Bald sechs Jahre ist es her, als Kevin Trapp ein kleines Team von EintrachtTV mitgenommen hat auf eine Zeitreise, die persönlicher nicht sein konnte: zwischen Frankfurt und Paris, den Städten, in denen er die meisten und größten Erfolge feierte.
„Frankfurt, Paris, Paris, Frankfurt – das spiegelt ein bisschen meinen Lebenslauf wider. Weil wir mit dem Zug genau an den Orten vorbei fahren, wo ich immer ein Stück weit Geschichte geschrieben habe: Saarbrücken im Saarland, wo ich herkomme. Kaiserslautern, wo ich lange Zeit meine Jugend verbracht habe. Frankfurt, wo ich drei Jahre verbracht habe, bevor ich nach Paris gegangen bin. Es wurde alles immer größer. Trotzdem war es immer ganz gut, wenn ich zurückkomme zu meinen Eltern; auf dem Land wo es wahrscheinlich mehr Kühe als Einwohner gibt“, beschrieb Trapp seinerzeit, wenige Monate nach seiner endgültigen Rückkehr vom FC Paris Saint-Germain, seine Biografie im Schnellzugtempo.
Was der mittlerweile 35-Jährige bis zu seinem Abgang zum Paris FC am 18. August 2025 begründete, ist nachweislich ein Stück Vereinsgeschichte, das weit über das Wechselspiel Paris, Frankfurt, Frankfurt, Paris hinausgeht.
2012: 19-Minuten-Debüt und Durchmarsch
Das erste Kapitel am Main beginnt denkwürdig und entwickelt sich zum durchschlagenden Erfolg. Der Einstand vor 13 Jahren am 19. August 2012 missglückt, im DFB-Pokal verliert die Eintracht nicht nur ihre neue Nummer eins wegen einer Roten Karte in Minute 19, sondern auch das Erstrundenspiel gegen Erzgebirge Aue mit 0:3. Am Status als Kronprinz von Oka Nikolov ist dennoch nicht zu rütteln, Trapp marschiert mit den in jenem Jahr aus der Zweiten Bundesliga aufgestiegenen Hessen auf Platz sechs und qualifizierte sich 2013 für die UEFA Europa League.
2013: Internationale Schule
Damit einher gehen Trapps erste Europapokalpartien, „Eintracht Frankfurt International“ wird von Bordeaux bis Porto salonfähig. National läuft’s mittelmäßig, Platz 13 in der Bundesliga, dafür Viertelfinale im DFB-Pokal.
2014: Neuer Kapitän
Neuer Trainer, neues Amt. Thomas Schaaf ernennt Kevin Trapp mit 23 Jahren als Nachfolger des nach Hoffenheim gewechselten Pirmin Schwegler zum neuen Kapitän von Eintracht Frankfurt.
2015 bis 2018: Jubilar, Abschied, Nationalteam
Am 8. Februar 2015 erreicht Kevin Trapp einen persönlichen Meilenstein: 100 Bundesligaspiele, die ersten 22 davon für Kaiserslautern. Im Sommer schließt sich der damalige Jungstar PSG an, feiert neben zahlreichen Trophäen im November die erste Berufung zur deutschen A-Nationalmannschaft. Seine Premiere zwischen den DFB-Pfosten erfolgt am 6. Juni 2017 in Brøndby gegen Dänemark. 2018 fährt Trapp zur Fußballweltmeisterschaft.
2018: Umjubelte Rückkehr
Als Eintracht Frankfurt 2018 den DFB-Pokal und damit ersten Titel nach 30 Jahren erringt, weilt Trappo noch in Paris, lässt sich das Finale von Berlin aber nicht entgehen, wie er vier Jahre später auf dem Römerbalkon verraten sollte: „Als ihr 2018 den DFB-Pokal geholt habt, habe ich mir das während eines eigenen Spiels live auf dem Telefon angeschaut, weil es für mich das Größte war, zu sehen, wie ihr einen Pokal nach Hause geholt habt.“ Am Deadline Day 2018 leiht die SGE Trapp schließlich aus und holt ihn zurück unters Adlerdach.
2019: Europäisches Karma und feste Verpflichtung
Die nächsten Vorboten für das, was 2022 eintreten sollte. Die Eintracht rockt Europa, stößt bis ins Halbfinale vor und unterliegt dem Chelsea FC dramatisch im Elfmeterschießen. „Karma“, ist Trapp rückblickend überzeugt, als es drei Jahre darauf zugunsten der Hessen läuft … Auch weil es der SGE gelingt, Trapp im August jenen Jahres wieder fest unter Vertrag zu nehmen.
2020: Comeback und K.-o.-Kämpfe
Nachdem Trapp sich über Monate nach einer Schulterverletzung zurückkämpft, zeigt er mit den Adlern einmal mehr K.-o.-Qualitäten und kommt im DFB-Pokal bis ins Halbfinale, wo gegen den FC Bayern Endstation ist.
2021: Matchwinner in München
Endstation ist für die Bayern in der Saison darauf im Bundesligaduell mit Frankfurt. Die Eintracht wartet im Oktober auf den ersten Ligasieg und gewinnt schließlich mit 2:1 in der Allianz Arena. Wer Man of the Match wird, da sind sich alle einig: Kevin Trapp, der zehn von elf Abschlüsse auf sein Gehäuse abwehrt und seine Farben zum ersten Auswärtssieg gegen den FC Bayern nach 21 Jahren führt.
2022: Zettelwirtschaft, Bekenntnis, Welttorhüterwahl
18. Mai 2022, Estadio Ramón Sánchez Pizjuán, Sevilla. Trapps Stunde schlägt kurz vor Mitternacht. Erst packt er in der 118. Minute gegen Kent eine Jahrhundertparade aus, im Elfmeterschießen wehrt er den entscheidenden Schuss von Ramsey ab. Dank oder dank nicht eines Spickzettels à la Jens Lehmann auf der Trinkflasche. Trapp meint hinterher: „Der hat mir bei den ersten beiden nicht geholfen. Da habe ich mich auf mein Gefühl verlassen.“
Gefühl ist auch das Stichwort ein Vierteljahr später, als – daraus machte keiner der Beteiligten ein Geheimnis – Manchester United um die Dienste des Europapokalsiegers buhlt. Trapps finale Entscheidung: „Ich habe hier mit der Eintracht Unvergessliches erlebt und wir haben zusammen Geschichte geschrieben. Der Saisonstart war holprig, aber ich habe absolutes Vertrauen in uns!“ Sagt’s und verlängert seinen Vertrag vorzeitig bis 2026. Im Oktober erhält Trapp die Einladung zur Kür des Welttorhüters und schließt diese als Sechster ab.
2023: Rekordtorwart
Am 27. Mai schreibt Kevin Trapp ein weiteres Stück Eintracht-Geschichte. Mit dem 235. Bundesligaeinsatz mit dem Adler auf der Brust wird er alleiniger SGE-Rekordtorwart vor Dr. Peter Kunter, Uli Stein und Oka Nikolov in der deutschen Beletage.
2024: Erneuter Kapitän
Nach der Saison 2023/24 beendet Sebastian Rode seine Karriere, woraufhin Dino Toppmöller dessen bisherigen Stellvertreter Kevin Trapp zum neuen Spielführer ernennt.
2025: 61. Weiße Weste
Den letzten Streich setzt Kevin Trapp 2024/25. Drei Partien im DFB-Pokal, sieben in der UEFA Europa League und – verletzungsbedingt – 26 von 34 in der Bundesliga. Am Ende qualifizieren sich die Hessen erstmals über die Bundesliga für die UEFA Champions League. Trapp hält in seiner zehnten Saison im Herzen von Europa im deutschen Oberhaus sieben Mal die Null; saisonübergreifend zum 61. Mal. So häufig ist dies einzig Peter Kunter gelungen. Eine weitere Gelegenheit, den Bestwert zu überbieten, wird nun nicht hinzukommen.
„Ich habe eine sehr schöne Vergangenheit hier gehabt. Frankfurt hat mir die Chance gegeben, in der Bundesliga zu spielen. Ich habe nicht nur den Verein lieben gelernt, sondern auch die Stadt und Menschen. Ich habe hier immer noch viele Freunde. Der Kontakt ist nie abgebrochen. Das ist für mich ganz viel wert.“ Gesagt hat das Kevin Trapp 2019. Nach all den Erfahrungen und Errungenschaften und insgesamt 383 Einsätzen hat sich daran sicher nichts geändert. Im Gegenteil. Der Spieler geht, der Name bleibt. Oder um mit einem der gängigsten Sprechchöre der vergangenen Jahre abzuschließen: „Kevin Trapp, Kevin Trapp!“