Armen liegen, aber wenn sich jemand freut, finde ich das legitim.