11.02.2024
Bundesliga

Kleine Schritte, flinke Beine

Mehr Tiefgang, mehr Chancen, mehr Durchsetzungsvermögen, mehr Marmoush-Momente – und mehr Wechsel als je zuvor 2023/24. Das 1:1 gegen Bochum in der Nachbetrachtung.

Der ganz große Befreiungsschlag ist ausgeblieben. 1:1 gegen den VfL Bochum, Punkt fünf in der Rückrunde. Nach dem 0:2 in Köln wieder gegen einen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel keinen Dreier gelandet. Einerseits, „weil es Bochum gut gemacht hat und bei uns etwas Verunsicherung zu merken war“, bezog sich Markus Krösche zunächst auf die erste Halbzeit. Andererseits sah der Sportvorstand auch das Eintracht-Gesicht im zweiten Spielabschnitt: „Die Energie und die Art und Weise mit mehr Tiefgang“. Dazu „zwei bis drei 100-prozentige Chancen, die wir nicht gemacht haben“. Summa summarum: „Es war ein kleiner Schritt. Noch kein großer Schritt. Aber es ist ein Schritt.“ 52,8 Prozent gewonnene Zweikämpfe untermauern die These.

Auch Dino Toppmöller verlieh dem Auftreten, gerade nach dem Seitenwechsel, das Prädikat „ordentlich“. Der Cheftrainer habe nach dem Abpfiff zu „den Jungs gesagt: Die zweite Halbzeit muss unser Anspruch sein von der Energie und Power her und wie sie sich in die Zweikämpfe geworfen haben. Das müssen wir über 90 Minuten hinbekommen. Und das werden wir auch!“

Zahl des Spiels: 6

Wo Krösche noch um „Zeit und Geduld“ bat, verwies auch Toppmöller auf die Umstände, speziell personeller Natur: „Sasa Kalajdzic war fest für die Startelf eingeplant und ist kurzfristig ausgefallen. An dieser Stelle Glückwunsch für die Geburt seines Kindes. Kevin Trapp hat beim Warmmachen einen Stich in seinem Rücken gemerkt und konnte nicht spielen. Hugo Larsson müssen wir nach 15 Minuten rausnehmen und Hugo Ekitiké einen Tick früher reinnehmen, weil wir Omar Marmoush auswechseln mussten“, zählte der Fußballlehrer auf, der zuzüglich der zwei Gelb-Rot-Sperren von Tuta und Niels Nkounkou und des verletzungsbedingten Ausfalls von Éric Junior Dina Ebimbe die Startelf auf sechs Positionen veränderte – so vielen wie nie in dieser Bundesligasaison. Aurélio Buta, Farès Chaibi, Jens Grahl, Omar Marmoush und Philipp Max standen erstmals überhaupt 2024 in der Starformation.

Faktor Marmoush

So manche Rotation war freilich ganz im Sinne der Hessen. Etwa Marmoush, der nach Africa-Cup- und Fieber-Abstinenz erstmals in diesem Jahr und zudem an der Seite von Chaibi von Beginn an auf dem Rasen stand. Der Ägypter knipste gleich in der 14. Minute eben auf Assist des Algeriers. Frankfurts Nummer sieben ist nicht das einzige, aber ein Puzzleteil für die viel beschworene Leidenschaft, die sich die Adlerträger auf die Fahne schreiben.

Farès Chaibi ist einer von sechs Neuen in der Startelf und am Tor direkt beteiligt.

Krösche erkennt im 25-Jährigen „eine Komponente, die extrem wichtig ist mit seinen tiefen Laufwegen und der Energie im Anlaufen“. Dass Leidenschaft auch manchmal Leiden schafft, erfuhr der Toptorjäger unfreiwillig bei der Führung, als er mit vollem Karacho in den Pfosten rauschte – und dennoch über eine Stunde durchhielt. Der Arbeitsnachweis in drei Punkten:

  • Drei Schüsse, alle innerhalb des Strafraums – Eintracht-Topwert.
  • Sieben Ballaktionen innerhalb des Strafraums – Eintracht-Topwert.
  • Sechstes Tor in der Anfangsviertelstunde – Ligaspitze.

Gleichwohl ist die nach Auffassung Krösches gesteigerte „Zielstrebigkeit nach vorne und Intensität“ nicht allein an einem Adler festzumachen. Schon ein Blick auf die Geschwindigkeitstabelle zeigt, dass Ansgar Knauff mit 34,39 Kilometern pro Stunde, Buta mit 33,75 und der eingewechselte Ekitiké mit 33,54 Topspeed die Top Drei aller Akteure am Samstag im Deutsche Bank Park stellten. Zudem zog Chaibi die allermeisten Sprints an: 36. Und Götze initiierte nicht nur mit dem vorletzten Pass das 1:0, sondern lief mit 12,53 Kilometern auch meisten und verzeichnete auch die meisten Intensiven Läufe: 74.

Ausblick: „Grundhaltung beibehalten“

Entsprechend konstatierte Linksverteidiger Max in der Mixed Zone: „Die zweite Halbzeit war kämpferisch eine Steigerung. Das ist die Grundhaltung, die wir haben müssen. Wenn wir diesen Grundgedanken beibehalten, kommt das Fußballerische auch wieder besser zum Tragen. Denn das können hier alle“.

Am liebsten am Donnerstag beim Hinspiel des Knock-out Play-off in der UEFA Europa Conference League bei der Royale Union Saint-Gilloise. Max, als einer von drei Akteuren für die internationale K.-o.-Phase nachnominiert, erklärt: „Die zweite Halbzeit war ein guter Anfang. Am Donnerstag machen wir hoffentlich so weiter!“