Es war alles angerichtet für einen stimmungserhellenden Wochenabschluss. Tabellennachbar Mainz hatte am Freitagabend 2:3 verloren, Frankfurt vor rund 15.000 Eintracht-Fans in Sinsheim ein halbes Heimspiel und nicht zuletzt Kaiserwetter im Kraichgau.
Gleichzeitig hatte der erfolgreiche Kraftakt am Mittwochabend im DFB-Pokalhalbfinale beim VfB Stuttgart Spuren hinterlassen. Sebastian Rode fehlte wegen muskulärer, Tuta wegen Schulterproblemen.
Dafür kam Almamy Toure zu seinem ersten Startelfeinsatz seit August, Jesper Lindström stand erstmals seit März in der ersten Elf. Außerdem ersetzte Aurélio Buta Éric Junior Dina Ebimbe; Daichi Kamada bekleidete die Doppelsechs neben Djibril Sow, Lindström übernahm den offenen Posten im Angriff.
Ansonsten sahen sich die Hessen an den drei Tage zurückliegenden Auftritt im Schwabenland erinnert, die um den Klassenerhalt kämpfende TSG Hoffenheim erlebte den schwungvolleren Auftakt und war griffiger in den Zweikämpfen, von denen die Kraichgauer vor der Pause knapp 56 Prozent gewannen.
Die Oberhand behielt früh erstmals der Gastgeber, als Andrej Kramaric im rechten Halbraum aufdrehte, rausspielte auf Dennis Geiger, der aus dem Halbfeld auf Christoph Baumgartner flankte, welcher unbedrängt zum 1:0 für Hoffenheim einköpfte (8.).
Die Adler benötigten etwa eine Viertelstunde, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Die erste etwas zielstrebigere Aktion initiierte Kamada mit einem Steilpass auf Jesper Lindström. Der Ball gelangte über Mario Götze zum nachgerückten Japaner, dessen Abschluss die blau-weiße Abwehr zur Ecke blockte (20.). Daraus resultierte der nächste, letztlich zu hohe Fernschuss von Aurélio Buta (21.).
Die körperbetonte Auseinandersetzung wurde mit zunehmender Spieldauer immer hektischer. Nachdem ein vielversprechender Gegenstoß über Götze und Christopher Lenz im – so ausgelegten – Stürmerfoul durch Randal Kolo Muani mündete (28.), scheiterte Kramaric innerhalb weniger Augenblicke erst an Kevin Trapp und der Latte sowie daraufhin am hellwach verteidigenden Kamada (beides 35.). Zwei Zeigerumdrehungen darauf vernaschte Buta Angeliño, bediente Götze, dessen Versuch ein Hoffenheimer ins Toraus lenkte (37.).
Fortan überschlugen sich die Ereignisse. Baumgartner ging zwischen Kamada und Makoto Hasebe zu Fall, Schiedsrichter Harm Osmers entschied auf Elfmeter (39.), was schließlich auch der Video Assistant Referee bestätigte (40.). Kramaric ließ sich den Strafstoß nicht nehmen und verwandelte zum 2:0 (41.).
Turbulenzen in der Nachspielzeit
Die Emotionen, gerade vor dem Gästeblock, kochten immer höher, nachdem Lenz, Toure und Trapp mit vereinten Kräften verteidigten, der Torwart zwar den Foulpfiff zu seinen Gunsten, im Eifer des Gefechts aber auch Gelb erhielt. Rot sah noch vor dem eigentlichen Gang in die Kabinen Oliver Glasner; vorausgegangen war ein Zusammenstoß von Sow und Referee Osmers und die offene Frage, wer danach den Ball bekommen werde (45. + 1). Mitten in die allgemeine Verwunderung hinein flankte Angeliño auf Ihlas Bebou, der zum 3:0-Pausenstand vollstreckte (45. + 3).
Die Kabinen verließen die Roten nicht nur mit Paxten Aaronson anstelle von Lindström, sondern schnell auch mit einem Mann mehr, weil Stanley Nsokis Fuß im Gesicht des von hinten anstürmenden US-Boys gelandet war – Rot die Folge (48.). Aaronson hatte kurz darauf erneut seine Füße im Spiel, als er Oliver Baumann prüfte, der zur Seite parierte und Götze zum 3:1 abstaubte (54.).
Der Treffer war zu diesem Zeitpunkt überfällig, schon Toure (50.) und Kamada (53.) hatten aus kurzer Distanz kein Fortune. Die zweite Luft witternd, kam alsbald mit Rafael Santos Borré für Toure ein Stürmer für einen Verteidiger (55.), in der Schlussviertelstunde ersetzten Faride Alidou und Dina Ebimbe Lenz und Sow (74.).
Drückend, nicht zwingend
So drückend die SGE nach dem Seitenwechsel über weite Strecken spielte, so selten zwingend agierte sie auf der Zielgeraden. In der zweiten Halbzeit sprangen über 81 Prozent Ballbesitz und 14:1 Torschüsse heraus. So brenzlig wie der von Kolo Muani, der von der Strafraumkante knapp neben den Kasten zielte (84.), gerieten die wenigsten.
Und wenn mal etwas durchkam, war TSG-Keeper Baumann zur Stelle, weshalb der Pokalfinalist 1:3 verliert und in der Bundesliga seit zehn Spielen auf einen Sieg wartet.