06.03.2022
Bundesliga

Knauff historisch, Lindström mit Rekord, Jubilar Sow

Pünktlich vor den Englischen Wochen im März meldet sich die Eintracht mit Erfolgserlebnissen auf mehreren Ebenen zurück. Nach dem 4:1 in Berlin ist nun Beständigkeit gefragt.

Einordnung: Konsequenz mit Abstrichen

Fast hätte im Olympiastadion der Eindruck entstehen können, dass Eintracht Frankfurt am Samstagnachmittag alles nachholen wollte, was in den Vorwochen nicht gelungen war. Insbesondere vor dem gegnerischen Gehäuse. Nach drei torlosen Niederlagen mussten die Gäste bei Hertha BSC zwar wieder einen Gegentreffer zum kurzzeitigen 1:3 hinnehmen, sahen aber dennoch eine „sehr kontrollierte Leistung“ und sich „defensiv unglaublich stabil“, wie Oliver Glasner hinterher bei EintrachtTV kundtat.

Doppelsechs mit besonderer Note

Hierfür konnte der 47-Jährige wieder auf die bewährte Doppelsechs mit Djibril Sow und den nach Gelbsperre zurückgekehrten Kristijan Jakic vertrauen. Der Schweizer kam zum seinem 100. Pflichtspiel für die Eintracht, der Kroate spulte mit 12,1 Kilometern gleich die meisten aller Spieler ab. Nur „vorne haben wir es versäumt, für die Vorentscheidung zu sorgen“, meinte der Cheftrainer mit Blick auf die erste Halbzeit.

Dass nach 90 Minuten dennoch der mit 4:1 bisher höchste Sieg des 25. Spieltags zu Buche stand, war zwar nicht vorherzusehen, letztlich aber Resultat der eigenen Herangehensweise. „Wir haben in der Halbzeit gesagt, dass wir weiter aufs zweite und dritte Tor gehen. So sind die Jungs aufgetreten“, lobte der Österreicher.

Kopfball in die Geschichtsbücher: Ansgar Knauff.

Dass auf der Gegenseite die mit 23 Gegentreffern anfälligste Defensive der Rückrunde stand, gehört freilich auch zur Geschichte des Spiels. Genauso aber ebenso die eigene Herangehensweise, die Ansgar Knauff wie folgt beschrieb: „Wir haben nach vorne gespielt, unsere Angriffe zu Ende gebracht und sind alle glücklich, dass wir wieder Tore erzielen konnten und die Punkte mit nach Hause nehmen.“

Der 20-Jährige durfte zum zweiten Mal in Folge in der Startelf ran, erstmals auf seiner Paradeposition auf der rechten Außenbahn. Parallel rückte Filip Kostic ebenfalls von der Halbstürmerposition zurück auf die linke Außenbahn. Taktische Feinheiten, die nach einer Viertelstunde prompt zum Erfolg führten, als der Serbe in den Strafraum flankte und der Winterneuzugang unnachahmlich zur Führung einköpfte. „Die Flanke von Filip war super, ich bin einfach hochgesprungen, habe versucht, den Ball aufs Tor zu bekommen und ihn genau getroffen – ein geiles Gefühl“, schilderte er den Dosenöffner.

Geschichte(n) des Spiels: Die Tore

Coach Glasner hatte gleichermaßen Komplimente für diese Szene übrig: „Es lief genauso, wie wir es besprochen hatten. Wir wussten, dass Hertha ein bisschen Probleme am zweiten Pfosten hat. So habe ich Ansgar noch nie köpfen sehen.“ Tags zuvor habe es noch ein Flankenspiel gegeben, „da hat er keinen einzigen Kopfball versenkt“, verriet der Fußballlehrer schmunzelnd.

Oliver Glasner sieht in jedem der vier Tore eine eigene Geschichte. Hier bejubelt der Cheftrainer mit Jubilar Djibril Sow und Torschütze Rafael Santos Borré das 4:1.

Überhaupt gelang an der Spree zwar nicht alles, aber manches, was nicht zu erwarten wäre. Bei zwölf Versuchen landeten sechs auf dem Kasten, davon zappelten vier im Netz. Auch Jesper Lindström, der mit 34,91 Kilometern pro Stunde eine neuen persönlichen Sprintrekord in der Bundesliga aufstellte, durfte erstmals seit dem 17. Spieltag, dem 1:0 gegen Mainz, wieder jubeln. „Jespers Tor aus vielleicht 35 Metern war die vielleicht schwierigste Abschlussgelegenheit, die hat er verwertet“, so Glasner, der „über jedes Tor sehr glücklich“ war. Und weiter: „Das 2:0 war wichtig, das 4:1 ein super Konter. Jedes einzelne hat seine eigene Geschichte.“

Zahl des Spiels: 269

Das 1:0 hat sogar historische Bedeutung. Nicht nur, dass Knauff neben seinem aufopferungsvollen Einsatz, 18 gewonnene Zweikämpfe waren die meisten aller Akteure, die Weichen auf Auswärtssieg stellte. Der Tordebütant war zugleich der 269. verschiedene Frankfurter Torschütze in der Bundesligahistorie, so viele hat kein anderer Verein in seinen Geschichtsbüchern stehen. An zweiter Stelle folgen der VfB Stuttgart und FC Schalke 04 mit 268.

Das schreiben die Medien

Unabhängig davon bezog sich die Frankfurter Rundschau auf die unmittelbare Gegenwart, als sie festellte: „Knauff ebnet den Weg zum Sieg“. Daraufhin befand die hessenschau: „Eintracht schießt sich Frust von der Seele“. Währenddessen befand DER SPIEGEL online: „Frankfurt deklassiert Hertha BSC“.

Ausblick: Crunchtime

Mit der Vergangenheit möchten und werden sich die Adler gleichwohl nicht aufhalten. „Jetzt beginnt die Crunchtime für uns. Wir müssen alles rausholen, was wir haben“, kündigte Glasner mit Blick auf zwei Englische Wochen hintereinander an. Angefangen am Mittwoch, 18.45 Uhr, bei Real Betis Balompié. „Am Mittwoch müssen wir noch eine Schippe draufpacken“, ist er sich bewusst. Nach dem Auslaufen am Sonntag bleiben bis zum Abflug noch zwei Vormittagseinheiten am Montag und Dienstag. Knauff hat auf jeden Fall Lust auf mehr: „Wir müssen einfach dranbleiben, den Schwung mitnehmen, und mit einem gewissen Selbstverständnis antreten. Bis dahin gelte: „Ausruhen, behandeln – dann gibt’s am Mittwoch wieder Vollgas!“